Regionalkrimis und ihre unentbehrlichen Zutaten
Ein Sachsen-Krimi spielt nicht am tiefsten Punkt der Republik, der liegt in Schleswig-Holstein. Die Weinwirtschaft als Tatort gehört nicht nach Hamburg, sondern Mainz. Wohl aber könnte Schillers Schädel in Bremen auftauchen, wahrscheinlicher jedoch wäre Weimar.
Die Leipziger Buchmesse naht und damit der erste Fall: der Leipzig-Krimi.
Wir, von der Werbeagentur "live-Zick" wissen, was ein wirklich gutes Leipzig-Buch braucht. Mord und Totschlag, Crime und Krise, Bestechung, Entführung, Sumpf und Schande. Den nur auf echtem Mist kann ein Leipzig-Krimi gedeihen.
Man nehme also das Völkerschlachtdenkmal – Schlachten ist für Krimi immer Blut und gut – die Straßenbahn – in Leipzig "de Bimmel" genannt; dunkle Kanäle, die im Leipziger Westen zu neuem Leben erblühen und Schrebergärten zum Verbuddeln der Leichen. Schrebergärten wurden ja auch in Leipzig erfunden und Leichen geben letztlich guten Mist, aber das hatten wir ja schon als erste Voraussetzung genannt.
Tatort ist zunächst die Leipziger Messe. Die Buchmesse. Hunderte Bücher suchen ihre Mörder, also ihre Kritiker. In einer Großeinstellung – die ganze Stadt Leipzig ist eine einzige Großeinstellung – sehen wir die helle Glashalle. Alles erscheint luftig, lustig und durchschaubar. Hah! Aber die dunklen Kanäle!
In der Bimmel – der Straßenbahn – wird ein Bimmel gefunden – das ist die Leipziger Form eines männlichen Geschlechtsteils. Der Bimmel, getrennt von Mann und seiner Mausi, muss uns zur Leiche führen.
Die liegt, wie wir wissen, im Schrebergarten und ist längst verrottet, weil das ganze Leipziger Kulturleben am Verrotten ist. Scharfe Gesellschaftskritik! Das machen wir im Krimi deutlich, indem wir Peter Sodann, den längst ausgedienten Leipziger Kommissar, zu neuem Leben erwecken.
Nun kommt aber das moderne Leipzig zu seinem Recht. Die Soko-Leipzig stößt mitten im aufblühenden Leipzig auf die längst verbuddelte Olympiabewerbung. Hah! Und wo blüht Leipzig auf? In einem Schrebergarten. Und im Schrebergarten lauert ...
Zum Schluss lassen wir die Leipziger Bimmel durch den Abspann fahren. Und alle männlichen wie weiblichen Zuschauer fragen sich: Bimmel, Bimmel, da war doch noch was?
Der Krimi aus Mainz ... wird oben auf dem Lerchenberg produziert – ZDF. Und unten? Da geht der Carnevalverein "Eiskalte Brüder" um. Das Prinzenpaar verschwindet kurz vor der Fernsehübertragung von "Mainz bleibt Mainz", ein Düsseldorfer "Helau"-Rufer wird verhaftet. Oder doch nicht?
"Helau!"
An mindestens einem Tag im Jahr braucht ein Mörder hier keinen Schalldämpfer an der Waffe. Schüsse gehen im Trommelwirbel der Garden unter. Unerkannt flüchten kann ein Täter mit Maske und Kostüm. Oder er stellt sich einen dieser riesigen bunten „Schwellköpp'" bereit und geht nach der Bluttat seelenruhig den Rosenmontagszug mit. So jedenfalls könnten das Morden und Vertuschen in der Fastnachtshochburg Mainz aussehen. Regionalkrimi-Verlegerin Angelika Schulz-Parthu weiß, was Täter und deren Erfinder an den tollen Tagen schätzen:
"Die Polizeiarbeit ist schrecklich behindert, weil die Straßen voll sind. Es kann nicht mit Blaulicht durchgerast werden, es muss mit Fingerspitzengefühl ermittelt werden. Was auch eine Rolle spielt: Die Kommissare haben zum Teil ihre liebe Not, nüchtern zu bleiben und können das nicht immer durchsetzen."
Wenn eine teilweise vernebelte Staatsgewalt nicht durchsetzen kann, dass die Staatsgewalt einen klaren Kopf behält – Mainzer Ausnahmezustand, wie ihn Krimiautoren lieben. Auf den Dreisatz "Weck, Worscht, Mord", zu deutsch: "Brötchen, Fleischwurst, Rübe ab" kommt wohl außerhalb dieser sinnesfrohen Weingegend auch keiner. Angelika Schulz-Parthu, Chefin des Leinpfad-Verlags, ist drauf gekommen und hat unter diesem Titel 15 Rhoihesse-Kurzkrimis herausgegeben. Rheinhessen, das ist da, wo Mord durch den Magen geht, im doppelten Sinn.
"Rheinhessische Kartoffelsuppe ... hausgemacht! Vorsichtig stellt sie die weiße Terrine zwischen den brennenden weißen Kerzen auf dem Tisch ab. Es dampft. Dieser Duft! ... Schlürf – Ahh!!"
Genießt du noch oder krepierst du schon? Rheinhessinnen sind pragmatisch. Sie stellen zum Mord das Rezept dazu.
"Wenn einem der erste Kurzkrimi, wo es um eine vergiftete Kartoffelsuppe geht, wenn einem der gefallen hat, dann kann man sie selbst nachkochen, und damit ist sie natürlich vollkommen unbedenklich."
Es sei denn, man fügt dem Rezept doch noch eine Messerspitze Arsen hinzu. Dann ist man den Gatten los, sollte allerdings erwägen, in Wiesbaden Asyl zu beantragen. Kommt eine solche Wendung überhaupt in Frage für Autoren und Herausgeber von Mainz-Krimis?
"Nein, nein, nein, das kommt nie vor!"
Die Chefin des Leinpfad-Verlags wehrt entsetzt ab. Sie bringt jährlich zig Regionalkrimis heraus, wir müssen ihr glauben. Wiesbaden "klatschen" hält Schulz-Parthu dagegen für ein sicheres Mittel, um bei Konsumenten von Mainz-Krimis wohligste Aversionsgefühle zu kultivieren ...
"egal, ob jemand über einen Kollegen lästert und den als „trogge Wisbaddener Brötsche" bezeichnet oder so."
Hauptsache fies, dann kommt's an, auf der lustigen, manchmal mord(s)lustigen Rheinseite. Apropos: trübe Wasser sind tief. Und wer sie aufrührt, fördert so manche Leiche an die Oberfläche. Weck, Worscht, Woi un Rhoi – wo Krimi durch den Magen geht.
Der Hamburg-Krimi könnte auf dem Fischmarkt beginnen. Das Opfer wurde mit einem Hecht erschlagen. Oder eine Leiche liegt auf der "Elphi", also auf dem Dach der nagelneuen Elbphilharmonie. Sozusagen als Warnzeichen auf dem neuen Wahrzeichen. Am nächsten Tag wird ein Rechnungsprüfer vermißt. Ach, Hamburg...
Also, die Quadratur des Kreises: Ein Hamburg-Krimi, der gleichzeitig Western ist ...
(Mann) "Was ist verkehrt an einem Cowboy in Hamburg?"
[...] und insofern Science Fiction, dass St. Pauli sich mehr als eine Spielzeit in der Bundesliga hält und, ganz wichtig jetzt, Katja Suding, die von der FDP, Olaf Scholz erpresst. Nee, besser: Sie wird entführt, Olf Scholz zitiert Tatort-Kommissar Til Schweiger zu sich,
(Mann) "... bin ihm vor langer Zeit auf die Füße getreten."
... und sacht, okay, wir gehen jetzt auf die Forderungen der Entführer ein und tauschen Helene Fischer gegen Kaja Suding. Das ist politisch nicht so problematisch.
Alter, das bringt Quote. Ich sach ma! Also: Was ist verkehrt an einem Cowboy in Hamburg? An der Elbe. Mit nem Kuhjungen-Hut wie Dennis Hopper im "Amerikanischen Freund":
"That river flows, it flows to the sea, and whereever that river gooes, God know. That's where I wanna be."
"Ungedrehter Hamburg-Film. Innen. Tach. Totale. Türkische Teestube."
Man beachte bitte die ausgefeilte Alliteration.
(Mann) "Wir sehen jedenfalls an allen Tischen mindestens 80 Männer, Frauen sind überhaupt nicht zu sehen. Die Männer trinken Tee; das führt uns in dunkle Gefilde."
Frank Göhre: "Ich könnte bestimmte Krimis aus New York nach Hamburg verlegen."
Meint Frank Göhre, Tatort- und Grossstadtrevier-Autor.
"Hamburg ist ein poetischer Ort."
Allein die Idee, Helene Fischer in einen Tatort mit Til Schweiger zu packen, ist allerdings noch nicht per se poetisch, aber meine Zusatz-Idee, Katja Suding dazu zu packen. Dafür gibt´s nen Water-Kant Award. Hundert. Und nicht dieser hier kriegt ihn:
(Mann) "Ungedrehter Hamburg-Film. - Außen. Tag. Elbstrand Ovelgönne. Café Strandperle. Nahaufnahme Kiosk."
(Mann) „Wir sehen jetzt erst einmal eine elfjährige Gymnasiastin, die gerade Feierabend in ihrer Gesamtschule hat. Und jetzt werden Päckchen plötzlich angespült. Und das verweist uns wieder auf die Verderbtheit junger Mädchen in der Großstadt."
Natürlich ersäuft der Hamburg-Krimi, nee, nicht in der Elbe, sondern in seinen Standards und Klischees. Ja, Herr Göhre, vollkommen Recht haben Sie!
"Das sind so die drei Sachen, die Jogger um die Alster rum, die Landungsbrücken und die leicht bekleideten Mädchen auf dem Kiez."
In jedem Fall jetzt endlich zu "Pauli" und die Entführung von Suding/später/Fischer-Helene.
(Mann) "Ungedrehter Hamburg-Film. - Außen. Tach. St. Pauli-Stadion. Außen. Vorplatz."
(Mann) "Sie kaufen jetzt also für das schmutzige Drogengeld die noch schmutzigeren Airbus-Aktien."
Und hinter dem Stadion des F.C. St. Pauli ist das Heiligengeist-Feld. Da Pauli ja nun aber den Werbevertrag mit Airbus hat, ist der Mannschaftsbus eingetauscht gegen einen ... ja ... gegen einen Air-Bus. Und die FDP stellt danach - Entführung war natürlich fingiert, um Popularität zu schinden - die Bürgermeisterin. Die Suding. Und Nick Tschiller, also Til Schweiger, sagt nur:
"Wenn wir immer alle Angst haben und klein beigeben, dann können die immer weiter machen."
Da ist die Illias nix dagegen, Digger!
"Morden im Norden" – Hamburg und Bremen trennen nicht nur Welten, sondern auch die Autobahn. Vor allem aus Hamburger Sicht. Das hat Folgen für das Drehbuch.
Bis eben war noch alles gut. Plötzlich flackern grelle Blitze über den Himmel, die Hansestadt färbt sich schauderhaft blau. Westseite Bremer Rathaus: Fahl angefunzelt von diesem seltsamen Schein steigt ein kleines, krummes Wesen aus dem Bauch eines Esels. Der Esel... unterer Teil der Bremer Stadtmusikanten. Denkmal, berühmtes Denkmal und bislang für völlig harmlos gehalten. Immer noch ein Wesen und immer noch eins entsteigen der Bronzestatue und wieselflink verteilen sich die schiefen Außerirdischen über Marktplatz, Domshof, bis rüber zur Stintbrücke und hinter den Wall.
"Die Räuber sind da, die Räuber..." Geräusche "Ich glaube, sie wollen die Tür aufbrechen...", Geräusch Rumpeln und Stöhnen...
(aus dem Film "Die Bremer Stadtmusikanten")
Die krummen Männchen aus dem All packen alles ein: Bremerinnen und Bremer, Grünkohl-mit-Pinkel-Rezepte und Klaben, selbst vor der rot-weißen Stadtflagge machen sie nicht halt, holen sie also ein und stopfen sie mit allem Bremer Inventar in knitterige Säcke. Nur die Häuser lassen sie stehen, rennen dann zurück zum trojanischen Esel, tauchen ab in seinem Bauch. Weg. Alle weg.
Berühmte Bremer wie Jürgen Trittin oder Bärbel Schäfer hatten sich schon vor Jahren abgesetzt. Nach Berlin oder Frankfurt oder so. Haben sie etwa etwas gewusst? Eine Pommes-Tüte treibt einsam über's Pflaster und am Himmel über der Stadt schwebt ein Raumschiff ab ins All, randvoll mit Bremen.
Schnitt. Im 120 Kilometer entfernten Hamburg zupft ein Mann mit spitzen Ohren und lackschwarzem Haar sein enges, blaues Shirt zurecht. Er spreizt die Finger zum Abschiedsgruß und erhebt sich aus dem Eichenholzsessel mit geschnitzter Lehne, wie sie hier im Rathaus herumstehen. „Faszinierend", sagt der Commander und verstaut in seinem magentafarbenen Raumgleiter 70 Schachteln mit blutgrünen Reisetabletten – sein Lohn für die geglückte Mission „Mach-mal-Platz-da-Bremen". Gleich wird er sich in den all-wärts schwebenden Bremen-Abtransporter apparieren oder beamen, um nach Ankunft dann mit anzupacken, bei der Besiedlung von „Galaxie Bremen-2.0".
"Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat..."
Hat doch gut geklappt, finden fünf Herren vom Olympia-Kommitee und reiben sich die Hände. Die Hamburger Immobilie „Bremen" inclusive Weserstadion: Austragungsort der großen Welt-Spiele 2024. Genialer Coup, und, by the way: Bremen mit diesem fetten Dom und Hamburg nur viermal jährlich Dom auf dem Heiligengeistfeld... Wahrlich, das ging gar nich!
Der Weimar-Krimi. Die Geschichte mit Schillers Schädel hatten wir schon angesprochen. Im Franz Liszt-Haus stutzt Kommissar W. Eimar. Der Herr auf dem großen Wandbild hat viel längere Finger als die Nachbildung seiner Hand in der Vitrine. Wer ist der Mann da auf dem Bild? Und wer wurde beerdigt? Ein lisztenreicher Regionalkrimi. Mit jähen Wendungen.
Ein Krimi in Weimar, der nicht mit Literatur, mit Goethe oder Schiller zu tun hat, wäre wohl albern. Ein Krimi in Weimar, der mit Literatur, mit Goethe oder Schiller zu tun hat, ist aber auch albern. Wie also Krimis schreiben in Weimar? An Leichen mangelt es nicht im Revier. Weimar ist voller Leichen. Die Stadt lebt von ihren berühmten Leichen. Mitunter werden sie sogar wieder ausgegraben. Aber nicht wie in anderen Städten, um nach neuen Hinweisen festzustellen, dass der an Altersschwäche gestorbene Bankier doch von seinem Erben vergiftet wurde! Nein, in Weimar gräbt man schon Schiller aus – oder das, was man für ihn hielt. So wissen wir seit ein paar Jahren, dass weder das Skelett noch die beiden Totenschädel in der Weimarer Fürstengruft Schiller gehörten – nicht mal einer der Schädel! Und der untersuchte Oberschenkel, das Schienbein und ein Oberarmknochen gehörten auch nicht zur gleichen Person – und schon gar nicht zu Schiller! Das wirft zwar einen eher fahles Friedhofslicht auf die Zustände in Weimarer Gräbern, aber ein Krimi wurde auch nicht daraus. Nur der MDR hat die Leichenfledderei zu einem solchen stricken wollen. Übrig blieben hohe Rechnungen für Spezialisten und DNA-Analysen, und Touristen, die in Weimar auf einen leeren Sarg starren.
Aber das führt ab vom Wege. Was gehört in einen Weimarer Krimi? Mindestens ein Schriftsteller, und wenn es ein verhinderter ist. Als Mörder? Als Leiche? Vielleicht ein Schriftsteller, der an einem Weimar-Krimi schreibt. Seinem besten Freund gibt er das Manuskript zu lesen. Und das ist so schlecht, dass der Freund dem Möchtegern-Schriftsteller die Schande ersparen will und ihn umbringt. Ganz sanft, mit einer Träne im Auge. Als Liebesdienst, als eine Art Gnadenschuß. Ein Akt der Nächstenliebe. Das grausige Manuskript verbrennt er gleich darauf. Die Leiche liegt auf einer Bank im Goethe-Park, mit Blick auf das Goethe-Gartenhaus. Der Fall wird nie aufgeklärt. Zwar hat der Freund kein Alibi, aber – zumindest im Auge des Kommissars – auch kein Motiv. Und so werden die Untersuchungen eingestellt. Bis, ja bis zwei – und das ist nun eine Frage der Perspektive – glückliche bzw. unglückliche Umstände zusammentreffen: Ein neuer Kommissar kommt – wahlweise aus Leipzig oder Berlin – nach Weimar. Die genaue Herkunft ist egal, denn beide Städte sind aus Weimarer Perspektive unendlich groß. Dieser Kommissar aber ist Literaturliebhaber und hat sich gerade deswegen in seine Traumstadt Weimar versetzen lassen. Mit etwas Glück bekommt er sogar eine Wohnung am Goetheplatz. Aber das ist nebensächlich. Der Neue geht, weil in Weimar so wenig passiert, noch mal ein paar alte ungelöste Fälle durch. Auch den des ermordeten Schriftstellers. In der Akte findet sich nun eine angekohlte Manuskriptseite des unsäglich schlechten Weimar-Krimis. Ein Bürger hatte sie bei der Anna-Amalia-Bibliothek abgegeben, weil zu der Zeit unmittelbar nach dem Bibliotheksbrand – die Handlung spielt vor 10 Jahren – Tausende angekohlter Buchseiten durch Weimar flogen. Und die Bürger waren aufgerufen, diese abzugeben. Der Kriminalist erkennt sofort den lausigen Stil, denn er hat alles gelesen, was in Weimar und über Weimar entsteht, also auch die früheren literarischen Versuche des inzwischen ermordeten Autors. Noch einmal vernimmt er die Zeugen von damals, verwickelt sie in Gespräche über Literatur. Der bislang unerkannte Mörder beginnt zu weinen, als er die Manuskript-Zeilen liest. Er weint, weil sie so schlecht sind; der Kommissar aber erkennt das Leid. Plötzlich schießt ihm die Erkenntnis durch den Kopf, wie sich der Mord zugetragen hat: aus Liebe zur Literatur.
Natürlich erfahren wir erst jetzt, dass der Mörder eine wichtige Rolle in der Weimarer Kultur spielt, ja, dass er sogar der Herr über die Weimarer Literatur ist. Ebenso, dass der tote Autor nicht nur sein Freund, sondern auch sein Kollege und Untergebener war. Der darf zwar in seiner Freizeit schreiben, was er will, aber minderwertige Bücher doch bitte nicht! Die werfen ein schlechtes Licht auf die Institution. Es war also doch nicht nur Freundesliebe, sondern auch Egoismus im Spiel! So ist der Fall gelöst; und wenigstens der Kultusminister freut sich, dass der Mörder hinter Gitter geht, denn er wollte ihn ohnehin loswerden und die Stelle neu ausschreiben. Wie nun die angekohlte Manuskriptseite, die alles verraten hat, in die Akte geriet, ist sicher von erheblichem Interesse für den Krimi-Leser, muss aber nicht geklärt werden, denn dies ist ja ein Krimi über einen schlechten Krimi und dessen ermordeten Autor. Was noch rein müsste in das Buch? Bratwurst, der Geist von Weimar und mindestens ein Auswärtiger, der einen eingeborenen Weimarer „Weimaraner" nennt. Das aber ist eine Hunderasse. Auch dieser Zugereiste muss natürlich sterben – aber das ist schon wieder ein anderer Weimar-Krimi.