Der lange Weg zur Aufarbeitung
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In 2020 macht das Deutschlandradio die Dekolonisierung zum Schwerpunktthema. Hier gebe es noch viel zu tun, sagt Tahir Della von der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" - die Geschichte sei in Europas Staaten längst nicht aufgearbeitet.
"Eine Welt 2.0 – 'Dekolonisiert euch!'" lautet das Schwerpunktthema des Deutschlandradios im Jahr 2020. Zum Auftakt haben wir mit Tahir Della von der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" gesprochen und ihn gefragt, ob es eine Verbindung gibt zwischen der Kolonialgeschichte von gestern und dem Rassismus von heute.
Rassistische Konzept von Hegel und Kant
"Unbedingt", sagt Della, "weil das koloniale Projekt Europas untrennbar verbunden ist mit Rassismus." Bereits in der frühen Aufklärung seien die Grundlagen dafür gelegt worden, etwa durch Hegel und Kant: "Diese Männer haben rassistische Konzepte entworfen, die es möglich gemacht haben, dieses koloniale Projekt überhaupt anzuschieben."
Versklavung, Entrechtung, Ausbeutung seien nur machbar, wenn man Menschen ihre Menschenrechte und das Menschsein abspreche - und es Konstrukte gebe, die ein entsprechendes Handeln rechtfertigten.
Noch viel Forschung erforderlich
Bei der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sieht Tahir noch viele schwarze Flecken: "Wir wissen ja ganz wenig." Man müsse untersuchen, was in den letzten 500 Jahren stattgefunden habe, welche Wissensstände es gebe und wie die Geschichte bis heute nachwirke - nicht nur in den Kolonial-, sondern auch in den europäischen Gesellschaften. "Es geht um das Wissen, das Erforschen, das Aufarbeiten und das Besprechen - um dann zu sehen, inwieweit gesellschaftliche Verhältnisse sich verändern müssen, um wirklich davon sprechen zu können, dass sie 'dekolonisiert' sind."
Europäische Staaten müssen noch viel aufarbeiten
Insgesamt gebe es für die europäischen Staaten bei der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte noch viel zu tun, meint Tahir. "Also zu sagen, wir stellen uns dieser Verantwortung, wir stellen uns der begangenen Verbrechen beispielsweise, wir stellen uns den Wirkungen offensiv." Hier habe "ganz Europa noch einen langen Weg vor sich, das wirklich zu machen, mit diesen Verhältnissen wirklich konsequent zu brechen und sichtbar zu machen, dass auch der Reichtum, der in Europa herrscht - dass der basiert auf dieser 500-jährigen Geschichte."