Klimawandel im Nordwesten der USA
"Es roch nach Gekochtem" - Blick über den Ruby Beach der Olympischen Halbinsel im Nordwesten der USA. © Christine Schacht, ARD-Studio Los Angeles
Gekocht statt gekühlt
22:15 Minuten
Während nun in Glasgow die Welt gerettet wird, kochten im Sommer im Pazifischen Nordwesten der USA Seesterne und Muscheln in der Hitze zu Tode. Dort sind die Auswirkungen des Klimawandels schon deutlich zu beobachten – auf Mensch, Tier und Pflanzen.
Massive Wellen rollen heran am Rialto Beach, einer der westlichsten Punkte der USA. Sprühregen wechselt sich mit heftigen Regenschauern ab und vernebelt fast die Sicht vom Strand aus auf die massiven vorgelagerten Inseln, die sich hoch aus dem grün-grauen Pazifik erheben. Ein typischer Herbsttag im kühlen Bundesstaat Washington State im Nordwesten der USA.
Doch der Sommer war alles andere als typisch, erzählt Meeresbiologe Steve Fradkin: "Dieses Jahr war ungewöhnlich – wir hatten eine Hitzeglocke über uns! Und doch wird das in Zukunft wohl immer normaler werden. Es gibt schon Anzeichen dafür. Als Beispiel: In den letzten drei bis vier Jahren konnten wir im Sommer immer T-Shirts anziehen, aber das war lange nicht normal."
Fradkin schlägt der Regen ins Gesicht. Kein Problem für den Mitarbeiter des Olympic Nationalparks – er ist mit seiner dunkelgrün-gummierten Jacke und der Regenhose bestens vorbereitet. Anders als ich, die während des Interviews bemerkt, dass sie sich nicht genug auf das regenreiche Gebiet eingestellt hat.
Fradkin erforscht die Meeresbewohner der Küstengebiete. Viele haben diesen Sommer nicht überlebt, sagt er.
"Wir haben gesehen, dass viele Tiere, die in Gezeitenpools leben, gestorben sind. Muscheln, kleine Krebse, Seesterne zum Beispiel. In der Region zwischen Seattle und Vancouver sind 80 bis 100 Prozent getötet worden", erzählt er.
"Weil sie regelrecht in den Gezeitentümpeln, die zurückbleiben, wenn Ebbe herrscht, gekocht wurden. Hier wo wir stehen, sind etwa 10 Prozent direkt an der Hitze gestorben. Doch es kann sein, dass viele Organismen gestresst sind und später an den Folgen sterben."
Der Olympic Nationalpark in Washington State gehört zum UNESCO Weltnaturerbe. Es sei einer der Plätze mit der höchsten biologischen Vielfalt im Westen der USA. Auch deswegen ist Biologe Fradkin besorgt über die Wetterereignisse in diesem Jahr.
Die machten weltweit Schlagzeilen: "Eine Rekordhitzewelle hat den Pazifischen Nordwesten im Griff. Seattle: 41 Grad. – Millionen Menschen leiden, weil ein festsitzender Hitzedom die Temperaturen historisch und gefährlich in die Höhe treibt. – An drei Tagen hintereinander stieg die Temperatur über 40 Grad. – In Washington führen beispiellose Temperaturen zu Stromausfällen. Der Straßenbelag wölbt sich."
"Der erste Akt der Klimakatastrophe beginnt"
Hitzekuppel beschreibt das Ereignis im Juni 2021 sehr passend: Diese Kuppel entsteht, wenn sich ein Hochdruckgebiet über einer Region festsetzt und die Hitze dort gefangen hält. Im Norden der USA sowie in Kanada wurden weit über 40 bis 50 Grad Celsius gemessen. Absolut ungewöhnlich für den kalten Norden.
Forschende der Universität Oxford äußerten, dass diese Hitzewelle ohne den Klimawandel so nicht möglich gewesen wäre. Dieser wirkt wie ein Katalysator und begünstigt Extremwetterereignisse wie dieses, da sind sich viele Forscher sicher.
Als Hitzebombe bezeichnet der Gouverneur des Bundesstaates Washington State, Jay Inslee, das Extremwetterereignis: "Wir wussten, dass das irgendwann passieren würde. Die Wissenschaft ist da sehr klar. Ich und viele andere versuchen, unsere Nation aufzurütteln. Und hier sind wir. Der erste Akt der Klimakatastrophe beginnt."
Zurück zum Strand in Washington State an diesem grautrüben Herbsttag, an dem die Hitze des Sommers unendlich weit weg erscheint.
Doch tatsächlich muss man nicht lange suchen, wenn man wissen will, wie die Menschen, die hier leben, die Hitzewelle erlebt haben. Am Strand spreche ich Tibs an. Einen der wenigen Besucher hier. Er erkundet mit seiner Familie die vielen angespülten alten Baumstämme die sich übereinander stapeln.
Als ich ihn nach der Hitzewelle frage, erzählt er mir, dass er Landwirt ist und eine kleine Blaubeerfarm betreibt: "Wir hatten deswegen weniger Beeren. Viele Kunden waren enttäuscht, weil sie nichts mehr bekamen. Abgesehen davon waren die Tage eine Herausforderung, denn wir haben keine Klimaanlage und wir mussten sehen, wie wir uns kühl halten."
120 Menschen starben in Washington State
Anders als die Bürger in Kalifornien, Arizona oder anderen warmen US-Bundesstaaten haben sich die Menschen in Washington State nicht so stark auf extreme Hitzetage eingestellt. Wohl auch deswegen beklagte allein Washington State in der Zeit der Hitzewelle um die 120 Opfer, die an Hitzschlag oder anderen Folgen, beispielsweise Dehydrierung, gestorben sind. Im Westen Kanadas ein paar Kilometer weiter nördlich, waren es noch mehr.
Klimaanlagen waren in diesem Sommer sehr schnell ausverkauft. Die Menschen passen sich an das veränderte Wetter – und langfristig wärmere Klima zwangsläufig an. Welche Chance haben die Pflanzen und Tiere dabei?
Meeresbiologe Steve Fradkin betont, dass die Natur mit verschiedenen Auswirkungen der Erderwärmung zu kämpfen hat.
Meereslebewesen können nur noch schwer ihr Skelett bilden
Höhere Temperaturen sind nur ein Faktor. Diese entstehen vereinfacht gesagt durch die Freisetzung von zu viel Kohlenstoffdioxid in der Luft. Das Klimagas wandert aber auch wieder ins Meer mit fatalen Folgen.
"Der böse Zwilling der Erderwärmung ist, wenn man so will die Versauerung der Meere. Der Mensch hat über die letzten 100 Jahre zu viel Kohlendioxid in die Luft gebracht", erklärt er.
"Im Meer führt das dazu, dass sich der pH-Wert ändert. Das heißt, das Meer wird weniger basisch. Und das hat Folgen vor allem für Lebewesen, die ihr Skelett aus Kalk bilden. Sie haben Probleme, eine harte Schale auszubilden."
Vom Meer geht es in Richtung Forks. Die Kleinstadt ist mit ihren mehr als 200 Regentagen im Jahr offiziell einer der nassesten Orte der USA. Und sie gilt als Vampir-Gebiet. Zumindest für Fans der amerikanischen Autorin Stephenie Meyer, die ihre "Twilight"-Saga hier angesiedelt hat.
Da die Vampire in der Jugendbuchreihe durch das Sonnenlicht anfangen zu glitzern, halten sie sich gern im neblig-trüben Norden Washington States auf, um nicht aufzufallen. Auch wenn die Buchreihe schon in die Jahre gekommen ist, noch immer zieht sie Touristen in die sonst einsame Gegend.
Salamander, Luchse, Pumas, Schwarzbären
Ein weiterer Touristenmagnet, den viele "Twilight"-Fans ebenfalls besuchen: der Hoh-Regenwald. Namensgeber ist eine indigene Gruppe, von denen wenige Dutzend in einem benachbarten Reservat leben. Moos und Flechten bedecken die Bäume. Die Schichten wirken, als hätten die Bäume drei Strickpullis übereinander gezogen und lassen diese fast aussehen wie Fabelwesen.
"Die Leute wollen hier die berühmte Bananenschnecke sehen", erklärt mir Parkrangerin Megan Wagaman. Sie strahlt unter ihrem breitkrempigen Uniformhut, der mit einer Plastikfolie vor dem Regen geschützt ist und unter dem sie zwei blonde Zöpfe trägt. Die Bananenschnecke ist, wie der Name verrät gelb und schwarz.
Aber der Park habe noch viel mehr zu bieten schwärmt sie: "Das Roosevelt Wapiti zum Beispiel, eine Hirschart. Deswegen wurde der Park gegründet, um diese Tiere zu schützen. Wir haben auch Salamander, Luchse, Pumas – ich bin aber am liebsten in der Nähe der Schwarzbären."
Wagaman klärt Touristen über die einzigartige Flora und Fauna des Regenwaldes auf. Dieser Sommer ist ihr in besonderer Erinnerung geblieben, wie sie sagt:
"Die Leute kamen und sagten, dass es am Ozean während der Hitzewelle nach Gekochtem roch. Die waren besorgt, weil es 42 Grad waren, so heiß war es hier noch nie. Hier haben wir gemerkt, dass die Nadeln der Hemlocktannen runtergefallen sind. Es war, als würde es schneien."
Alle Spitzen des Farns wurden braun
Der temperierte Regenwald ist ein empfindliches Ökosystem. Die Hitzewelle hat bei einigen Pflanzen sofort Schäden hinterlassen, erklärt Megan Wagaman.
"Wir haben sofort gesehen, dass der Westamerikanische Schwertfarn sehr hart getroffen wurde. Alle Spitzen des Farns waren braun. Vor allem an den Stellen, an denen sie etwas mehr Sonnenlicht abbekommen."
Bei manchen Schäden wissen die Wissenschaftler und Parkranger noch nicht, ob sie auf die Hitzeglocke zurückzuführen sind. Megan Wagaman führt mich zu einer großen Sitka Fichte, die umgefallen ist, mitten auf den Wanderweg.
"Dieser Baum ist direkt nach dem ersten Regen umgefallen. Wir wissen nicht sicher, ob das wegen der Hitze ist, aber wir wissen, dass die Bäume durch Pilze, mit denen sie eine Symbiose, eine Verbindung eingehen, miteinander kommunizieren und sich ernähren. Während der Hitze war wahrscheinlich Funkstille und möglicherweise hat der Baum beschlossen, dass es nun Zeit für ihn war. Leider kann ich ihn nicht fragen."
Botanikerin Janet Coles, die ebenfalls für den Nationalpark arbeitet und forscht, betont noch einmal, dass ein einzelnes Hitzeereignis für Bäume durchaus verkraftbar sei.
"Bäume sind so gebaut, dass sie viel abkönnen. Wenn sie so empfindlich wären, hätten wir keine Bäume! Aber solche Schäden häufen sich und manche Bäume wie die Hemlocktanne, die etwas fragiler ist, könnten sterben", erklärt sie.
"Nicht gleich, aber in den nächsten Wintermonaten, weil sie immer mehr geschwächt werden durch solche Ereignisse. Dann widerstehen sie vielleicht schlechter Wind und Stürmen."
"Die Schneemenge ist um 50 Prozent zurückgegangen"
Der Klimawandel ist trügerisch, tückisch. Denn wenn er nicht gerade durch extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen oder Rekordfluten in die Schlagzeilen gerät, verlaufen manche Entwicklungen langsam – aber stetig.
Genau diese Entwicklung beobachten die US-Wissenschaftler an den höchsten Punkten des Olympic Nationalparks, den Gletscherbergen um Mount Olympus. Dieser ist mehr als 2400 Meter hoch.
Schnee und Gletschereis bedecken die Spitze – noch sagt Bill Bacchus, Chefwissenschaftler des Olympic Nationalparks: "Wir sehen den Wandel schon jetzt. Wir messen immer im April die Schneedecke – seit 1949. Und wir haben festgestellt, dass die Schneemenge um 50 Prozent zurückgegangen ist. Das ist ein extremer Unterschied und sagt etwas aus, über unsere Wasserversorgung."
Der Schnee hat mehrere wichtige Funktionen: Er schützt das Gletschereis vor Hitze. Die Schneedecke ist außerdem ein Wasserspeicher, die über den Frühling bis Sommer stetig abschmilzt und so die Flüsse und Bäche mit kaltem Wasser versorgt.
"Wir hatten in diesem Jahr 130 Prozent mehr Schnee als normal, wir hatten einen robusten Vorrat. Aber was wir sahen, war, dass die Hitze das Abschmelzen beschleunigt hat." Bacchus zeigt auf die Bergspitzen, die noch immer ein wenig weiß bedeckt sind.
Immer wieder werden wir im Interview unterbrochen – der charismatische Wissenschaftler mit der gelben Jacke ist wie ein Magnet für viele Wanderer, die stehen bleiben und Fragen stellen. Mehr als drei Millionen Besucher kommen in jedem Jahr in den Olympic National Park.
Klimawandel als Herausforderung auch für den Nationalpark
Lee Taylor, die den Park leitet und die aus ihrer Studienzeit noch sehr gut deutsch spricht, glaubt, dass die Nationalparks eine große Kraft haben. Nämlich den Menschen die Natur nahezubringen und vor allem auch für Themen wie den Klimawandel zu sensibilisieren.
"Meiner Ansicht nach spielen die Nationalparks der Welt eine wichtige Rolle, weil sie die Menschen so inspirieren können, und alles was wir von der Natur her besitzen zu schützen." Der Klimawandel stellt auch die Organisation des Nationalparks vor mehrere Herausforderungen.
Denn die extremen Ereignisse, seien es Hitze oder Regenfluten, kannte man so bisher nicht: "Als Managerin von diesem Park muß ich sehr darauf achten, wie unsere Straßen und Gebäude jetzt von Fluten bedroht werden. Jedes Jahr haben wir mehr Regen und mehr Wind", erzählt sie.
"Es werden Straßen zerstört, die wir dann fast jedes Jahr wieder aufbauen müssen, und das ist sehr teuer. Wir müssen darauf achten, dass wir langfristig Straßen bauen, die das besser aushalten."
Was Taylor besonders geschockt hat: Wo an einer Stelle zu viel Wasser ist, da fehlt es an einer anderen. Was sogar zu Waldbränden geführt hat.
"Wir haben hier Urwald, sehr schönen Regenwald. Und wir hatten vor ein paar Jahren zum ersten Mal seit sehr langer Zeit, seit Hunderten von Jahren, Waldbrände im Regenwald. Das gibt es praktisch eigentlich nicht. Diese Wälder brennen normalerweise alle 500 Jahre", sagt sie.
Wenn statt Schnee nur noch Regen kommt
Chefwissenschafter Bill Bacchus nimmt diese Extreme auch wahr. Für ihn sind zwar Einzelereignisse wie Hitzewellen Zeichen des Klimawandels, doch was ihn besorgt sind nicht nur ein paar heiße Tage im Jahr, sondern, dass die Temperaturen hier in den nächsten Jahren und Jahrzehnten etwas ansteigen werden.
"Ein großes Ding hier ist das Konzept einer Schneedürre. Dass wir Regen statt Schnee bekommen. Wir sind vom Ozean umgeben, haben ein mildes Meeresklima. Und deswegen befinden wir uns auf einer entscheidenden Temperaturgrenze", erklärt er.
"Unsere durchschnittliche Wintertemperatur liegt bei minus 1,6 Grad. Wenn sich die Temperatur an einem durchschnittlichen Tag um eins bis zwei Grad erhöht, sind diese Tage nicht mehr kalt genug, um Schnee zu haben."
Diese Veränderungen bringen das komplette Ökosystem durcheinander, sagt Bacchus. Zum Beispiel ist der Lebenszyklus der bekannten Lachse aus dem Norden der USA darauf ausgelegt.
Sie orientieren ihren Zyklus wie das Laichen an den Strömen des kalten Schmelzwassers, das aus den Bergen in die Flüsse fließt. Ohne Schneedecke gibt es während der Trockenzeit im Sommer kein Nachschub von Wasser und der Pegel der Flüsse sinkt so weit ab, dass die Lachse nicht mehr in der Lage sind in ihre Laichgebiete zu schwimmen.
"Wir sehen eine Veränderung der Wassermenge, wann das Wasser fließt und die Temperatur – zu warmes Wasser kann die Lachse krank machen." Lachse brauchen zudem kaltes Wasser, sonst sterben sie.
Erschwerend kommt dazu, dass die Energiegewinnung in Washington State in großen Teilen auf Wasserenergie zurückgeht. Eigentlich eine klimafreundliche Alternative, die man angesichts des Klimawandels gut gebrauchen kann. Doch die Wasserenergie hat auch Schattenseiten. Wegen ihr entstanden zahlreiche Dämme. Diese wiederum begünstigen, dass sich das Wasser erwärmt und die Lachse von ihren Laichgebieten ferngehalten werden.
Wenn der Mensch in die Natur eingreift
Der Elwha-Fluss, der ebenfalls aus dem abfließenden Schneewasser gespeist wird, ist genauso ein Beispiel.
"Zwei Dämme wurden hier angelegt, ohne dass die Lachse hindurch schwimmen konnten. Hundert Jahre ging das so und hatte einen großen Einfluss auf die Fischereien", erzählt Heidi Connor, Fischexpertin vom National Park Service.
Sie steht auf einem Felsen, von dem wir einen Teil des aquamarin-farbenen Flusses überblicken können. Die Dämme sind gleich mehrfach problematisch: Nicht nur versperren sie den Lachsen den Weg in ihre Geburtsstätten, um sich dort zu vermehren.
Die Gewässer heizen sich stärker auf, der fehlende Abfluss staut die Hitze noch mehr. Gleichzeitig sind diese Gebiete stark gefährdet, wenn zu viel Wasser auf einmal fließt.
Ein Happy End ist möglich
Der Klimawandel begünstigt Starkregen und manche alten Dämme halten dem nicht mehr gut stand. Dem Elwha-Fluss gingen aus diesen Gründen irgendwann regelrecht die Fische aus, erzählt Connor.
"Die Lachse sind ein Symbol für den pazifischen Nordwesten und vor allem für die indigenen Gruppen, wie die Lower Elwha Klallam, gehören die Lachse zum Leben und zur Kultur. Sie hängen wirtschaftlich stark an dem Fisch", erklärt er.
"Doch an einem Punkt stimmte die Gruppe für eine Pause, ein Moratorium, damit sich die Lachse wieder erholen können, das war ein großer Schritt!"
Die wirtschaftlich oft ohnehin abgehängten indigenen Völker waren somit doppelt getroffen. Nachdem sie ihr Land eingebüßt hatten und nun in Reservaten leben, drohte durch die Veränderung des Flusses ein weiterer kultureller Verlust.
Der Elwha-Fluss könnte ein weiteres trauriges Beispiel für den Eingriff des Menschen in die Natur sein – stattdessen zeigt sich, dass es auch eine Art Happy End geben kann.
Im Jahr 2011 wurde nach langen Verhandlungen und Beratungen zwischen Politik, Nationalpark und den indigenen Völkern angefangen, die Dämme abzubauen. Mit einem großen Knall. Oder besser gesagt, gleich mehreren Explosionen. Von 2011 bis 2014 dauerte es, die beiden Dämme zurückzubauen.
Der Rückbau des Elwha-Staudamms ist die bis jetzt größte Staudammentfernung und Flusswiederherstellung der Geschichte. Mehr als 350 Millionen US-Dollar kostete der Abbau und war jahrzehntelang umstritten.
Klimawandel nicht aufhalten, aber verlangsamen
Doch die Mühen, das Geld, sie haben sich offenbar gelohnt. Denn die Dammentfernung gilt als Vorzeigeprojekt, was die Renaturierung angeht, sagt Heidi Connor, die die Entfernung seit Beginn an mitverfolgt.
"Seitdem die Dämme entfernt wurden, blüht der Fluss wieder auf. Er sucht sich seinen Weg, sieht jedes Mal wieder anders aus. Die Fische können wieder in die oberen Flussläufe, die sie seit 100 Jahren nicht aufsuchen konnten", erklärt sie.
"Ich erinnere mich an eine Forelle, die noch bevor der Damm komplett abgebaut war, sich irgendwie durchgezwängt hat. Alles was wir tun mussten, war, die Tür nur etwas zu öffnen, und schon kamen die Fische durch."
Projekte wie dieses machen durchaus Hoffnung, dass der Mensch Schaden an der Natur wieder in Teilen rückgängig machen kann.
Den Klimawandel, der die Natur hier in Washington State und überall auf der Welt bedroht, kann der Mensch nicht aufhalten, nur noch verlangsamen. Darin sind sich führende Wissenschaftler einig. Doch langfristig muss sich der Mensch und die Natur anpassen an eine veränderte Klimazukunft. Auch der pazifische Nordwesten der USA.