Klimagipfel

Große Erwartungen in Lima

Generalsekretärin des UN-Klimaschutzsekretariats (UNFCCC) Christiana Figueres (l.) und Perus Umweltminister Manuel Pulgar Vidal (r.)
Generalsekretärin des UN-Klimaschutzsekretariats (UNFCCC) Christiana Figueres (l.) und Perus Umweltminister Manuel Pulgar Vidal (r.) © picture-alliance / dpa / Paolo Aguilar
Von Georg Ehring |
Auf der Klimakonferenz in Kopenhagen vor fünf Jahren wurde die Chance für einen globalen Klimaschutzvertrag vertan. Doch dieses Mal in Lima sind die Voraussetzungen günstiger. Die Unterhändler wollen den Erfolg, meint Georg Ehring.
Alles wird gut – das könnte das Motto des Klimagipfels von Lima sein, wenn er denn eines hätte. Man reibt sich verwundert die Augen: Wohin man sieht, überwiegend erwartungsvolle Gesichter, Optimismus bei den Unterhändlern. Ja, es gibt erhebliche Differenzen, sonst bräuchte man gar nicht zu verhandeln. Aber sie scheinen überwindbar und Lima könnte in der Tat die Blaupause liefern für einen weltumspannenden Klimaschutzvertrag.
Klimaschutz ist billiger geworden
Vor fünf Jahren war in Kopenhagen ein ähnlicher Versuch krachend gescheitert, doch dieses Mal ist einiges anders. Erstens: Bei der Konstruktion des Vertrages hat die Weltgemeinschaft dazugelernt: Die einzelnen Staaten sollen selbst entscheiden, wie viel Klimaschutz sie schaffen, wie stark sie den Ausstoß von Treibhausgasen begrenzen. In Kopenhagen sollte jedes Land Auflagen akzeptieren, damit insgesamt genügend Klimaschutz herauskommt. Hierzu waren viele Länder nicht bereit. Ein erneutes Scheitern würde den internationalen Klimaschutz unglaubwürdig machen. Die Unterhändler gehen heute auffallend pfleglich miteinander um, sie wollen den Erfolg.
Zweitens: Klimaschutz ist viel billiger geworden, er ist ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft. Solar- und Windenergie ist in vielen Ländern konkurrenzfähig mit Kohlekraftwerken. Wenn die Umweltschäden durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas mit eingerechnet werden, ist sie oft sogar günstiger.
Brasilien und Indien wollen nachziehen
Drittens: Nicht nur die Europäische Union, auch die USA und China haben Pläne vorgelegt, wie sie die CO2-Emission begrenzen wollen. Das setzt andere große Emittenten unter Druck, Brasilien und Indien zum Beispiel denken öffentlich über eigene Pläne nach und werden sie aller Voraussicht nach in den nächsten Monaten einreichen.
Wird also alles gut? Das ist leider nicht ausgemacht. Denn auf der Strecke bleiben könnte ausgerechnet – das Klima. Es könnte sein, dass die Welt aus lauter Angst vor dem Scheitern einen Vertrag mit viel zu wenig Substanz akzeptiert.
Zwei-Grad-Ziel noch zu hoch
Maßstab muss das Ziel sein, die Erderwärmung auf zwei Grad verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass dieses Ziel eher noch zu hoch ist: Gewaltige Wirbelstürme wie der über den Philippinen gewinnen durch den Klimawandel noch an Zerstörungskraft. Das erleben wir schon bei einer Erwärmung um weniger als ein Grad, wie sie heute bereits eingetreten ist.
Noch steigt der Ausstoß von Treibhausgasen, noch gehen in vielen Ländern neue Kohlekraftwerke ans Netz, noch werden Urwälder in großen Stil gerodet. Die Welt braucht einen Klimavertrag, der diesen verhängnisvollen Trend schnell umkehrt.
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