Hörvergnügen trotz Überzeugungsarbeit
30:42 Minuten
Podcasts können auf besondere Weise Hörern schwierige Themen nahebringen und sie begeistern. Das möchte auch "1,5 Grad" mit Luisa Neubauer schaffen. Doch die Dringlichkeit des neuen Formats ist Geschmackssache.
Bei einem Gespräch über das Klima geht es längst nicht mehr nur um Zahlen, Fakten und Zusammenhänge. Das Thema ist emotional aufgeladen und lädt zu Debatten ein. Das haben auch die "Fridays for Future"-Demonstrationen gezeigt. Sie sind Manifestation der Besorgnis, die junge Menschen wegen des Klimawandels und dessen Folgen für die Zukunft unseres Planeten haben. Die Aktivisten möchten ihre Mitmenschen dazu bewegen, das eigene Verhalten zu überdenken und zu ändern.
Doch es gibt auch den Teil der Bevölkerung, der trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse den Klimawandel anzweifelt. Zwischen diesen Extremen finden sich viele wieder, die noch zu wenig über das Thema wissen und nach einem Rettungsanker in der Informationsflut suchen. Hier kommen Podcasts ins Spiel.
Der Appell von Luisa Neubauer
Luisa Neubauer kennen die meisten als das Gesicht der "Fridays for Future" - Bewegung in Deutschland. Seit November dieses Jahres steht auch Podcasterin in ihrer Vita. "1,5 Grad - der Klimapodcast mit Luisa Neubauer" ist ein Spotify Original, dass sich zum Ziel gemacht hat, mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern Facetten der Klimakrise zu beleuchten und Lösungsansätze zu bieten.
In der ersten Folge spricht Neubauer mit der Schauspielerin Jane Fonda und dem renommierten Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Protagonistin in der zweiten Folge ist ihre Oma, die die Aktivistin sehr geprägt hat.
Sowohl in der Wortwahl Neubauers als auch im Einsatz der Musik schwingt bei den rund einstündigen Folgen eine gewisse Dringlichkeit mit. Das gefällt "Über Podcast"-Host Heiko Behr bei diesem Podcast sehr: "Das hat etwas Dramatisierendes. Ich meine das in diesem Fall aber positiv. Das ist ein Drama, das vor unsere Augen passiert. Da braucht es Aufmerksamkeit."
Der Ton macht die Musik
Ganz anders ergeht es der Journalistin Anja Krieger, die das Fordernde von "1,5 Grad" stört. Sie überzeugen vielmehr Podcasts, die spannend erzählen und über das übliche Gesprächsformat hinausgehen: "Ich fühle mich nicht abgeholt. Ich mag lieber Hosts, die mich so mit Ruhe und Verständnis bei meiner Neugierde abholen."
Einer der Podcasts, den sie empfiehlt heißt "Drilled" von Critical Frequency. Die Macher nennen ihn selbst den ersten True-Crime-Klima-Podcast. Hier werden Hintergründe zur Klimakrise in einer Reportage erzählt und mit spannender Musik verpackt.
Krieger hört nicht nur leidenschaftlich gerne Klima-Podcasts, sondern ist auch die Macherin von "Plastisphere". Dieser Podcast beleuchtet die unterschiedlichsten Aspekte rund um das Thema Plastik und hat dabei nicht selten auch Überschneidungen mit klimarelevanten Themen.
Mit den Hosts von "Über Podcast" spricht Krieger auch noch über "How to save a planet" aus dem Hause Gimlet, das mittlerweile auch zu Spotify gehört. Hier können Hörer Fragen stellen, die von den Moderatoren Alex Blumberg und Ayana Elizabeth Johnson zusammen mit Experten beantwortet werden. Hörerbeteiligung sei eine ganz besondere Stärke von Podcasts, findet Krieger.
Am Medium Podcast mag die Journalistin vor allem, dass die Macher und die Hörer sich Zeit nehmen: "Die Leute haben eine Bereitschaft, in die Tiefe zu gehen. Das ist bei einem so komplexen Thema wie dem Klima sehr wichtig, dass man wirklich mal Hintergründe erfährt, wie das alles zusammenhängt."