Die Ausstellung "Charles I: King and Collector" ist bis zum 15. April 2018 in der Royal Academy of Arts in London zu sehen.
Londoner Royal Academy würdigt Charles I.
Charles I. besaß eine umfangreiche Kunstsammlung: Die Werke von Rubens bis Dürer wurden nach der Hinrichtung des englischen Königs im Jahr 1649 verkauft. Temporär vereint zeigt jetzt die Londoner Royal Academy die Bilder – in der Ausstellung "Charles I. – King and Collector".
Es war ein Dienstag, der 30. Januar 1649. Kurz nach Mittag ging König Charles I. ein letztes Mal durch seinen Palast unter den prächtigen Deckengemälden Peter Paul Rubens`, die ihn und seine Monarchie verherrlichten. Ihn gottähnlich darstellten. Um 14 Uhr geschah das Unfassbare: der Göttliche wurde geköpft. Augenzeugen berichten, dass einige Zuschauer nach der Exekution nach vorne zum Schafott eilten, um ihre Tücher in das Blut des hingerichteten Königs zu tränken. Sie sprachen seinem Blut übermenschliche Eigenschaften zu.
Die Monarchie war gestürzt – naheliegend wäre nun ein Bildersturm gewesen, um die königlichen Kunstschätze zu zerstören, Gemälde und Skulpturen, die Charles I. und seine Monarchie in allem Glanz und Pomp darstellten. Aber Cromwell dachte an das Geld und entschied, die Kunstsammlung des Königs lieber zu verkaufen.
"Im Bürgerkrieg waren zuvor hier proportional mehr Menschen getötet worden als im Ersten Weltkrieg", hebt Desmond Shawe-Taylor hervor, der die Royal Collection, die Kunstsammlung der Queen, betreut: "Der Krieg war extrem teuer, das Land litt unter hohen Schulden. Die Kunst zu verkaufen war eine ökonomische Notwendigkeit."
Ausverkauf von Rubens bis Dürer
Noch im gleichen Jahr 1649 begann der Verkauf. Werke von Tizian, Raffael, Rubens, Holbein, Dürer, antike Skulpturen wurden aus dem Whitehall Palast in das Somerset House geschleppt, in die Residenz der Königin, die jetzt zur Witwe geworden war und im Exil in Paris lebte. Auch die Kronjuwelen wurden im Wortsinn zerschlagen und als einzelne Edelsteine verkauft. Die einzigartige Kunstsammlung König Charles` war plötzlich in alle Winde verstreut.
"Wenn wir an die Kultur unter Elisabeth I. denken", die 50 Jahre vorher gestorben war, "dann gab es zwar die phantastische Literatur eines William Shakespeare. Aber die bildhafte Kunst war unter ihr absolut zweitrangig und völlig von Europa isoliert. Unter Charles holte England hier die Kunstentwicklung der letzten 100 Jahre auf, binnen nur 20 Jahren."
Charles I. war unter den Monarchen zum herausragenden Kunstsammler avanciert. Er holt Peter Paul Rubens und dessen Schüler Anton van Dyck. Vor allem van Dycks Porträtgemälde von Charles beherrschen die Ausstellung in London. Auf einem Reiterbild kommt Charles kühn auf einem Schimmel durch ein Tor auf den Betrachter zugeritten.
Er sitzt fest im Sattel und beherrscht sicher und mit Leichtigkeit sein Pferd, also England und Schottland. Das war die Botschaft. Charles hatte von seinem Vater den Glauben übernommen, seine Herrschaft sei von Gott gewollt. Diese Ignoranz führte zu seinem Untergang.
Von den Revolutionären, die zehn Jahre lang das Land regierten, ist wenig übriggeblieben.
"Es gibt keine historischen Gemälde, die Dinge aus der republikanischen Zeit darstellen. Sie hatten nicht erkannt, welche Möglichkeiten der Propaganda Kunst bieten konnte."
Revolution nach zehn Jahren vorbei
Dass viele Kunstwerke jetzt wieder vereint in der Royal Academy zu sehen sind, ist zweierlei zu verdanken. Charles II., der Sohn des geköpften Königs, kehrte aus dem Exil in Frankreich zurück. Der Spuk der Revolution unter Oliver Cromwell war nach zehn Jahren schnell wieder vorbei. Charles unternahm alles, um die von seinem Vater gesammelte Kunst wieder zurückzubekommen.
"Er erließ ein Edikt, dass es jetzt möglich sei, freiwillige Wiedergutmachung zu leisten. Eine schöne Formulierung, 'freiwillig'. Das funktionierte aber nur in England. Die wirklichen wichtigen Werke waren ins Ausland verkauft worden und sind seitdem im Besitz französischer und spanischer staatlicher Kunstsammlungen."
Charles Kunst ist dank Lordprotektor Oliver Cromwell heute also teilweise im Louvre und Prado, aber als Leihabgaben jetzt temporär wieder zur alten Sammlung vereint. Und auch die Edwardskrone ist wieder da. Sie wurde schon 1661 wieder neu geschaffen, für die Krönung Charles II. Sie ist allerdings nicht in der Royal Academy zu sehen, sondern frei zugänglich jederzeit im Tower in der Sammlung der Kronjuwelen.