Körperbehaarung

Mit Systemgrant gegen Schönheitsideale

06:41 Minuten
Die italienische Schauspielerin Sophia Loren winkt ihren Fans zu. Ihr rechter Arm ist in die Höhe gestreckt.
Schönheitsideale sind durch die jeweilige Zeit vorgegeben: Die italienische Schauspielerin Sophia Loren beim Bad in der Menge. © picture alliance / Globe-ZUMA / Globe Photos
Elisabeth Lechner im Gespräch mit Axel Rahmlow |
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Auf Social Media bekommen vorrangig junge, dünne, weiße Frauen Aufmerksamkeit. So verstärke sich auch das Schönheitsideal eines enthaarten Körpers. Doch das könne geändert werden, sagt die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Lechner.
Schönheitsideale kommen im Internet um jede Ecke. Auf Social Media werden sie zur Norm erhoben. Geklickt werden vor allem junge, dünne und weiße Frauen. Wer abweicht, gilt schnell als ekelig und unattraktiv, etwa wenn es um Körperbehaarung geht.

Gegenbewegung zu Schönheitsidealen

Das war nicht immer so, doch die Norm des enthaarten Körpers wird durch die sozialen Medien verstärkt, weil der Vergleich mit anderen zunimmt. Ganz zum Vorteil der Schönheitsindustrie, die damit ein riesiges Geschäft mache, wie Elisabeth Lechner erklärt. Sie lebt in Wien und ist Kulturwissenschaftlerin. In ihrem Buch "Riot, don’t diet!" hat sie sich mit dem Thema Körpernormen beschäftigt.
Noch immer werde der Körperbehaarung viel Bedeutung zugeschrieben, unterstreicht Lechner. Doch gebe es auch eine Gegenbewegung: Body Positivity oder Body Neutrality fänden ebenso auf Social Media ihren Platz. 

Rückzug aus dem Sozialleben

„Widerständige Bilder“ nennt die Kulturwissenschaftlerin diese Bewegung. Sie muss indes einschränken, dass es für Menschen, die als nicht schön angesehen würden, noch immer schwer sei, Raum für eigene Inhalte zu erhalten.
Daran ändere auch nichts, dass es Prominente gebe, die ihre Körperbehaarung öffentlich zeigten. Denn im Alltag der Menschen, deren Körperbehaarung nicht der Norm entspreche, seien diese mit Scham konfrontiert. Dies reiche bis zu Bedrohungen. Für die Betroffene könne dies dann bedeuten, dass sie sich aus dem Sozialleben – etwa dem Besuch des Schwimmbades – zurückzögen.

Solidarität und struktureller Wandel

Dem gesellschaftlich vermittelten Selbsthass solle, so die Wienerin, ein „Systemgrant entgegengesetzt werden – also der Unwille, das Spiel mitzuspielen. Dafür sei wichtig zu verstehen, „dass bestimmte Menschen systemisch marginalisiert werden und Schönheit manchen sehr viel nützt, aber andere sehr stark darunter leiden“.
Um dies zu ändern, empfiehlt sie, sich selbst zu informieren sowie Medien kompetent zu nutzen, etwa „die Bilder, die mich verletzen, aus meinen Social-Media-Feeds zu entfernen“. Außerdem könne versucht werden, die „Sehgewohnheiten zu verändern, mich selbst und meine Umgebung anders zu sehen und dementsprechend anders zu handeln“. Wichtig sei aber vor allem, „Netzwerke zu bilden und gemeinsam aktiv zu werden“, denn das Ziel sei  "Solidarität und struktureller Wandel".
(rzr)

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