Klimakonferenz in Glasgow
Demonstranten fordern mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung. © imago images / Vuk Valcic
Die "Koalition der Willigen" soll vorangehen
07:03 Minuten
Kann der Klimagipfel in Glasgow etwas bewirken? Optimistisch stimme, dass Druck nun nicht nur von Fridays for Future, sondern auch aus der Wirtschaft komme, sagt der Soziologe Fritz Reusswig. Das ermutige Regierungen, beim Klimaschutz voranzugehen.
Bis zum Ende dieser Woche werden auf dem Klimagipfel in Glasgow wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Planeten getroffen. Der Soziologe Fritz Reusswig ist "vorsichtig optimistisch" bei seiner Einschätzung, welche Ergebnisse erzielt werden können. Reusswig arbeitet am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Neue Optionen wegen anderer Struktur
Bereits 2015 seien beim Pariser Klimagipfel wichtige Veränderungen für die Entscheidungsfindung getroffen worden – weg vom Ideal eines kollektiven Konsenses:
"Seitdem setzen wir sehr stark international auf Freiwilligkeit. Das hat den Vorteil, dass jetzt die Koalition der Willigen vorangehen kann und man nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner warten muss."
Zudem sei die nationale Klimapolitik sehr viel wichtiger geworden und auch die Zivilgesellschaft sehr viel stärker organisiert als noch vor zehn Jahren.
Druck aus der Gesellschaft
"Das betrifft nicht nur Fridays for Future, das betrifft auch Organisationen der Wirtschaft und der Finanzwelt. Und das finde ich eigentlich das spannende, was man auf dem Gipfel vielleicht nicht so ganz deutlich sieht." Diese Akteure müssten mit ihren Ideen bei den Entscheidungen miteinbezogen werden.
Sehr wichtig bleibe der Druck aus der Zivilgesellschaft und den Medien auf die nationalen Regierungen. Dies führe dazu, "dass sie auch mal vorangehen. Das sehen wir in manchen Ländern und das kann auch ganz gut funktionieren."
Veränderungen im Alltag
Dass viele populistische Parteien gegen Klimamaßnahmen aufgestellt seien, mache den Transferprozess sehr viel schwieriger. Doch wichtiger sei für ihn die Haltung der Wählerinnen und Wähler dieser Parteien. So stimmten 50 Prozent der AfD-Wähler der Aussage zu, dass der Klimawandel eine große Bedrohung ist:
"Also nicht für die Welt, sondern für Deutschland. Das sollte uns Anlass geben, in den Dialog zu kommen mit denen, die noch nicht ganz verbohrt sind." Viele zweifelten nicht so sehr daran, ob die Wissenschaft richtigliege, sondern fragten sich, was der Klimawandel für das eigene Leben bedeute.
"Werde ich meine Miete noch bezahlen können? Wie ist das mit dem Autofahren?" Bei diesen Themen müsse man diese Leute "abholen", weil es einer konsistenten nationalen Klimapolitik bedürfe.
Klimafeindliche Subventionen beenden
Kritisch sieht Reusswig, dass die Nutzung fossiler Energie in Deutschland noch immer mit 50 Milliarden Euro jährlich subventioniert wird und andererseits der Kohlendioxid-Ausstoß verringern werden soll. Die Kosten und Folgen für die Umsetzung von Klimamaßnahmen müssten sozial gerecht geregelt werden.
"Wenn wir das alles tun, graben wir dem populistischen Narrativ das Wasser ab."