Frieden
Frieden ist als ein Zustand definiert, in dem organisierte Gewaltanwendung zur Durchsetzung politischer Ziele ausgeschlossen ist. Die Menschen können sich auf das Gewaltverbot verlassen, denn es gibt Strukturen und Akteure, die dafür sorgen, dass es eingehalten wird.
Der Gegenbegriff zum Frieden ist also Krieg als eine begrenzte Zeit, in der organisierte Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele angewandt wird. Die politische Theorie kennt aber auch den "Naturzustand", in dem die Trennung von Krieg und Frieden noch nicht erfolgt ist, sondern eine diffuse Gewalt herrscht. Jüngere Arbeiten gehen davon aus, dass dieser "Naturzustand" die gewaltsamste Etappe der menschlichen Geschichte gewesen ist, in der durchschnittlich 20 Prozent der Bevölkerung eines gewaltsamen Todes gestorben sind.
Historisch ist die Erfindung des Friedens eine Folge der neolithischen Revolution, also des Übergangs von der Jäger- und Sammlergesellschaft zu Ackerbau und Viehzucht: Während die nomadisierenden Jägerverbände sich in permanenter Gewaltbereitschaft nicht nur gegen ihre Beute, sondern auch gegen Konkurrenten um das Lebensnotwendige befanden, ist Frieden die Lebensgrundlage der Bauern.
Weil ihr wachsender Wohlstand sie jedoch für Überfälle und Raubzüge attraktiv macht, bleibt der Krieg ein ständiger Begleiter ihrer Lebensführung. Der aber ist eine Last, und so kommt der Wunsch nach einem ewigen Frieden auf. Der Prophet Jesajah beschreibt diesen Wunsch ebenso wie der römische Dichter Vergil: Für beide ist der langewährende Friede freilich die Folge eines göttlichen Wunders, nicht menschlichen Tuns.
Mit der Entstehung von Imperien lassen sich dann auch lange Friedensperioden beschreiben, die nach den jeweiligen Großreichen benannt werden: pax romana, pax britannica, pax americana und so weiter.
Vorstellungen des ewigen Friedens im 18. Jahrhundert
Vom Imperialen Frieden zu unterscheiden ist der Kompromiss- oder Verhandlungsfriede, in dem eine Anzahl von Mächten übereingekommen ist, in Frieden miteinander zu leben. Aber ein solcher Frieden ist von äußeren Konstellationen abhängig und bleibt darum stets prekär.
Freilich verfallen auch Imperien, und mit ihrem Niedergang endet dann auch der imperiale Frieden. Im 18. Jahrhundert taucht erstmals beim Abbé de St. Pierre, dann bei Rousseau und Kant die Vorstellung eines ewigen Friedens auf, der nicht das Ergebnis göttlichen Eingreifens, sondern menschlichen Tuns ist.
In seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" hat Immanuel Kant eine Verbindung von Handelsgeist, republikanischer Ordnung und internationalen Verträgen als Grundlage und Gewähr eines dauerhaften Friedens entworfen. In der Charta der Vereinten Nationen ist diese Idee in die normative Basis der Weltordnung umgesetzt worden – ohne dass damit jedoch ein globaler Friede politisch-praktisch je hätte durchgesetzt werden können.