Klimaaktivismus in Museen
Der richtige Ort für Kunstblutflecken? In der Alten Nationalgalerie Berlin hat eine Frau das verglaste Gemälde "Clown" von Henri de Toulouse-Lautrec und die Wandbespannung mit einer Flüssigkeit beworfen. © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Debatten statt Dämonisierung
10:58 Minuten
Museen weltweit warnen vor Beschädigungen von Kunst durch Aktivismus. Der Direktor der Hamburger Kunsthalle beschwichtigt: Bislang sei nichts beschädigt worden. Museen seien der richtige Ort für derartige Debatten und müssten sich ihnen stellen.
Mehr als 90 wichtige Museen aus aller Welt haben die Protestaktionen von Klimaaktivisten an Kunstwerken verurteilt. Die Direktoren u.a. des Prado in Madrid, des Pariser Louvre und der Uffizien in Florenz sorgen sich um die "Empfindlichkeit dieser unersetzlichen Objekte".
Auch wenn sich der Direktor der Hamburger Kunsthalle Alexander Klar diesen Warnungen nicht anschließt, so sagt er doch: "Es tut weh, wenn man in den Mittelpunkt von Aktivismus gerät."
Nichtsdestotrotz seien diese Schmerzen bislang vor allem Phantomschmerzen: "Bis zum heutigen Tag ist keines der Kunstwerke zu Schaden gekommen."
"Sie wissen, was sie tun"
Er verstehe deshalb "den Furor nicht, mit dem darüber hergezogen wird." Natürlich seien die Werke in seinem Museum in seiner Obhut, aber in seinen Augen wüssten die Aktivisten ziemlich genau, was sie da tun. Er fügt einschränkend an: "Sie nehmen natürlich billigend in Kauf, dass es auch mal daneben gehen kann."
Tatsächlich kann sich Alexander Klar vorstellen, auch mit den Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" in der Hamburger Kunsthalle zusammenzuarbeiten und steht mit ihnen in Kontakt: "Ich wurde von Aktivistinnen angeschrieben." Klar sieht Museen allgemein als eine Plattform, auf der viele Leute einen Ort für sich finden sollen und wo sich auch zusammenfinden lasse.
Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen, wie es jetzt einige Museen in Europa fordern, das steht laut Alexander Klar konträr zu dem Anspruch, für alle offen zu sein. Man könne sowieso schon nur eine kleine Tasche mit ins Museum nehmen, da gebe es eine gewisse Barriere, doch, so der Direktor der Hamburger Kunsthalle: "Der Klebstoff hat auch in der kleinsten Tasche Platz und der Kartoffelbrei kann auch am Körper getragen werden."
Es werde also nie volle Sicherheit geben, ist Alexander Klar überzeugt. "Wir werden uns nicht abschotten können und wollen."
Museen als der richtige Ort für die Debatte
Tatsächlich, so sagt er, verhandele die Gesellschaft derzeit am Beispiel von Kultur ein gesellschaftspolitisches Anliegen. Dem müssten sich die Museen stellen. Klar hält sie für die richtige Plattform: "Wo sonst sollte man diese Debatte gerade führen?"
Präventivhaft für Klima-Aktivisten, wie die CSU sie fordert, findet Alexander Klar "albern". Auch für die Museen selbst sieht er eine wichtige Auseinandersetzung angestoßen: Wie hoch ist das Gut des internationalen Kunst-Austausches versus Klimaschutz? "Das verhandeln Museen gerade für die Gesellschaft."
Feststeht für den Direktor der Hamburger Kunsthalle: "Es wird so nicht weitergehen können." Die Klima-Protestler sieht er gesellschaftlich als "die Flagge, die jetzt recht deutlich geschwenkt wird."