Wie man gute Vorsätze wirklich umsetzt
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Energie sparen, weniger Auto fahren, keine Plastiktüten: Gute Vorsätze scheitern oft an Bequemlichkeit. Der Politikanalyst Hendrik Bruns hat untersucht, was geschehen muss, damit beim Klimaschutz auf gute Absichten auch entsprechendes Handeln folgt.
Mehr Klimaschutz – das wollen fast alle. Aber wenn es dann konkret wird, greifen viele Verbraucher im Supermarkt doch zur Plastiktüte, statt den Stoffbeutel von zu Hause mitzubringen.
Dass es uns so schwerfällt, guten Vorsätzen auch entsprechende Taten folgen zu lassen, liegt dem Politikanalysten Hendrik Bruns zufolge zum einen an unserer Bequemlichkeit. Aber zum anderen auch an einer Infrastruktur, die diese Bequemlichkeit begünstigt.
Etwa, indem Supermärkte Plastiktüten leicht zugänglich anbieten: "Selbst wenn man sich vorher vielleicht vorgenommen hat, heute nehme ich mal keine, sondern ich krame meinen Jutebeutel aus meinem Rucksack – dann nimmt man vielleicht doch die Plastiktüte, weil es einfach ist."
Der Politikanalyst beim "Joint Research Centre (JRC)" der EU-Kommission beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Frage, wie wir gute Absichten in konkretes Verhalten übersetzen können. Und da gilt, so Bruns: Je einfacher eine Entscheidung gemacht wird, desto eher werde sie auch getroffen. "Das ist wirklich das Wichtigste, gerade im Umweltbereich."
Menschen orientieren sich am Verhalten anderer
Dabei helfen vor allem Vorbilder und soziale Normen – denn Menschen orientieren sich in ihrem Verhalten gern an dem ihrer Mitmenschen. Als Beispiel nennt Bruns Stromrechnungen aus den USA, die Informationen über das durchschnittliche Verbrauchsverhalten von Nachbarn enthalten.
"Wenn da ein Mensch auf seiner Rechnung sieht, irgendwie verbrauche ich 50 Prozent mehr als meine Nachbarn, dann muss ja eventuell irgendwas falsch laufen bei mir." Außerdem seien auf der Rechnung auch noch Stromspartipps aufgeführt: "Das führt dazu, dass Leute dann ihren Stromverbrauch reduzieren."
Mit dem SUV zum Bioladen
Ein weiterer Aspekt im Umweltverhalten ist offenbar sogenanntes "moral licensing", also sich Umweltschädigendes zu erlauben, wenn man auf der anderen Seite Gutes getan hat. Klassisches Beispiel: mit dem SUV zum Bioladen fahren. Oder: sich eine Flugreise gönnen, weil man ja immer Biolebensmittel einkauft.
Bruns findet solches Verhalten einerseits verständlich: "Man will ja nicht immer der gute Samariter sein, gerade wenn man weiß, dass andere Menschen vielleicht überhaupt nicht darüber nachdenken."
Andererseits sei es gefährlich: Denn irgendwann rutsche die Bilanz dann möglicherweise doch ins Minus, "weil der Urlaub dann doch ein bisschen schwerer wiegt als das Biogemüse, was man einkauft".
(uko)