Kommentar zu neuem DFB-Werbespot

Ist Fußball wirklich alles im Leben?

03:02 Minuten
Spielball Fussballliebe von adidas auf Plateau mit dem DFB-Logo
Man wünscht sich, dass der Fußball damit aufhört, sich zum Taktgeber der Gesellschaft aufschwingen zu wollen, meint Heinz Schindler. © dpa / picture alliance / Wunderl
Von Heinz Schindler |
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"Fußball hat die Kraft, unser Land besser zu machen" – damit wirbt der DFB in seinem neuen Spot, der seit einigen Wochen vor Live-Übertragungen zu sehen ist. Unser Kollege Heinz Schindler erklärt, warum er von dieser Art von Werbung nichts hält.
Ich mache gerade mal den Quiz-Onkel für Sie. Benennen oder raten Sie, woher folgende drei Aussagen kommen.

Nummer eins: "Wir treiben Sport und halten unsere Körper sauber und gesund."

Nummer zwei: "Neue Sportarten können frische Energie in Ihren Alltag bringen."

Und Nummer drei: "Fußball hat die Kraft, unser Land besser zu machen."

Aussage Nummer drei, das verrate ich mal, kommt vom Deutschen Fußball-Bund beziehungsweise den DFB-Stiftungen und wird mir seit ein paar Wochen vor jeder Live-Übertragung in deren Werbespot aufgezwungen.

Mein Kreisligist und die Probleme des Landes

Und dann habe ich das Land besser gemacht gestern. Vier Spiele geguckt, heute auch schon ein halbes und dann noch vor Ort meinen Kreisligisten gesehen. Der spiegelt übrigens ganz viele Probleme dieses Landes wider. Zu wenige Spieler, zu wenige Ehrenamtliche, zu wenig Geld, Cliquenbildung und in Teilen auch gewollte Sprachbarrieren obendrein.
Fußball kann also das Land besser machen, lieber DFB und liebe beauftragte Werbeagentur. Mit der täglichen Überdosis an Fußball müsste es dem Land dann ja schon lange so richtig gut gehen und jetzt erst recht. Oder in Anlehnung an Oliver Kahn "besser, immer besser."

Bringt der Fußball denn außerhalb der eigenen Branche mehr Menschen in Arbeit? Sind weniger Menschen hierzulande und vor allem Kinder von Armut betroffen? Fühlen sich weniger Menschen ausgegrenzt? Lindert der Fußball wirklich die Sorgen vieler Menschen um ihre Zukunft?

Fragen, die ein Blick in die täglichen Nachrichten beantwortet.

Fußball regiert nicht die Welt

Nein, lieber DFB und liebe Werbetreibenden - Fußball ist zum Glück nicht unser Leben. Fußball regiert eben nicht die Welt. Und wofür ich eintreten soll, das müsst Ihr mir nicht vorschreiben. Auch nicht zum was weiß ich wievielten Mal. Denn das entscheide immer noch ich – und jeder und jede andere für sich.

Zu viel Werbung, egal wofür, bewirkt dann oftmals das Gegenteil. Mir – und nicht nur mir allein – geht dieser neue Werbespot schon nach gefühlten zwei Wochen auf den Geist.
Der ist bei vielen Menschen noch rege genug, um mit Kopfschütteln auf den neuen Slogan zu reagieren. Man redet darüber, immerhin. Und wünscht sich, dass der Fußball endlich damit aufhört, sich zum Taktgeber der Gesellschaft aufschwingen zu wollen.

Sie aber wollen jetzt noch die Auflösung des Rätsels vom Anfang, richtig? Und hier kommt sie: Nummer eins ist aus den Regeln der Jungpioniere in der DDR und Nummer zwei aus dem Horoskop für das Sternzeichen Löwe aus der Bild vom vergangenen Montag. 

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