"Kofi Annan - Ein Leben"

Gespräch mit Friederike Bauer · 30.05.2005
Durch sein Engagement als UNO-Generalsekretär hat Kofi Annan den Vereinten Nationen zu neuer Geltung verholfen. Und seine Haltung im Kampf gegen Armut, Hunger und Aids hat ihm persönlich viel Anerkennung eingebracht. Gleichzeitig steht die UNO zunehmend in der Kritik. Unter Annans Führung versäumte die Organisation ein entschiedenes Eingreifen in Krisenregionen und Korruptionsvorwürfe wurden gegenüber UNO-Mitarbeitern laut.
Die Peron hinter dem Friedensnobelpreisträger ist dabei weitgehend verborgen geblieben. Nun hat Friederike Bauer die weltweit erste Annan-Biografie vorgelegt. Darin zeichnet die Journalistin den Weg Annans an die Spitze der Vereinten Nationen nach und beleuchtet auch sein persönliches Umfeld.
Fazit sprach mit der Autorin Friederike Bauer.

Auszüge aus dem Gespräch:

Fazit: Sie schreiben, Annan sei schon von Geburt etwas Besonderes, weshalb?

Bauer: Annan ist erstens etwas Besonderes, weil er als Zwilling geboren wurde. In Ghana werden Zwillinge besonders verehrt. Insofern hat er von Geburt an eine besondere Wertschätzung erfahren. Zweitens weil er als Sohn einer wohlhabender Familie in Ghana aufwuchs. Und drittens war sein Vater ein einflussreicher Manager. Es ging der Familie also auch finanziell ganz gut. Und diese drei Dinge machen Annan schon zu etwas Besonderem.

Fazit: Ich bin tief verwurzelt in Afrika, sagt Annan über sich selbst. Woran spürt man diese Verwurzelung?

Bauer: Diese Verwurzelung spürt man in seiner warmen Art, er ist ein unglaublich kommunikativer Mensch. Offen auf Menschen zuzugehen, das ist der afrikanische Teil an ihm.

Fazit: Wie offen war Annan denn Ihnen gegenüber?

Bauer: Da muss man unterscheiden. Er ist sehr offen, wenn es um seine politische Arbeit, um seine politischen Ideen geht. Aber er redet ungern über sein Privatleben. Er möchte als öffentliche Person einen Teil im Unklaren lassen.

Fazit: Die weichen Themen, schreiben Sie, fügen sich besser in sein Weltbild. Was genau kennzeichnet Annans Weltbild?

Bauer: Die weichen Themen für ihn sind Armut und Aids. Sein Weltbild ist geprägt durch die Menschenliebe. Er sagt selbst, ich liebe das Leben, ich liebe die Menschen. Das findet seinen Widerpart in den Menschenrechten.

Fazit: Der Völkermord in Ruanda dürfte ihm auf der Seele liegen. Wo sehen sie Schwächen von Kofi Annan?

Bauer: Seine größte Schwäche ist zugleich seine größte Stärke. Das ist der Umgang mit Menschen. Manchmal ist er zu offen und er ist manchmal zu zögerlich. Menschen auch mal die Meinung zu sagen oder schnell eine Entscheidung zu treffen, da tut er sich schwer.