Kleine Verlage in Bedrängnis

Wenn Bücherverlegen sogar als Hobby zu teuer wird

13:17 Minuten
Illustration: Ein Mann im blauen Anzug steht auf einer Wolke, hält einen Regenschirm über sicht und liest in einem Buch. Außerdem sind andere, kleinere Männer in schwarzen bis grauen Anzügen mit Aktentaschen zu sehen, die wie Tropfen um ihn herum wirken.
Kleine Verleger sind ungemütliche Umstände gewohnt. Bei manchen wird das Büchermachen vom Brotberuf zum Hobby - als Zuschussgeschäft. © imago images / Ikon Images
Britta Jürgs und Andreas Köglowitz im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Schrumpfende Auflagen bis hin zur Geschäftsaufgabe – damit kämpfen vor allem kleinere Verlage. Auch der Unsichtbar-Verlag will aufgeben. Die wütende Erklärung dazu hat Wellen geschlagen. Die Entscheidung habe mehrere Gründe, sagt der Verleger.
Die Buchbranche ächzt bereits seit Jahren: Es werden weniger Bücher verkauft beziehungsweise man hat den Eindruck, es wird vor allem immer mehr dieselbe Art von Büchern verkauft - viele Bestseller anstatt oft aufwendiger, besonderer Bücher aus kleinen Verlagen. Und auch vom Verlagssterben, vor allem bei kleinen Verlagen, ist schon länger die Rede. Die Auflagen dort waren noch nie groß. Doch einer dieser Verleger hat jetzt eine wütende Erklärung darüber veröffentlicht, warum ihm die Lust an seinem Betrieb vergangen ist.
Der Text von Andreas Köglowitz, Verleger des Unsichtbar-Verlags, ist auf der Webseite des Börsenblatts erschienen und hat die Debatte in der Branche und darüber hinaus befeuert. Zu diesem Text mit der Ankündigung, seinen Verlag 2020 aufzugeben, hätten mehrere Gründe geführt, sagt Köglowitz. Einer davon sei der Rückgang der Auflagenhöhe gewesen. "Spezielle Büchern in der Nische" hätten sich früher gerechnet, wenn man 300 bis 400 Stück verkauft habe. Wenn man jetzt von solchen Büchern nur noch 50 Stück verkaufe, rechne sich das nicht mehr, erklärt er. "Man muss ein vernünftiges Lektorat, einen Satz machen, den Druck." Das müsse alles bezahlt werden. "Und dann wird aus einem Beruf eben ein Hobby, das Geld kostet."

Überwältigende Rückmeldungen aus allen Bereichen

In seinem Text auf Börsenblatt.net führt Köglowitz sechs Punkte an, die das Verlegen "selbst als Hobby äußerst unattraktiv machen" - angefangen bei der digitalen Welt, dem Smartphone, über ängstliche Buchhändler bis hin zu Problemen, die man als Leser nicht so mitbekommt, wie etwa mit Großhändlern. Das sind nur einige wenige von den Gründen, die sich in den vergangenen beiden Jahren angehäuft hätten, so der Verleger. Seinen bisherigen Hauptbroterwerb wolle er nun als Hobby weiterbetreiben. Er wolle noch Bücher machen, aber auf ein Verlagsprogramm verzichten.
Die Rückmeldung seien überwältigend gewesen, erzählt Köglowitz. Sie seien aus allen Bereichen gekommen: von Autoren, Lesern, Verlagen. Auch die Presse habe den Text aufgegriffen. "Es gab überall, leider eigentlich, eine Rückmeldung, dass es allen anderen Verlagen auch so geht, die vielleicht nicht jeden Punkt so teilen, aber doch in der Summe sieht es bei jedem kleinen Verlag gleich aus."

Forderung nach struktureller Förderung

Diese Situation bei kleinen Verlagen bestätigt Britta Jürgs, Verlegerin und Vorsitzende der Kurt-Wolff-Stiftung. Die Stiftung kümmert sich um zahlreiche kleine Verlage. "Diese Vielzahl an Komponenten, die uns in den letzten Jahren die Arbeit immer schwerer macht und auch unattraktiver macht, das kann ich nur bestätigen", sagt die Leiterin des Aviva-Verlags.
Es brauche eine Art von struktureller Förderung, "damit wir auch weiterhin die Bücher machen können, die wirklich wichtig sind und nicht nur das, was vielleicht gut verkauft wird". Preisgelder reichten da nicht aus.
Andreas Köglowitz betont, daneben gehe es um Sichtbarkeit. Die Onlinewelt reduziere sich "auf die Amazon-Startseite oder die Spiegel-Bestseller-Liste". Das Schaufenster für kleine Verlage werde immer kleiner.
(abr)
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