"Corona ist nicht die Lösung der Klimakrise"
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Die CO2-Emissionen sind 2019 überraschend deutlich gesunken. Der Journalist Martin Bialecki freut sich darüber - ist aber zugleich besorgt, dass eine durch das Coronavirus ausgelöste Rezession den Klimaschutz um Jahre zurückwerfen könnte.
Die CO2-Emissionen sind im Jahr 2019 deutlich gesunken, und zwar um 6,3 Prozent. Der Journalist Martin Bialecki hält das für eine nur teilweise gute Nachricht. Denn zum einen müsse man den sehr warmen Winter berücksichtigen. Und zum anderen seien die Werte in den Bereichen, wo es um persönliches Verhalten gehe - also Autoverkehr, Heizen, Flugverkehr - nicht etwa gesunken, sondern gestiegen. "Immer, wenn es um das persönliche Verhalten von Menschen geht, wird es eben offensichtlich schwierig."
Der Rückgang komme also allein aus einem Rückgang bei der Kohleverstromung, so Bialecki weiter. So werde es nicht klappen, die Emissionen bis 2030 wie geplant um 55 Prozent zu senken. Dafür müsste auch in anderen Bereichen gespart werden. "Das wird auf keinen Fall funktionieren ohne zusätzliche Maßnahmen", sagt der Chefredakteur der Zeitschriften "Internationale Politik" und "Berlin Policy Journal".
Wie wirkt sich das Coronavirus aufs Klima aus?
Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Klimaschutzbemühungen könne man derzeit noch nicht abschätzen, sagte Bialecki. Aber klar sei, dass die Emissionen wegen der schrumpfenden Wirtschaft sinken würden. Eine Lösung der Klimakrise sei das aber nicht. "Vor allem kann so ja keine vernünftige Politik aussehen, die nicht versucht, die Klimapolitik eigenständig zu fahren, sondern die sagt: 'Hey, jetzt ist alles gut, weil wir jetzt ja gesunkene Werte haben'."
Bialecki befürchtet, dass nach einem Corona-bedingten Wirtschaftsabschwung das Thema Klima auf Jahre hinaus in Vergessenheit geraten könnte. Es gebe bereits erste Stimmen in diese Richtung, die dafür plädierten, das Klimathema erst einmal hintenanzustellen und sich stattdessen darauf zu fokussieren, dass das Land voran komme und die Wirtschaft wieder Tritt fasse.
Gegen eine solche Haltung helfen nur Appelle, findet Martin Bialecki: "Wir müssen immer wieder klar machen: Trotz Corona gibt es dieses alles überwölbende Thema Klima. Und wenn es möglich ist, kann man vielleicht sogar den Schwung aus dieser Coronakrise nutzen." Denn Corona zeige ja, dass es möglich sei , zusammenzuarbeiten, sich unterzuhaken, solidarisch zu sein. Wenn das bei einer akuten Krise wie beim Coronavirus klappe, dann vielleicht ja auch bei einer, "die weniger greifbar ist, aber länger dauert."