Die Politik muss einfach nur nichts tun
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Momentan heben wieder die Urlaubsflieger ab - verheerend für das Klima. Doch ein schlechtes Öko-Gewissen bringe nicht viel, meint der Klima-Experte Michael Kopatz. Er schlägt vor, die Anzahl der Starts und Landungen auf dem jetzigen Niveau einzufrieren.
Urlaubszeit - Flugzeit. Seit der Klimaschutz durch die Fridays for Future-Proteste in den Mittelpunkt der politische Debatte gerückt ist, beschleicht so manchen Urlauber an deutschen Flughäfen ein mulmiges Gefühl. Von "Flugscham" ist die Rede.
Optimisten hoffen vor diesem Hintergrund auf einen kulturellen Wandel. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gehört nicht zu ihnen. Er glaube nicht daran, sagte der Experte im Deutschlandfunk Kultur.
"Seit 30 Jahren reden wir über Klimapolitik und Umweltschutz", betonte er. An den Schulen werde unterrichtet, wie man Wasser und Energie sparen könne. An den Universitäten gebe es diverse Studiengänge und Schwerpunkte, es gebe Umweltschutzkampagnen und Bildungsarbeit: "All das haben wir, aber die Leute sind nicht weniger geflogen, sondern mehr." Die Deutschen seien trotz allem immer mehr Auto gefahren, die Autos seien immer schwerer geworden, die Häuser immer größer.
Moralisches Wissen hilft nicht weiter
"Offenbar hat das ganze moralische Wissen, das die Menschen haben, nichts bewirkt", sagte Kopatz.
Ein kollektiv versursachtes Problem könne nicht individuell gelöst werden, so der Wissenschaftler. Er sieht deswegen die Politik am Zug. Die muss sich seiner Ansicht nach noch nicht mal besonders anstrengen. Denn was das Fliegen angehe, müsse die Bundesregierung einfach nur nichts tun, sagte er.
Wenn die Flughäfen nicht ausgebaut und keine weiteren Slots für Starts und Landungen vergeben würden, könne der Flugverkehr nicht weiter wachsen, sagte Kopatz. Damit wäre dem Klima bereits geholfen. Auch im Straßenbau würde er dementsprechend verfahren. Wenn keine neuen Straßen gebaut würden, könne man die Lkw-Transporte begrenzen. Zugleich forderte er, den Bahnverkehr durch Investitionen zu stärken. "Das wäre das Mindeste, was man tun müsste", meinte Kopatz.
(ahe)