Klimastreik

"Klimagerechtigkeit ist weiterhin nicht wählbar"

09:39 Minuten
Demonstrierende beim globalen Klimastreik von Fridays for Future in Berlin. Sie halten Transparente mit Sprüchen wie "Planet over profit".
"Planet over Profit": Beim Klimastreik in Berlin sollen nach Angaben von Fridays For Future 100.000 Menschen auf der Straße gewesen sein. © picture alliance/Geisler-Fotopress/Frederic Kern
Pauline Brünger im Gespräch mit Nicole Dittmer |
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Zwei Tage vor der Bundestagswahl demonstrieren Hunderttausende beim Klimastreik. Pauline Brünger von Fridays For Future sagt: Ohne Druck von der Straße werde wohl auch die nächste Bundesregierung keine Politik für das 1,5-Grad-Ziel machen.
"Uproot the system" – "Entwurzelt das System" – war das Motto für den achten globalen Klimastreik an diesem Freitag, zu dem die Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten von Fridays For Future aufgerufen hatten. In mehr als 1000 Städten weltweit wurde demonstriert. Kurz vor der Bundestagswahl lag der Schwerpunkt der Proteste in Deutschland. In Berlin sollen nach Angaben von Fridays For Future 100.000 Menschen auf der Straße gewesen sein. In ganz Deutschland hätten sich mehr als 600.000 Menschen an den Aktionen beteiligt.
Pauline Brünger, Sprecherin von Fridays for Future aus Köln, nannte den Klimastreik "ein unfassbares klimapolitisches Signal an die ganze Republik". In Köln sei die Stimmung zwiegespalten gewesen. Einerseits spüre man den großen Wunsch nach Veränderung, andererseits auch die Wut und die Verzweiflung junger Menschen.

Parteien, die sich aus der Verantwortung ziehen

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz plakatiert derzeit, er sei der Kanzler für Klimaschutz, und dankte an diesem Freitag auch Fridays For Future auf Twitter für ihr Engagement. "Wenn Scholz uns für unsere Proteste dankt, dann versteht er nicht so richtig, dass wir ja eigentlich gegen seine Regierung auf der Straße sind", erklärt Brünger dazu. Sie habe das Gefühl, dass sich die SPD und auch andere Parteien sich aus der Verantwortung für die Politik der vergangenen Jahre ziehen wollten. Die SPD halte zudem immer noch am Kohleausstieg 2038 fest.
"Bisher sieht es nicht so aus, als würden wir nach der Bundestagswahl eine Regierung haben, die gerechte 1,5-Grad-Politik umsetzt, ohne dass es nicht auch weiterhin großen, großen Druck von der Straße gibt", sagt die Klimaaktivistin.
Gleichzeitig gebe es fundamentale Unterschiede zwischen den Plänen der Parteien für den Klimaschutz: "Von Parteien, wo man das Gefühl hat, die wollen die Klimazerstörung noch aktiv vorantreiben und welchen, wo man denkt, okay, die begeben sich zumindest mal in die richtige Richtung." Es gehe aber nicht darum, welche Partei es ein bisschen besser mache, sondern wer endlich mal genug mache, sagt Brünger. "Klimagerechtigkeit ist weiterhin nicht wählbar."

Ehrlicher über die Klimakrise sprechen

Die Klimaaktivistin spricht von einer "großen Unehrlichkeit in der Politik" in Bezug auf die dramatischen Folgen und auch Kosten einer weiter eskalierenden Klimakrise. Wie momentan über die Klimakrise gesprochen werde, sei problematisch: So werde Klimapolitik von Parteien genutzt, um soziale Ängste zu schüren. Gleichzeitig würde trotz einer drohenden Katastrophe nur sehr kleinteilig diskutiert, etwa pro und contra Tempolimit.
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