Kommentar

Ein Verzicht auf Sportwettenwerbung ist die beste Prävention

04:23 Minuten
"Tipico"-Schriftzug
Tipico-Werbung ist in der ARD-Sportschau nicht mehr zu sehen. © dpa / picture alliance / Gelhot
Von Thomas Jaedicke |
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Bis zu dieser Fußball-Bundesligasaison war in der ARD-Sportschau auch Werbung des Wettanbieters Tipico zu sehen. Die Firma verzichtet nun auf ihr Recht, als Sponsor in der Sendung aufzutauchen. Dass damit nun Schluss ist, war überfällig.
Warum kommt das Aus so spät? Sicher, die ARD will in der Sportschau Bundesligabilder zeigen, und Sportrechte sind teuer. Aber ist es das bisschen Fußball wirklich wert?
Angesichts der vielen zerstörten Existenzen und eines mittleren, dreistelligen Millionenbetrags, der jedes Jahr für die sozialen Folgekosten der Spielsucht aufgewendet wird, verursacht durch stationäre oder ambulante Therapien. Ich meine nein!

Fehlt den Sendern die Sensibilität?

Jedes Mal habe ich mich darüber geärgert, wenn in der 18-Uhr-Sportschau – zwischen den Spielberichten – der reißerische Tipico-Werbeclip, untermalt von aggressiver Musik und dem Slogan „Mach dein Ding!“, gezeigt wurde.
Fehlt beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich über Gebührengelder finanziert und anders als die Privaten nicht auf Werbung angewiesen ist, die Sensibilität, dass um diese Zeit viele Jugendliche vorm Fernseher sitzen?  
Viele Jugendspieler, die ich nach ihrer Einstellung zu Sportwetten gefragt habe, sagten mir, dass sie die Welt nicht mehr verstehen. Einerseits geben ihre Vereine viel Geld für teure Präventionskurse aus, die sie über die Gefahren der Spielsucht aufklären.

Sportwettenwerbung im TV und im Stadion

Andererseits kommt man weder im Netz, noch im Fernsehen und auch im Stadion kaum an Sportwettenwerbung vorbei. Der Deutsche Fußball-Bund lässt sich von bwin sponsern. Der ehemalige Nationaltorwart Oliver Kahn verkaufte sein prominentes Werbegesicht an Tipico. Und auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus pfeift auf seine Vorbildfunktion und ist sich nicht zu schade, als Werbeonkel für Interwetten aufzutreten.
Warum also bot die Sportschau den Wettfirmen lange Zeit so eine prominente Bühne? Eigentlich sieht der Glücksspielstaatsvertrag wegen des Jugendschutzes zwischen 6 und 21 Uhr eine sogenannte Embargozeit vor, in der keine TV-Werbung für virtuelles Automatenspiel, Onlinepoker und Onlinecasinospiele laufen darf.
Für Sportwettenanbieter gilt dieses Verbot jedoch ausgerechnet nicht. Warum wohl? Immerhin nimmt der Staat von jedem Euro Wetteinsatz 5,3 Prozent Steuern ein. Bei einem Jahresumsatz, der laut Deutschem Sportwetten-Verband 2022 bei 8,2 Milliarden Euro lag, klingelt es da ordentlich in der Kasse.

Außerdem verweist die ARD auf Anfrage auf die exklusiven Vorrechte von Event- beziehungsweise Verbandssponsoren. Das gelte auch für die Firma Tipico als Premiumartner der DFL.

Tipico hatte das Recht, in der Sendung zu werben

Zeigt die ARD-Sportschau am Samstag ab 18 Uhr also Bundesligafußball, nutzt sie die Medienrechte der DFL. Wie die ARD weiterschreibt, gehört zu diesem Paket auch die Tipico-Werbung. Zwar ist Tipico auch in dieser Saison noch Partner der DFL. Doch nach eigener Aussage verzichtet die Firma nun auf ihr Recht, als Sponsor in der ARD-Sportschau aufzutauchen.
Gut so! Wenn schon die ARD nicht den Willen hatte, den Vertrag zu kündigen, dann eben auf diesem Weg. Jede Stadionbande, Trikotbrust und Sendeminute ohne Sportwettenwerbung ist die allerbeste Prävention.

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