"Knusper, Knusper, Knäuschen" - Die Hexe
Die Hexe ist die Lieblingsfigur der Brüder Grimm. 50 Exemplare kommen in den 200 Kinder- und Hausmärchen vor. Die Grimmschen Hexen reiten nicht auf Besen, buhlen nicht mit dem Teufel und feiern keinen Hexensabbat. Doch bei den Brüdern ist die Hexe vor allem eines: böse.
"Es war einmal ... "
Die Hexe
Tatsächlich und wahrhaftig ist die Hexe die Lieblingsfigur der Brüder Grimm. 50 Hexen kommen in den 200 Kinder- und Hausmärchen vor. Und weil sie - anders als Zwerge und Königssöhne - immer nur einzeln auftreten, ergibt das eine Quote von 25 Prozent, zugegeben: drei männliche Hexenmeister sind da mitgerechnet. Obwohl sie ein etwas anders Tätigkeitsprofil haben. Wie der Titel schon sagt, handelt es sich beim Hexenmeister um einen Ausbildungsberuf. Hexe dagegen ist eine Wesensform. Und die Hexe bei den Brüdern Grimm hat ein sehr beschränktes Wesen. Sie ist böse:
"Die Hexe war so böse darüber, dass sie nur darauf dachte, wie sie ihr das Glück verderben konnte." (aus: Brüderchen und Schwesterchen)
Sie ist kurzsichtig.
"Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen."
(aus: Hänsel und Gretel)
Aber sie ist weitblickend.
"Weil sie aber eine Hexe war, konnte sie weit in die Welt hineinsehen." (aus: Der liebste Roland)
Sie ist weitriechend
"Aber sie haben eine feine Witterung und merken es, wenn Menschen heran kommen." (aus: Hänsel und Gretel)
Und sie ist alt und hässlich
"Eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte kam herausgeschlichen. (aus: Hänsel und Gretel)
Und wenn sie’s nicht ist, dann ist sie nur Hexe nebenbei - so wie die eitle Königin bei Schneewittchen, die in erster Linie Stiefmutter ist. Die Doppelung kommt öfter vor, auch im Märchen von "Brüderchen und Schwesterchen".
"Die böse Stiefmutter aber war eine Hexe." (aus: Brüderchen und Schwesterchen)
Ansonsten sind die Grimmschen Hexen gute Köchinnen - weshalb umgekehrt gute Köchinnen immer im Verdacht stehen, Hexen zu sein.
"Du bist eine Hexe, und tust immer etwas in die Suppe." (aus: Allerleihrauh)
Und ihre Lieblingsspeise sind: Kinder.
"Das Kinderfleisch hat mir so geschmeckt." (aus: Die Schwiegermutter)
Die Grimmsche Hexe ist eine Grimmsche Erfindung. 1775 wurde in Deutschland die letzte angebliche Hexe zum Tod verurteilt. Keine 40 Jahre später kreieren die Grimms eine Gruselfigur, die mit den satanischen Damen des Volksaberglaubens kaum etwas gemein hat. Die Grimmschen Hexen reiten nicht auf Besen, buhlen nicht mit dem Teufel und feiern keinen Hexensabbath. Das Klimakterium haben sie lange hinter sich. Und ihre sexuelle Energie durch Fresslust kompensiert. Als sozial isolierte Alte sitzt die Hexe in ihrem Häuschen allein im Wald, verwandelt hin und wieder einen daher gelaufenen Königssohn. Zumindest behaupten die Königssöhne das.
"Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden." (aus: Froschkönig)
Ansonsten wartet sie auf Beute. Die sie nach dem Venusfliegenfallenprinzip vernascht.
"Sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte. - Wenn eins in ihre Nähe kam, machte sie es tot und kochte es und aß es." (aus: Hänsel und Gretel)
Die Grimmsche Hexe ist nichts als ein Kinderschreck.
"Ei, ihr lieben Kinder: wer hat euch hergebracht? Kommt nur herin und bleibt bei mir. Es geschieht euch kein Leid." (aus: Hänsel und Gretel)
Und als Kinderschreck leistete sie effektive erzieherische Arbeit - bis weit ins 20.Jahrhundert. Geh’ nicht in den Wald, sprich nicht mit der fremden Frau, fass das nicht an, nimm das nicht in den Mund. Und wenn es dunkel wird, bist du gefälligst wieder zuhause.
"Die alte Hexe ist tot." (aus: Hänsel und Gretel)
Gut, dass diese Angsthexe ausgestorben ist. Aber wenn man sieht, was aus der Hexe stattdessen geworden ist -
"Hexen sind total relaxt. Hexen sind cool." (aus: Bibi Blocksberg)
- dann wünscht man sich - heimlich und pädagogisch selbstverständlich völlig unkorrekt - doch manchmal die alte Grimmsche Hexe wieder zurück. Sie muss ja nicht gleich jedes Kind holen, vielleicht nur jedes zweite. Und sie muss ja vielleicht auch nicht selber kochen:
"Eines Tags nun sprach sie zu sich selber: ich hätte so Lust, das eine von den beiden Kindern zu essen. - Mit was für einer Brühe, fragte der Koch. - Mit einer braunen." (aus: Die Schwiegermutter)
Mehr zum Thema:
Hexe, böse Schwiegermutter, Zwerg - Zu den "Prototypen" in den Märchen der Gebrüder Grimm
"Grimm-Tag" im Deutschlandradio Kultur
Die Hexe
Tatsächlich und wahrhaftig ist die Hexe die Lieblingsfigur der Brüder Grimm. 50 Hexen kommen in den 200 Kinder- und Hausmärchen vor. Und weil sie - anders als Zwerge und Königssöhne - immer nur einzeln auftreten, ergibt das eine Quote von 25 Prozent, zugegeben: drei männliche Hexenmeister sind da mitgerechnet. Obwohl sie ein etwas anders Tätigkeitsprofil haben. Wie der Titel schon sagt, handelt es sich beim Hexenmeister um einen Ausbildungsberuf. Hexe dagegen ist eine Wesensform. Und die Hexe bei den Brüdern Grimm hat ein sehr beschränktes Wesen. Sie ist böse:
"Die Hexe war so böse darüber, dass sie nur darauf dachte, wie sie ihr das Glück verderben konnte." (aus: Brüderchen und Schwesterchen)
Sie ist kurzsichtig.
"Die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen."
(aus: Hänsel und Gretel)
Aber sie ist weitblickend.
"Weil sie aber eine Hexe war, konnte sie weit in die Welt hineinsehen." (aus: Der liebste Roland)
Sie ist weitriechend
"Aber sie haben eine feine Witterung und merken es, wenn Menschen heran kommen." (aus: Hänsel und Gretel)
Und sie ist alt und hässlich
"Eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte kam herausgeschlichen. (aus: Hänsel und Gretel)
Und wenn sie’s nicht ist, dann ist sie nur Hexe nebenbei - so wie die eitle Königin bei Schneewittchen, die in erster Linie Stiefmutter ist. Die Doppelung kommt öfter vor, auch im Märchen von "Brüderchen und Schwesterchen".
"Die böse Stiefmutter aber war eine Hexe." (aus: Brüderchen und Schwesterchen)
Ansonsten sind die Grimmschen Hexen gute Köchinnen - weshalb umgekehrt gute Köchinnen immer im Verdacht stehen, Hexen zu sein.
"Du bist eine Hexe, und tust immer etwas in die Suppe." (aus: Allerleihrauh)
Und ihre Lieblingsspeise sind: Kinder.
"Das Kinderfleisch hat mir so geschmeckt." (aus: Die Schwiegermutter)
Die Grimmsche Hexe ist eine Grimmsche Erfindung. 1775 wurde in Deutschland die letzte angebliche Hexe zum Tod verurteilt. Keine 40 Jahre später kreieren die Grimms eine Gruselfigur, die mit den satanischen Damen des Volksaberglaubens kaum etwas gemein hat. Die Grimmschen Hexen reiten nicht auf Besen, buhlen nicht mit dem Teufel und feiern keinen Hexensabbath. Das Klimakterium haben sie lange hinter sich. Und ihre sexuelle Energie durch Fresslust kompensiert. Als sozial isolierte Alte sitzt die Hexe in ihrem Häuschen allein im Wald, verwandelt hin und wieder einen daher gelaufenen Königssohn. Zumindest behaupten die Königssöhne das.
"Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe verwünscht worden." (aus: Froschkönig)
Ansonsten wartet sie auf Beute. Die sie nach dem Venusfliegenfallenprinzip vernascht.
"Sie war aber eine böse Hexe, die den Kindern auflauerte. - Wenn eins in ihre Nähe kam, machte sie es tot und kochte es und aß es." (aus: Hänsel und Gretel)
Die Grimmsche Hexe ist nichts als ein Kinderschreck.
"Ei, ihr lieben Kinder: wer hat euch hergebracht? Kommt nur herin und bleibt bei mir. Es geschieht euch kein Leid." (aus: Hänsel und Gretel)
Und als Kinderschreck leistete sie effektive erzieherische Arbeit - bis weit ins 20.Jahrhundert. Geh’ nicht in den Wald, sprich nicht mit der fremden Frau, fass das nicht an, nimm das nicht in den Mund. Und wenn es dunkel wird, bist du gefälligst wieder zuhause.
"Die alte Hexe ist tot." (aus: Hänsel und Gretel)
Gut, dass diese Angsthexe ausgestorben ist. Aber wenn man sieht, was aus der Hexe stattdessen geworden ist -
"Hexen sind total relaxt. Hexen sind cool." (aus: Bibi Blocksberg)
- dann wünscht man sich - heimlich und pädagogisch selbstverständlich völlig unkorrekt - doch manchmal die alte Grimmsche Hexe wieder zurück. Sie muss ja nicht gleich jedes Kind holen, vielleicht nur jedes zweite. Und sie muss ja vielleicht auch nicht selber kochen:
"Eines Tags nun sprach sie zu sich selber: ich hätte so Lust, das eine von den beiden Kindern zu essen. - Mit was für einer Brühe, fragte der Koch. - Mit einer braunen." (aus: Die Schwiegermutter)
Hexe, böse Schwiegermutter, Zwerg - Zu den "Prototypen" in den Märchen der Gebrüder Grimm
"Grimm-Tag" im Deutschlandradio Kultur