Der Terroranschlag
Durch den Schock und den Tod unschuldiger Menschen verbreitet er Angst und Schrecken: der Terroranschlag. Und es ist die Macht der Bilder, auf die es der Attentäter abgesehen hat.
Der Terroranschlag ist gegenwärtig in der internationalen Politik der am meisten gefürchtete Gewaltakt. Terroranschläge wie die Angriffe 2001 auf die Twin Towers in New York oder 2005 auf vier U-Bahn-Züge in London oder 2008 auf mehrere öffentliche Gebäude in der indischen Metropole Mumbai galten nicht bestimmten Personen oder Personengruppen, erst recht nicht eigentlich den zerstörten Objekten. Der Terroranschlag, gleich ob er durch selbst zündende Bomben oder durch Selbstmordattentäter verübt wird, zählt vielmehr zur expressiven Gewalt. Sie ist zufallsadressiert. Auch wenn der Anschlag wichtige Einrichtungen oder Kontenpunkte des Verkehrs und der Kommunikation zerstört: Er folgt keiner klaren politischen Absicht, sondern legt es darauf an, durch Schock und den Tod unschuldiger Opfer ein irritiertes, geängstigtes Existenzgefühl hervorzurufen, das dann tief in den globalen Nachrichtenraum hineinstrahlt. Mehr noch als der Anschlag selbst wirken die Meldung und die Bilder von den Schäden, den Toten und Verletzten, die um den Erdball laufen. Der Terroranschlag ist eine blutige Nachricht.
Angst und Schrecken verbreiten
Angst und Schrecken verbreiten
Trotz seiner destruktiven Gewalt und trotz der großen Zahl von Menschenopfern, die er kostet, erreicht der Terrorakt fast niemals seine politischen Ziele. Das verbindet ihn mit einem ähnlich angelegten militärischen Gewalttyp, nämlich mit der Bombardierung von Städten und zivilen Einrichtungen. Allerdings können politische Gruppen, die stark motiviert, entschlossen und organisiert terroristische Anschläge ausführen, erhebliche politische Verunsicherung auslösen. Beispiele hierfür waren Organisationen wie die deutsche Rote Armee Fraktion, die baskische ETA oder die palästinensische Al Fatah; und gegenwärtig verbreiten die libanesische Hisbollah, die Afghanische Taliban-Miliz und neuerdings die salafistische Bewegung "Islamischer Staat" erheblichen Schrecken.
Überwachung als Antwort auf Terrorschläge
Eine weitere, ursprünglich keineswegs geplante Wirkung erzielen solche Anschläge auf einer anderen Ebene. Gegenwärtig verändern die Sorge vor Terrorakten sowie behördliche und geheimdienstliche Abwehrmaßnahmen tiefgreifend die Beziehungen vieler Staaten zueinander. Die USA und andere von Terror bedrohte Staaten haben zur Abwehr solcher Gewaltakte ein System der Kontrolle und Überwachung geschaffen, das einmal auf dem Territorium und an den Grenzen des jeweiligen Landes wirksam wird. In Großbritannien beispielsweise sind bis zu fünf Millionen Videokameras mit der Überwachung öffentlicher Räume beschäftigt. Im Zuge der Gefahrenabwehr werden so nicht selten die Grundrechte der Bürger missachtet. Überdies hat der Kampf gegen die Terrorgefahr, wie wir wissen, zu einer weltweiten rechtswidrigen Totalkontrolle der Telefon- und Internetkommunikation geführt. Mehr als der Terror, gefährdet heute die Terrorabwehr die Freiheit.