"Dramatische Änderung in der Eisbedeckung"
Eine im Sommer eisfreie Arktis: Irgendwann zwischen 2030 und 2070 könnte dies der Fall sein, sagt Klimatologe Thomas Krumpen. Ein weiteres Symptom des Klimawandels: Vor zehn Jahren waren Nordost- und Nordwestpassage erstmals zeitgleich eisfrei.
Vor zehn Jahren, am 29. August 2008, waren Nordost- und Nordwestpassage zum ersten Mal gleichzeitig eisfrei.
Das heißt, beide wären kurzzeitig ohne Hilfe eines Eisbrechers schiffbar gewesen. Klimaforscher wie der Meereisphysiker Thomas Krumpen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven sehen darin ein Alarmzeichen:
"Wir sehen in der Arktis ganz dramatische Änderungen in der Eisbedeckung", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. So sei die im Sommer mit Eis bedeckte Fläche "deutlich zurückgegangen". Während in den 1980er-Jahren in den Sommern noch etwa acht Millionen Quadratkilometer mit Eis bedeckt gewesen seien, liege dieser Wert derzeit bei 4,9 Millionen Quadratkilometer.
Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette
Auch die Eisdicke in der Arktis sei rückläufig, woraus sich verschiedene Rückkopplungsmechanismen ergäben: "Letztendlich bis hin zu dem Fakt, dass dünner werdendes Eis auch mehr Licht in den Ozean lässt." Dadurch stehe dann mehr Energie etwa für Algenwachstum zur Verfügung. "Und das hat dann Auswirkungen auf die gesamte Nahrungskette, an deren Spitze der Eisbär steht."
Wie sich das Meereis weiter entwickele, lasse sich insofern schwer prognostizieren, als es weder in Arktis noch Antarktis ein meteorologisches Beobachtungsnetz gebe, das dafür notwendige gute Wettervorhersagen liefere. Fakt sei aber, dass solche Klimaereignisse in Zukunft immer wieder und auch deutlich häufiger auftreten würden:
"Laut Modellen wird allerdings ohnehin die gesamte Arktis an irgendeinem Punkt – ich glaube, irgendwann zwischen 2030 und 2070 – im Sommer komplett eisfrei sein." (uko)