Der eue Kochshow-Trend [AUDIO]
"Rach, der Restauranttester", "Das perfekte Dinner" alle stehen vor der Kamera am Herd: Profis und Hobbyköche. Anhand des Themas Essen lässt sich viel erzählen als Welttheater im Kleinen. Ein Trend, der Prestige durch Distinktion ablöst, das Cabrio von damals als Kochen-Können von heute. Dabei kommen auch moralische Botschaften ins Spiel. Beim Kochen kann man sich zum Beispiel wunderbar als achtsam inszenieren.
Glamourös-verschusselt am Herd
05:49 Minuten
Paris Hilton ist eine clevere Unternehmerin. Das Publikum bekommt nur eine Kunstfigur zu sehen. Auch in ihrer neuen Netflix-Kochshow "Cooking with Paris" inszeniert sie sich als Tollpatsch mit Kochlöffel. Doch hin und wieder bröckelt die Fassade.
Paris Hilton war lange Zeit vor allem als reiches "It"-Girl, Model und Erbin präsent sowie mit der Dokusoap "The Simple Life", wo sie sich gemeinsam mit ihrer Freundin Nicole Richie ohne Geld und Kreditkarte 30 Tage lang irgendwie durchschlagen musste – mal auf einem Bauernhof, ein anderes Mal als Camperin oder als Praktikantin.
Immer spielte sie dabei gekonnt die Rolle der verwöhnten Städterin, die die raue Wirklichkeit kennenlernt.
2020 sorgte die heute 40-Jährige mit ungewöhnlich ernsten Tönen in der der YouTube-Doku "This is Paris" für Aufsehen: Sie thematisierte darin traumatische Erlebnisse psychischer und körperlicher Gewalt in ihrer Jugend.
Kochshows boomen in der Pandemie
Jetzt macht sie mit einer Kochshow auf Netflix von sich Reden. Mit prominenten Gästen als Unterstützung am Herd – etwa Kim Kardashian und Demi Lovato – variiert sie darin das Motiv der tollpatschigen Städterin, die beim Einkauf für das geplante Essen Beratung braucht und auch den einen oder anderen kleinen Unfall am Herd baut.
Das ist Kalkül. In der Pandemiezeit haben bereits andere Promis wie Selena Gomez vorgemacht, dass man auch als Laiin am Herd viele Zuschauer gewinnen kann.
Gedreht werden die Folgen in Hiltons opulent ausgestatteter Küche, in der die Pfannenwender mit Glitzersteinchen bestückt sind. Die Soziologin und Bloggerin Nadia Shehadeh hat sich die Show angeschaut und findet sie unterhaltsam und die vorgestellten Gerichte gar nicht so schlecht. "Einige der Rezepte würde ich auch nachkochen", meint sie.
Natürlich bekomme das Publikum nicht die authentische Paris Hilton zu sehen, "sondern eine Kunstfigur, die Hilton selbst geschaffen hat". Das Einkaufen, das Kochen und die Gespräche mit den jeweiligen Gästen seien nett und unspektakulär.
"Was den besonderen Charme ausmacht, ist diese teeniehafte Atmosphäre der Sendung, das ganze pompöse Drumherum und natürlich die ulkigen Küchenunfälle." Etwa wenn ein Glitzersteinchen aus dem Pfannenwender herausbricht und ins Essen fällt. "Es ist wirklich zuckersüße Kost."
Nur einmal kommt die echte Hilton zum Vorschein
Nur eine Situation ist Shehadeh in Erinnerung, in der die echte Paris Hilton zu erkennen gewesen sei: "Es gibt einen kurzen Moment in der Episode mit Demi Lovato, in der Hilton mit Lovato auch über ihre traumatischen Kindheitserlebnisse spricht."
Hilton bewundere Lovato für deren Offenheit und Ehrlichkeit im Zusammenhang mit persönlichen Erfahrungen. "Da bröckelt dann ein bisschen die Fassade," sagt die Bloggerin. Und in dieser Episode werde auch deutlich, dass Hilton natürlich nicht so unbedarft sei, wie sie sich nach außen darstelle.
(mkn)