Klimawandel - ein drohender Alptraum
Tim Flannery ist in der Welt der populären Wissenschaft kein Unbekannter: Der Australier ist Autor zahlreicher Bücher und hat mehrere Dokumentarfilme gedreht. In seinem neuesten Buch "Wir Wettermacher" schildert Flannery eindrücklich die Veränderungen unseres Klimas und der damit einhergehenden katastrophalen Auswirkungen für die Pflanzen- und Tierwelt. Und er will diejenigen aufrütteln, die dafür verantwortlich sind: die Energieverbraucher.
Tim Flannery ist etwas gelungen, was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint: Er hat einen spannenden Schmöker über einen drohenden Alptraum geschrieben. "Wir Wettermacher" ist kein Nachschlagewerk, das man konsultiert, um diesen oder jenen Aspekt des Themas lexikalisch aufgefächert zu finden. Auch die Bebilderung ist eher spärlich, hier und da eine Tabelle, eine Foto – aber darum geht es nicht.
Tim Flannery kann schreiben: spannend, unterhaltsam, klug, poetisch, aufrüttelnd – das ist seine große Stärke. Hier schreibt jemand, der von einer großen Liebe zu diesem Planeten und zur Natur erfüllt ist, wie an vielen wunderschönen Landschaftsbeschreibungen zeigt.
Tim Flannery spannt einen weiten Bogen: Er taucht in die Klimageschichte unseres Planeten ein und lässt vergangene Jahrmillionen mit ihren Wärmeperioden und Eiszeiten auferstehen, um vor diesem Hintergrund die Auswirkungen der menschengemachten globalen Erwärmung einzuordnen. Er erklärt die vielfältigen Einflüsse, die auf das Erdklima einwirken.
Er reist zu den Ökosystemen, die durch einen Klimawandel besonders gefährdet sind: den Korallenriffen, den alpinen Bergregionen, der Arktis. Er erklärt auch die Wissenschaft und macht nachvollziehbar, wie Klimaforscher das komplexe Thema mit Computermodellen in den Griff zu bekommen versuchen.
Und natürlich widmet er ein Kapitel den so genannten Treibhausgasen – den Gasen, die dazu führen, dass die Erde weniger Licht und Wärme ins All abstrahlt, allen voran das Kohlendioxid, das wir so eifrig durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freisetzen. Vielen Wissenschaftlern war schon vor mehr als hundert Jahren klar, dass die Freisetzung von so viel CO2 nur zu einer Erwärmung das Klimas führen kann – dafür verantwortlich ist ein simpler chemischer Mechanismus, an dem es gar nicht viel zu deuten gibt.
Derzeit pusten wir rund 20 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre. Die Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls, dem Tim Flannery auch ein Kapitel widmet, haben das Ziel, ihre Emissionen bis zum Jahre 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Flannery sagt ganz klar: Etwas Besseres als den "zahnlosen Tiger" Kyoto-Protokoll haben wir derzeit nicht, aber es muss uns klar sein: Wenn wir verhindern möchten, dass sich die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde um mehr als das eine Grad erwärmt, um dass sie sich ohnehin erwärmen wird, dann müssen wir diese Vorgabe um das Zwölffache unterschreiten.
Die Folgen der globalen Erwärmung werden massiv sein, daran haben ernstzunehmende Forscher überhaupt keinen Zweifel, auch wenn es eine Lobby von Energiekonzernen und Politikberatern derzeit schafft, in den Medien – vor allem in den USA - den Eindruck entstehen zu lassen, als stünde auch in der wissenschaftlichen Gemeinde Meinung gegen Meinung. Das ist nicht der Fall. Sicher ist, dass unser Planet sich noch in diesem Jahrhundert – komme, was wolle – um 1 Grad erwärmen wird.
Über viele Folgen kann man spekulieren, sagt Tim Flannery – sie können so drastisch sein wie ein plötzliches Absterben aller Regenwälder oder ein Verlangsamen oder gar Versiegen des Golfstroms. Das wird auf einen Schlag sehr massive Konsequenzen haben – der Film "The Day After Tomorrow" hat das vor einigen Jahren zwar etwas übertrieben, aber im Ansatz nicht verkehrt geschildert.
Auch wenn der Golfstrom nicht mit einem Mal zum Erliegen kommt: Ein großer Teil aller Tier- oder Pflanzenarten wird aus ihren Lebensräumen verdrängt werden und aussterben. Andere Arten können sich unter den veränderten Bedingungen stärker ausbreiten – nach realistischen Szenarien wird dies zum Beispiel die Anopheles-Mücke betreffen, die die Malaria verbreitet. Wüsten und Steppen werden da entstehen, wo jetzt Wälder und Tundra sind. Das Nordpolareis und die Gletscher werden abschmelzen, der Meeresspiegel wird ansteigen, Inseln und dicht besiedelte Küstenregionen werden überflutet werden.
Tim Flannery will aufrütteln mit seinem Buch und er wendet sich nicht von ungefähr an Laien – an uns alle, denn wir alle sind hier gefragt. Wir dürfen, so der Autor, eine Entscheidung, die Leib und Leben von Milliarden von Menschen und die gesamte Natur dieses Planeten betrifft, nicht allein Fachgremien überlassen. Wir müssen Druck ausüben – zum einen sollten wir ganz deutlich das Thema in unserer Wahlentscheidung eine Rolle spielen lassen.
Und so lange effektive Gegenmaßnahmen fehlen, sollten wir zum anderen persönlich dafür sorgen, dass wir unseren Strom aus nachhaltiger Stromproduktion beziehen und unsere Fortbewegung umweltverträglich gestalten.
Tim Flannery: Wir Wettermacher. Wie die Menschen das Klima verändern und was das für unser Leben bedeutet.
Übersetzt von Hartmut Schickert
Fischer Verlag 2006
350 Seiten, 18,90 Euro
Tim Flannery kann schreiben: spannend, unterhaltsam, klug, poetisch, aufrüttelnd – das ist seine große Stärke. Hier schreibt jemand, der von einer großen Liebe zu diesem Planeten und zur Natur erfüllt ist, wie an vielen wunderschönen Landschaftsbeschreibungen zeigt.
Tim Flannery spannt einen weiten Bogen: Er taucht in die Klimageschichte unseres Planeten ein und lässt vergangene Jahrmillionen mit ihren Wärmeperioden und Eiszeiten auferstehen, um vor diesem Hintergrund die Auswirkungen der menschengemachten globalen Erwärmung einzuordnen. Er erklärt die vielfältigen Einflüsse, die auf das Erdklima einwirken.
Er reist zu den Ökosystemen, die durch einen Klimawandel besonders gefährdet sind: den Korallenriffen, den alpinen Bergregionen, der Arktis. Er erklärt auch die Wissenschaft und macht nachvollziehbar, wie Klimaforscher das komplexe Thema mit Computermodellen in den Griff zu bekommen versuchen.
Und natürlich widmet er ein Kapitel den so genannten Treibhausgasen – den Gasen, die dazu führen, dass die Erde weniger Licht und Wärme ins All abstrahlt, allen voran das Kohlendioxid, das wir so eifrig durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe freisetzen. Vielen Wissenschaftlern war schon vor mehr als hundert Jahren klar, dass die Freisetzung von so viel CO2 nur zu einer Erwärmung das Klimas führen kann – dafür verantwortlich ist ein simpler chemischer Mechanismus, an dem es gar nicht viel zu deuten gibt.
Derzeit pusten wir rund 20 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre. Die Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls, dem Tim Flannery auch ein Kapitel widmet, haben das Ziel, ihre Emissionen bis zum Jahre 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Flannery sagt ganz klar: Etwas Besseres als den "zahnlosen Tiger" Kyoto-Protokoll haben wir derzeit nicht, aber es muss uns klar sein: Wenn wir verhindern möchten, dass sich die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde um mehr als das eine Grad erwärmt, um dass sie sich ohnehin erwärmen wird, dann müssen wir diese Vorgabe um das Zwölffache unterschreiten.
Die Folgen der globalen Erwärmung werden massiv sein, daran haben ernstzunehmende Forscher überhaupt keinen Zweifel, auch wenn es eine Lobby von Energiekonzernen und Politikberatern derzeit schafft, in den Medien – vor allem in den USA - den Eindruck entstehen zu lassen, als stünde auch in der wissenschaftlichen Gemeinde Meinung gegen Meinung. Das ist nicht der Fall. Sicher ist, dass unser Planet sich noch in diesem Jahrhundert – komme, was wolle – um 1 Grad erwärmen wird.
Über viele Folgen kann man spekulieren, sagt Tim Flannery – sie können so drastisch sein wie ein plötzliches Absterben aller Regenwälder oder ein Verlangsamen oder gar Versiegen des Golfstroms. Das wird auf einen Schlag sehr massive Konsequenzen haben – der Film "The Day After Tomorrow" hat das vor einigen Jahren zwar etwas übertrieben, aber im Ansatz nicht verkehrt geschildert.
Auch wenn der Golfstrom nicht mit einem Mal zum Erliegen kommt: Ein großer Teil aller Tier- oder Pflanzenarten wird aus ihren Lebensräumen verdrängt werden und aussterben. Andere Arten können sich unter den veränderten Bedingungen stärker ausbreiten – nach realistischen Szenarien wird dies zum Beispiel die Anopheles-Mücke betreffen, die die Malaria verbreitet. Wüsten und Steppen werden da entstehen, wo jetzt Wälder und Tundra sind. Das Nordpolareis und die Gletscher werden abschmelzen, der Meeresspiegel wird ansteigen, Inseln und dicht besiedelte Küstenregionen werden überflutet werden.
Tim Flannery will aufrütteln mit seinem Buch und er wendet sich nicht von ungefähr an Laien – an uns alle, denn wir alle sind hier gefragt. Wir dürfen, so der Autor, eine Entscheidung, die Leib und Leben von Milliarden von Menschen und die gesamte Natur dieses Planeten betrifft, nicht allein Fachgremien überlassen. Wir müssen Druck ausüben – zum einen sollten wir ganz deutlich das Thema in unserer Wahlentscheidung eine Rolle spielen lassen.
Und so lange effektive Gegenmaßnahmen fehlen, sollten wir zum anderen persönlich dafür sorgen, dass wir unseren Strom aus nachhaltiger Stromproduktion beziehen und unsere Fortbewegung umweltverträglich gestalten.
Tim Flannery: Wir Wettermacher. Wie die Menschen das Klima verändern und was das für unser Leben bedeutet.
Übersetzt von Hartmut Schickert
Fischer Verlag 2006
350 Seiten, 18,90 Euro