Kommentar zu Bitcoin
Auch wenn diese symbolische Münze anderes suggeriert: Bitcoins existieren ausschließlich digital, als Daten auf weltweit verteilten Rechnern. © Pexels
Die dunkle Seite der Kryptowährungen
03:54 Minuten

Bitcoin und andere Kryptowährungen sind zwar eine beliebte Anlagemöglichkeit. Sicher sind sie nicht. Denn das Vertrauen der Anleger basiert nur auf einem Algorithmus, dessen Eigenheiten den meisten unbekannt ist. Ein höchst spekulativeres Geschäft!
Krypto bedeutet „verborgen“ oder „heimlich“. Ein erster Ausdruck der Heimlichkeit dieser Währungen ist: Man kann sie anders als Geldscheine oder Münzen nicht anfassen oder sehen. Denn sie sind ein rein digitales Phänomen, das allein in gespeicherter elektronischer Form auf weltweit verteilten Computern existiert. Tief verborgen und verschlüsselt sind auch die Transaktionen und die Algorithmen, die diese steuern und deren Funktionsweisen am Ende den Wert der Währungen bestimmen. Und damit gelangen wir auf die dunkle Seite des Kryptogeldes.
Kryptowährungen sind keine echten Währungen
Denn im engeren Sinne sind Kryptowährungen überhaupt keine Währungen. Eine richtige Währung ist gesetzlich geschützt. Hinter einer richtigen Währung steht also ein Staat oder wie im Fall des Euroraums ein Verbund von Staaten, der per Gesetz eine Währung zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt, das jeder Wirtschaftsteilnehmer innerhalb eines Währungsgebietes akzeptieren muss.
Dessen Stabilität zu gewährleisten, ist Auftrag der zuständigen Zentralbank. Und hinter dem stehen Volkswirtschaften, in denen Werte entstehen, die letztlich den Wert der Währung bestimmen. Das alles dient dem Schutz des Vertrauens und des Eigentums der Marktteilnehmer, die staatliche Währungen halten. Schließlich werde ich als Verkäufer einer Ware nur Geld akzeptieren, mit dem ich mir selbst auch wieder etwas kaufen kann. Das setzt allgemeines Vertrauen in die Währung voraus.
Das Prinzip Hoffnung im Krypto-Markt
Nichts von dem trifft auf Kryptowährungen zu. Es gibt weder einen garantierenden Staat noch ein geschütztes Währungsgebiet, noch eine zugehörige Volkswirtschaft. Das Vertrauen der Anleger basiert allein auf einem Algorithmus, dessen Eigenheiten sie in der Regel nicht kennen, von dem sie aber hoffen, dass er den Wert ihrer Coins oder Tokens irgendwie sichert. Anleger wissen in der Regel nicht einmal, wer diesen Algorithmus entwickelt hat und wessen Interessen er folgt.
Worin besteht dann der Wert einer digitalen Währung? Er besteht ausschließlich darin, dass das Angebot knapp ist und die Nachfrage groß. Für Ersteres soll der Algorithmus sorgen und auf Letzteres muss man hoffen. Anleger begeben sich mit ihrer Anlage also schlicht in die Hand eines privaten Anbieters einer Wertanlage, deren Wert allein darauf beruht, dass auch andere Anleger dies glauben. Ein sehr viel spekulativeres Geschäft als das mit einer Kryptowährung kann man sich daher kaum ausdenken.
Warum aber sollten so viele Menschen dieses Risiko eingehen? Nun ja, es gibt ein paar Vorteile von Kryptowährungen, die für manche Zeitgenossen interessant sind. Einer davon ist gerade die Abwesenheit des Staates. Kryptowährungen werden nur wenig reguliert. Wenn überhaupt, dann überwacht die Finanzaufsicht die Plattformen, die den Handel und die Verwahrung von Kryptogeld anbieten.
Eine Gemeinschaft ohne Vertrauen
Es überrascht daher kaum, dass auch Geld zweifelhafter Herkunft den digitalen Schutz der Kryptowährungen sucht. Ob Kriminalität, Terrorismus oder Geldwäsche jeder Art: Kryptowährungen bieten das ideale Umfeld für illegale Transaktionen. Kein Finanzamt und keine Polizei stören dort den Gang der Geschäfte. Kryptowährungen sind ideale Vehikel für alle, die ihre Geschäfte heimlich abwickeln wollen, aber auch für diejenigen die der staatlichen Währungsgarantie keinen Glauben schenken, weil sie den großen Crash erwarten oder weil sie Staaten einfach nicht mögen. Keine besonders vertrauenswürdige Gesellschaft, würde ich sagen.