Knobloch: Warnung vor No-Go-Areas für Ausländer "weit übertrieben"

Die neue Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat die Warnung vor so genannten No-Go-Areas für Ausländer als "weit übertrieben" zurückgewiesen. "Ich würde das nicht unterstützen", sagte Knobloch im Deutschlandradio Kultur. "Das sind einzelne Auswüchse, die man absolut verurteilen muss."
Es sei aber zu wenig getan worden, um das fremdenfeindliche Bild von Deutschland im Ausland zurechtzurücken. "Ich habe Angst, dass das Bild von Deutschland ganz verzerrt in der übrigen Welt durch diese Umtriebe dargestellt wird. Das hat dieses Land nicht verdient", sagte Knobloch auch im Hinblick auf geplante Demonstrationen von Neonazis während der Fußball-WM.
Gegen die Ausbreitung von Neonazis und Rechtsextremen müssten Gesetze überprüft und notfalls verschärft werden, forderte Knobloch. "Wir sind hier nicht im wilden Westen. Wir sind in einem demokratischen Staat, und wir müssen uns dieser Dinge erwehren können."
Knobloch forderte die jüdischen Gemeinden in Deutschland auf, verschiedene jüdische Strömungen unter einem Dach zu beherbergen und auch einen Dialog mit Nicht-Juden anzustreben, wie es in München geplant sei. Dazu sei Toleranz zwischen orthodoxen, russischen, liberalen und anderen Juden nötig. "Es ist machbar. Ich wünsche allen Gemeinden, dass sie diesen Weg finden", sagte Knobloch.
Sie sprach sich gegen die Ansiedlung von Gastronomie in der Nähe des Berliner Holocaust-Mahnmals aus. "Diese Erinnerungskultur lehne ich ab", sagte Knobloch. Die Umgebung eines Mahnmals müsse auf das Thema vorbereiten. Erinnerung müsse anders gestaltet werden als durch "Flanier- und Essmeilen", "Fröhlichkeit und Liegestühle."

Das vollständige Gespräch mit Charlotte Knobloch können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.