Deutschlands wunde Punkte beim Klimaschutz
Deutschland steht ziemlich gut da beim Klimaschutz. Die Energiewende hat sehr zum Image des eifrigen Umweltschützers beigetragen. Ein paar Hausaufgaben müssen die Deutschen aber noch erledigen, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute.
Eigentlich müsste auch das deutsche Wort "Energiewende" in den internationalen Sprachschatz übergehen – ähnlich wie "Kindergarten" oder "Angst". Denn die Deutschen erscheinen als echte Musterschüler in Sachen Klimaschutz und werden international auch so wahr genommen. In Sachen langfristige Ziele und Visionen spiele Deutschland unter den Industriestaaten ganz oben mit, bestätigt Niklas Höhne, Direktor des NewClimate Instituts in Köln.
Trotzdem ist nicht alles in Butter im Land der eifrigen Windraderbauer. Die Energiewende sei die richtige Richtung, "jetzt geht es aber darum, sie auch effektiv umzusetzen – und zwar so schnell wie möglich."
Nachholbedarf bei Kohle und Verkehr
Die Bereiche Kohle und Verkehr seien nach wie vor wunde Punkte - "da könnte Deutschland noch deutlich nachlegen". Zwar würden CO2-emissionsarme Autos hergestellt, doch werde noch viel zu wenig unternommen, um langfristig auf fossile Brennstoffe verzichten zu können.
"Norwegen zum Beispiel fördert Elektromobilität sehr stark - dort sind fast zehn Prozent der neu angemeldeten Autos Elektroautos. Eine wahnsinnige Zahl, sehr hoch. Da hinkt Deutschland weit hinterher." Selbst in China werde Elektromobilität nachdrücklicher gefördert als in Deutschland. Wer Elektromobilität fördere, könne so auch Einfluss über den eigenen Markt hinaus gewinnen, betonte Höhne.
Der Klimaexperte lobte jedoch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für seinen Versuch, Kohlekraftwerke zu regulieren und so deren Emissionen zu reduzieren. "Er hat damit ein neues politisches Instrument geschaffen, mit dem Kohlekraftwerke eben auch in der Zukunft noch mehr Emissionen reduzieren oder gar nicht mehr emittieren."