Kochbücher

Wenn Blumenkohl heilt und Butter singt

09:30 Minuten
Ein Marktstand mit verschiedenen Gemüsesorten und Rhabarber.
Alles, was Anhänger einer gesunden Ernährung glücklich macht: marktfrisches Gemüse. © picture alliance / Zoonar / Baloncici
Insa Wilke im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Sie überlässt den Herd ihrem Mann, schmökert aber leidenschaftlich gerne in Kochbüchern: Für die Journalistin Insa Wilke gehören sie zum Lebensgenuss. Ihre Lieblingsbücher stellt sie vor: lehrreiche, belehrende, sinnliche und romanhafte.
Die Literaturkritikerin Insa Wilke, die normalerweise Lyrikbände und Romane bespricht, hat eine heimliche Leidenschaft: schöne Kochbücher. "Andere Leute lesen abends im Bett Romane, ich Kochbücher", denn das seien Bücher, "die mir die Fülle des Lebens zeigen", sagt sie.
Dabei kocht sie überhaupt nicht – das besorgt ihr Mann. Aber Insa Wilke sitzt dann gerne dabei und liest ihrem Mann aus Kochbüchern vor, die sie besonders mag.

Die heilende Wirkung von Essen

Zum Beispiel aus Ingeborg Münzing-Ruefs "Kursbuch gesunde Ernährung". Das Buch versammele alles Wissenswerte über Kräuter, Gewürze und Gemüse und deren heilsame Wirkung. Vom Stil her erinnere sie das schon etwas ältere Buch zwar ein bisschen an die 1970er-Jahre, aber es ließe sich viel Spannendes daraus lernen.
Ein violetter Blumenkohl mit Blättern.| Cauliflower (Brassica oleracea var. botrytis), cultivar Graffiti, Germany, Bavaria | Verwendung weltweit
Gilt als sehr gesund, egal in welcher Farbe, und ist mit brauner Butter ein Genuss: der Blumenkohl.© picture alliance / blickwinkel / M.Kuehn
Zum Beispiel über den Blumenkohl. "Man kommt sich dann so reich vor. Man denkt, da ist so ein banaler Blumenkohl. Und auf einmal merkt man dann, was für einen Schatz man in seiner Küche hat. Und das macht großen Spaß."

Ingeborg Münzing-Ruef: "Kursbuch gesunde Ernährung. Küche als Apotheke der Natur"
Heyne, München 2000
608 Seiten, 11,99 Euro

Kochbücher - beziehungsweise die Rezepte - erzählen aber oft auch von der Geschichte und Kultur eines Landes – und vom Leben der Kochbuchautorinnen und -autoren, flankiert von wunderbaren Fotografien: Landschaften und gedeckte Tafeln. Etwa Irina Georgescus "Carpatia. Eine kulinarische Reise durch Rumänien".
Hausschwein, ausgewachsenes Tier frisst Kürbisse, Apuseni-Gebirge, Westkarpaten, Siebenbürgen, Rumänien, Europa | Verwendung weltweit, Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
Irina Georgescu beschreibt die Küche ihrer rumänischen Heimat. Dazu gehört auch Fleisch von (glücklichen) Hausschweinen.© imageBROKER / FLPA / Bob Gibbons
Ihr sei vorher nicht klar gewesen, wie vielfältig und reichhaltig die rumänische Küche sei, sagt Wilke. Meistens fallen einem vor allem Armut und Mangel ein, wenn man "Rumänien" hört, auch Insa Wilke dachte so, bis sie Georgescus Buch las. Die Autorin mache einem mit Frühstücksrezepten wie "Käsepolenta mit saurer Sahne und Spiegelei" den Mund wässerig.

Irina Georgescu: "Carpatia. Eine kulinarische Reise durch Rumänien"
Ars Vivendi, Cadolzburg 2020
224 Seiten, 26 Euro

Auch über politisch korrektes Essen kann man sich schlau machen, etwa in Büchern wie "Kochen mit Zukunft", herausgegeben von Michaela Maria Müller, einer Food-Aktivistin, die darüber schreibt, wie man sich klimaschonend ernähren kann.

Michaela Maria Müller (Hg.): "Kochen mit Zukunft. Rezepte für ein gutes Klima"
Mikrotext, Berlin 2020
100 Seiten, 4,99 Euro (E-Book), 20 Euro Ringbuch

Und dann gibt es natürlich noch Kochbücher, die ein Gesamtkunstwerk sind: Exzellent, geradezu poetisch geschrieben sei Nigels Slaters "Greenfeast. Herbst Winter", findet Insa Wilke.
Polenta mit Zucchini 
Einfache, aber äußerst delikate Gerichte beschreibt Nigel Slater in seinem Kochbuch.© picture alliance / Bildagentur-online
Das kleine Buch des Londoner Koch-Kolumnisten sei mit überaus appetitlichen Fotos angereichert und hochwertig gestaltet: "Fadengeheftet mit zwei Lesebändchen, safran-kurkuma Leineneinband, quasi mit Blattgoldanstrich und integriertem Kunstkonzept."

Nigel Slater: "Greenfeast. Herbst Winter"
Deutsch von Sophie Blind
Dumont Buchverlag, Köln 2020
336 Seiten, 28 Euro

Eine weitere Kategorie bilden romanartige Kochbücher, die eine Geschichte über das Kochen erzählen, aber eher selten Rezepte bieten. Zum Beispiel Bill Bufords "Dreck. Wie ich meine Familie einpackte, Koch in Lyon wurde und die Geheimnisse der französischen Küche aufdeckte". Der US-Autor des "New Yorker" hat schon einige Bücher über die Zustände in der Haute Cuisine geschrieben. In "Dreck" beschreibe er den "Sadismus hinter den Kulissen", sagt Wilke und fügt hinzu, das Buch sei sehr unterhaltsam und erhellend, aber ihr sei dabei eher die Lust vergangen, jemals ein solches Restaurant auszuprobieren.
Sie habe auch einiges aus dem Buch gelernt: Etwa, dass man Omelette nie mit dem Schneebesen zubereiten solle, wofür man ein Geschirrtuch eigentlich wirklich verwende und: "Wann Butter singt".

Bill Buford: Dreck: "Wie ich meine Familie einpackte, Koch in Lyon wurde und die Geheimnisse der französischen Küche aufdeckte"
Aus dem Englischen von Sabine Hübner
Hanser Verlag, München 2020
544 Seiten, 26 Euro

(mkn)
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