"Kleiner Mann - was nun?"

Erste Originalausgabe von Falladas Bestseller

Carsten Gansel im Gespräch mit Maike Albath |
Diese Woche erscheint erstmals die Originalausgabe von Hans Falladas Roman "Kleiner Mann - was nun". Hundert Seiten mehr warten nun auf die Leser, berichtet der Literaturwissenschaftler Carsten Gansel – und ein "viel authentischeres Bild der End-20er".
"Kleiner Mann - was nun?" machte Hans Fallada über Nacht zum international gefeierten Erfolgsautor. Die Geschichte über die Alltagssorgen von Pinneberg und Lämmchen fing die Stimmung der Zeit ein.
Erstmals erschien der Weltbestseller 1932 – allerdings in einer von seinem Verlag stark gekürzten Version. Nun liegt das Buch so vor, wie es Fallada tatsächlich verfasst hat. Es ist nun hundert Seiten länger, der Text sei "deutlich reicher", betonte der Gießener Literaturwissenschaftler Carsten Gansel im Deutschlandradio Kultur.

Die Botschaft ist immer noch die gleiche

Die Botschaft des Werks ist immer noch die gleiche – doch ansonsten hat sich laut Gansel viel verändert. So fänden sich bei allen Figuren Vertiefungen, es entstehe ein "viel authentischeres Bild der End-20er", sagte er. Fallada habe seinen Figuren in der Originalversion zudem politische Positionen in den Mund gelegt, die alle ins linke Lager tendierten – so sympathisiere Lämmchen deutlich mit den Kommunisten. Auch hier setzte der Verlag ehemals den Rotstift an.
Das alles zeigt, dass Fallada vieles klarer sah und differenzierter abzuwägen vermochte, als es das gedruckte Buch bislang vermuten ließ. Das Originalmanuskript wurde im Fallada-Archiv gefunden. Die Idee, danach zu suchen, sei bei einem Seminar entstanden, berichtet Gansel. Ausgangspunkt: Der große Erfolg, den die ungekürzte Neuausgabe von Falladas "Jeder stirbt für sich allein" verbucht hat.

Hans Fallada: Kleiner Mann - was nun?
Aufbau Verlag, Berlin 2016
448 Seiten, 22,95 Euro

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