Klimaneutrale Tourneen

Wie Massive Attack Konzerte grüner machen will

06:28 Minuten
Die Trip-Hop-Band Massive Attack bei einem Auftritt in Berlin im Jahr 2018
Eintrittskarten kombiniert mit Tickets für den öffentlichen Nahverkehr: Die Band Massive Attack bemüht sich, klimafreundlich zu agieren. © imago / Pop-Eye / Peng
Christopher Jones im Gespräch mit Oliver Schwesig |
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Auch Bandtourneen verursachen klimaschädliches Kohlendioxid. Die englischen Trip-Hopper von Massive Attack haben ihre Konzerttouren wissenschaftlich untersuchen lassen. Jetzt gibt es eine Roadmap, die zeigt, wie jede Menge CO2 eingespart werden kann.
In der Musikindustrie rauchen zwar nicht allzu viele Schlote. Aber der CO2-Ausstoß – und damit der Anteil an der Klimaerwärmung – ist vor allem bei Tourneen nicht unerheblich. Er ist längst Thema bei Fans und bei Musikerinnen und Musikern. Die Band Coldplay hat angekündigt, sie werde erst wieder auf Tour gehen, wenn dies CO2-neutral zu bewerkstelligen sei.

Roadmap mit konkreten Zielen

Die englische Trip-Hop-Band-Band Massive Attack ist die Sache anders angegangen: 2019 hat sie das britische Tyndall Research Center for Climate Change beauftragt, den CO2-Ausstoß der eigenen Tourneen zu messen. Auf Grundlage dieser Daten hat das Institut jetzt eine Roadmap veröffentlicht, einen Maßnahmenkatalog, mit dem große Tourneen klimafreundlicher bis CO2-neutral werden können.
Themen sind: der Energieverbrauch bei Konzerten; die Emissionen, die bei Anreise von Musikerinnen und Musikern sowie Fans entstehen; außerdem der Konsum von Getränken und Speisen bei Konzerten und Festivals. Die Roadmap gibt konkrete Ziele bis zum Jahr 2035 vor.
Christopher Jones vom Forschungsteam des Tyndall Research Centers sagt, Bands auf Tournee verursachten "sehr viel mehr CO2, als nötig wäre".

Auf internationale Tourneen nicht verzichten

Vor allem der Transport spiele "eine ganz große Rolle", so Jones. "Es wird eine Menge Equipment durch viele Länder bewegt, und auch der Zeitplan, dem Tourneen in der Regel unterliegen, benötigt viele fossile Energieträger."
Da gebe es viel CO2-Einsparpotenzial, zum Beispiel durch Modelle, bei denen nicht so viel Ausrüstung bewegt werden muss. Weniger zu reisen und auf andere Transportmittel umzusteigen seien weitere Möglichkeiten. "Aber auch die Veranstaltungsorte selbst können viel CO2 einsparen."
Dennoch müsse man pragmatisch sein, was internationale Tourneen und Interkontinentalflüge angehe, betont Jones. "Ganz auf solche Tourneen zu verzichten, ist sicher auch nicht wünschenswert." Es sei schon viel gewonnen, "wenn nicht tonnenweise Ausrüstung mit Flugzeugen transportiert werden muss, sondern das Equipment an den Veranstaltungsorten bereitgestellt wird".

Die Veranstalter wollen handeln

Laut Jones hat der Interessensverband der britischen Veranstaltungsindustrie (LIVE) großes Interesse an dem Thema. Dieser habe den Thinktank Julie’s Bicycle gegründet, der Festivals und Umweltorganisationen zusammenbringt. "Das Interesse aufseiten der Musikindustrie ist sehr groß und auch die Ungeduld. Wir sind sehr zuversichtlich, dass unsere Vorschläge dort gut aufgenommen werden", so Jones.
(abr)
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