Feuerpause
Der Weg zu einem dauerhaften Frieden zwischen zwei kriegführenden Konfliktparteien ist lang - und die Feuerpause ist nur der erste Schritt.
Heute werden die Begriffe Feuerpause, Waffenstillstand oder Waffenruhe häufig gleichbedeutend verwendet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das noch anders. Von einer Feuerpause sprach man, wenn das Schießen mit einer Feuerwaffe für kurze Zeit unterbrochen wurde. Im Unterschied zur Feuerpause war der Waffenstillstand eine Vereinbarung zwischen kriegführenden Armeen. Dabei dienten der zeitlich begrenzte Waffenstillstand oder die Waffenruhe dazu, die Toten beerdigen und die Verwundeten bergen zu können. Eine solche Unterbrechung der Kampfhandlungen konnten die Befehlshaber der militärischen Einheiten treffen. Aber es braucht einen von den Regierungen der Konfliktparteien unterzeichneten Waffenstillstand, damit sämtliche Kampfhandlungen eingestellt werden. Der Weg zum Frieden sollte über die Waffenruhe und den Waffenstillstand führen.
Hoffnung auf einen Waffenstillstand
Im gegenwärtigen Ukraine-Konflikt sollte ein Waffenstillstand auf anderem Wege herbeigeführt werden. Als sich die Außenminister aus Moskau, der Ukraine, Paris und Berlin vor kurzem zu Gesprächen trafen, wurde in der Ostukraine gekämpft. Gerade weil ein Ende der Kämpfe nicht abzusehen war, hatte der deutsche Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, seine Amtskollegen eingeladen. In diesem Konflikt war ein zeitlicher begrenzter Waffenstillstand nicht die Voraussetzung, um sich an den Verhandlungstisch zu setzen, sondern das Ziel. Inzwischen sind der russische Präsident und der Präsident der Ukraine miteinander im Dialog, und die Weltöffentlichkeit hofft auf ein Waffenstillstandsabkommen.
Auf dem Weg zu einem langfristigen Frieden?
Im Nahen Osten wiederum waren seit Beginn des jüngsten Gaza-Kriegs immer wieder Waffenruhen für eine bestimmte Zeit vereinbart worden, die jedoch waren bereits Makulatur, als in den Nachrichten darüber berichtet wurde. Nun aber, nach 50 Tagen Krieg, befinden sich die Konfliktparteien auf dem Weg zur Unterzeichnung eines Friedensvertrages, denn zuletzt ist eine "unbefristete Waffenruhe" vereinbart worden. Der "Einstellung des Feuers" stimmte auch der israelische Ministerpräsident zu. Allerdings fällt es im israelisch-palästinensischen Konflikt so schwer wie nirgendwo sonst auf der Welt, an einen langfristigen Frieden zu glauben. Es wäre keine Überraschung, wenn sich der Waffenstillstand doch nur als eine Feuerpause erwiese.
Der Historiker Heinrich August Winkler hat in einem Artikel über die Entwicklung vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg den französischen General und späteren Staatspräsidenten Frankreichs, Charles de Gaulle, zitiert. 1941, also mitten im Zweiten Weltkrieg, sagte de Gaulle: "Der Krieg gegen Deutschland hat 1914 begonnen. Der Vertrag von Versailles hat ihn keineswegs beendet. Es hat nur einen Waffenstillstand gegeben, in dessen Verlauf der Feind seine Angriffskraft widerherstellte. In Wirklichkeit befindet sich die Welt also im Dreißigjährigen Krieg."