Vergesst die Jungen nicht!
Das Thema Rente zeigt, dass junge Menschen nicht zu hohe Erwartungen an die künftige Bundesregierung stellen sollten. Sie könnten bitter enttäuscht werden, meint Johannes Kulms.
Nein, als "Verbrechen" an meiner Generation sehe ich die Rentenpläne der künftigen Bundesregierung nun nicht. Auch wenn ich in wenigen Wochen 28 Jahre alt werde und damit sicherlich zu der Altersgruppe gehöre, die ein Vertreter des CDU-Wirtschaftsflügels mit dieser deftigen Metapher verteidigen will.
Versorgung ist wichtig. Es muss mehr gegen Altersarmut getan werden und ich zweifele an der Umsetzbarkeit, in naher Zukunft wirklich alle Arbeitnehmer erst mit 67 Jahren in Rente zu schicken. Und doch zeigt gerade das Thema Rente, dass junge Menschen bloß nicht zu hohe Erwartungen an die künftige Bundesregierung stellen sollen - sie könnten bitter enttäuscht werden.
Wir jungen Leute sind es ja fast gewöhnt, ständig daran erinnert zu werden, dass unsere Zukunft besonders ungewiss sei und es sowieso kaum noch Sicherheiten gibt. Die Generation Praktikum lässt grüßen. Jetzt werden wir den Älteren noch mal etwas Gutes tun! Aber wo bleiben wir dabei?
Um diese Frage positiv zu beantworten, müsste die Politik den heute jungen Leuten schon mehr bieten: vor allem Sicherheiten und Perspektiven. Deutlich mehr Geld müsste in die Bildung fließen und diese auch wirklich allen Kindern aus der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Und auch wenn nun ein Mindestlohn kommen wird, ändert das nichts daran, dass wir weiterhin eine große Gruppe von Menschen mit niedrigen Einkommen haben werden – das Risiko der Altersarmut wird also weiterhin bestehen bleiben.
Gut ausgebildete Flüchtlinge dürfen in Deutschland nicht arbeiten
Doch wir jungen Menschen werden auch bei anderen großen Themen ziemlich kleingehalten: Bei der Energiewende, die unsere Zukunft sichern soll, wird viel diskutiert, aber voran geht es nur schleppend.
Was mich aber besonders stört ist, dass unsere Politik kaum Visionen entwickelt, was eigentlich jenseits unserer Grenzen geschehen soll: Was können wir wirklich gegen die Perspektivlosigkeit von Millionen von Jugendlichen tun, die in Spanien, Griechenland und anderen Ländern sitzen? Ich hatte das Glück, während meiner Ausbildung viel von der Freizügigkeit innerhalb der EU profitieren zu können, beschränke den Gedanken der Solidarität keineswegs nur auf die Bundesrepublik.
Und wo wir schon bei Grenzen sind: Ebenso wie viele andere EU-Staaten schotten wir uns gegen Flüchtlinge ab und halten jene, die in Deutschland leben, am Rande der Gesellschaft. Zahlreiche Proteste und nicht zuletzt das Flüchtlings-Unglück vor Lampedusa haben gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Nicht zuletzt aus wirtschaftlicher Sicht, denn viele Flüchtlinge sind jung und gut ausgebildet, doch arbeiten dürfen sie nicht. Womit wir wieder beim Thema Rente wären.