Bodyart - ein neuer Fitnesstrend
Trainingsinhalte mit schicken Namen lassen sich besser vermarkten. Das gilt auch für den neuen Fitnesstrend Bodyart, bei dem verschiedene Konzepte vereint werden. Was steckt dahinter?
Virginia Winsemann, fliegt derzeit um die Welt. Sie gibt Bodyart-Kurse in Europa, Asien, Amerika. Winsemann ist 1,65 m groß, hat kurze blonde Haare, blaue Augen und eine Körperspannung, bei der der eine oder andere Bodybuilder neidisch werden könnte. Die Übungen sind Altbekannte - aber in einer neuen Mischung.
"Wir haben ja keine neuen Sachen erfunden, sondern einfach aus den vielen Konzepten, die es gibt, seien es Jahrtausende alte Yoga-Übungen, aus dem Kraftbereich, aus dem Functional-Training oder auch Faszien-Training - und dort eben eine gute Kombination gefunden, durch die Übungs-Zusammenstellung."
Fließend wird aus leichter Erwärmung ein sehr anstrengendes Ganzkörpertraining. Pausen gibt es nicht. Aus einer Bewegung geht es in die Nächste.
Der Raum ist hell und freundlich, auf dem Boden liegen Gymnastikmatten – weitere Hilfsmittel braucht man nicht, außer dem eigenen Körper. 27
"Ihr wisst, die ersten paar Minuten gelten unseren Gelenken."
Bodyart soll richtig anstrengend sein
Rücken rund, Rücken gerade, Beine beugen, Beine strecken - soweit nichts Neues. Der Körper soll sanft erwärmt und auf das vorbereitet werden, was noch kommt.
"Jetzt beginne deine Arme länger auszustrecken."
Die esoterisch anmutende Musik lässt mich zweifeln – Bodyart soll richtig anstrengend sein, noch wirkt es eher wie Gymnastik für Einsteiger. Doch das ändert sich schnell:
"Locker lassen, sehr schön."
Es folgt eine Mischung aus Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht: Liegestütz, Kniebeugen usw., Yoga und Pilates, also Dehnübungen und statisches Halten und einer sehr bewussten Atmung, die mir vom Kampfsport vertraut ist. Dazu kommen noch tänzerische Elemente.
"Ich kann die Stunde komplett auch anpassen"
Im Training wechseln sich die Übungen, die eindeutig auf die Kraft gehen, mit Dehnungs- und Konditionsblöcken ab.
Vor allem in USA ließen sich die unterschiedlichen Trainingsinhalte mit eigenen Bezeichnungen, nämlich BAX und Deepwork besser vermarkten – all das läuft jetzt unter dem Oberbegriff Bodyart und gibt dem Trainer viel Spielraum, das Training zu gestalten.
"Also ich kann die Stunde komplett auch anpassen und ich muss immer gucken, wen habe ich da vor mir, hab ich die Fußballgruppe, habe ich die Männer. Aber dennoch suchen wir trotzdem den Ausgleich. Und genauso: In eine Stretch-Stunde reinzugehen, das machen Männer nicht. Aber wenn ich über das Faszientraining gehe, wie wir es beim BAX machen z.B. über die Kraft, in die Flexibilität zu gehen, da spritzt das Wasser und die Männer sagen: 'Boah ist das anstrengend." Und dann kommen sie auch wieder."
Entwickelt wurde das Konzept von dem Tänzer, Yoga-Lehrer und Bewegungstherapeuten Robert Steinbacher. Mit ihm arbeitet Virgina Winsemann seit rund zehn Jahren zusammen.
"Robert war Therapeut für behinderte Kinder, da kam so der Ursprung her."
"Ein ganzheitliches Training für Körper und Geist"
Es sollte ein ganzheitliches Training für Körper und Geist werden, aber ohne die oft starren Regeln und manchmal auch spirituellen Hintergründe einiger fernöstlicher Bewegungsformen. Ein Training, das sowohl allein funktioniert, aber auch als Ergänzung für andere Sportarten geeignet ist.
"Wenn Du nur laufen gehst, bist du super trainiert, was dein Herz-Kreislaufsystem betrifft und genauso, wenn du pumpst oder viel Eisen machst, dann hast du gute Muskeln - aber dir fehlt die Flexibilität. Irgendwas bleibt immer auf der Strecke."
In der einen Stunde, die das Training dauert, auf jeden Fall meine Kondition: Die Muskeln sind platt, der Körper aber ist gedehnt. die Gymnastik-Matte ist nassgeschwitzt. Es war richtig anstrengend. Das Gefühl wohliger Entspannung macht sich breit. Diesen Zustand erreicht man natürlich auch mit anderen Trainingsformen - aber die Mischung macht auf jeden Fall Spaß und sie ist eine interessante Abwechslung auf dem hart umkämpften Fitness-Markt.