Kommunalwahl in Sachsen

CDU vorn, AfD weiter im Sinkflug

12:12 Minuten
Wahlplakat des AFD-Kandidaten Torsten Gahler im Kreis Erzgebirge. Unbekannte haben das Wahlplakat im Sehmataler Ortsteil Cranzahl beschmiert mit der Losung "Nazis Raus".
Wahlplakat des AFD-Kandidaten Torsten Gahler im Kreis Erzgebirge am Tag der Kommunalwahl in Sachsen. © Imago / Andre März
Alexander Moritz und Nadine Linder im Gespräch mit Nana Brink |
Audio herunterladen
Bei den Kommunalwahlen in Sachsen liegen die Kandidaten der CDU fast überall vorn. Die AfD konnte auch mit Unterstützung aus dem Bund nicht entscheidend punkten und muss diese Wahl als weitere Niederlage seit 2020 verbuchen.
Bei der Kommunalwahl in Sachsen stellt die AfD zumindest nach dem ersten Wahlgang keinen der kommenden Landräte. In drei Landkreisen setzte sich der CDU-Kandidat durch. In sechs weiteren kommt es zu einem zweiten Wahlgang, bei dem als gewählt gilt, wer die meisten Stimmen auf sich vereint, auch wenn es keine absolute Mehrheit sein sollte. In keinem dieser Kreise lag der AfD-Kandidat vorn.
Das Ergebnis ist Wasser auf die Mühlen innerparteilicher Kritiker in der AfD. Nadine Lindner aus dem Hauptstadtstudio des Deutschlandradios berichtet, in diesen Kreisen kursiere eine Liste mit den Verlusten der Partei bei den letzten zehn Wahlen.

Liste von Wahlen mit AfD-Verlusten

Die Liste beginnt demnach mit der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Februar 2020, geht über die Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, über die Abgeordnetenhauswahlen in Berlin und die Wahl des Bundestags am gleichen Tag, bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Im Saarland, Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein gelang erstmals nicht mehr der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde.
Weil die AfD in Sachsen trotz der Verluste bei der Bundestagswahl fast alle Direktmandate vor der CDU hatte holen können, hoffte die Partei nun, auch bei der Vergabe der neun Landratsposten mindestens einen zu ergattern.
Das wäre ein Novum bundesweit – und auch eines für Sachsen, obwohl die Partei dort traditionell besonders stark ist. Andererseits: Vor der Wahl stellte die CDU alle Landräte im Land.

Dämpfer für die AfD

Nach der ersten Runde der Kommunalwahl sieht es nach einem Dämpfer für die AfD aus, berichtet unser Landeskorrespondent Alexander Moritz: Nicht nur, dass CDU-Kandidaten in drei Landkreisen schon dank absoluter Mehrheit die Wahl zum Landrat gewonnen haben – in fünf weiteren Rennen liegt der Kandidat der Partei vorn.
Nur in Mittelsachsen sieht es nach einem Überraschungssieg für Dirk Neubauer aus – ein ehemaliger SPD-Politiker, der jetzt von linken Parteien unterstützt wird.
Am stärksten hat der AfD-Kandidat im Landkreis Görlitz abgeschnitten: Dort holte Sebastian Wippel 35,5 Prozent, sein CDU-Konkurrent Stephan Meyer aber 46,3 Prozent. In diesem Kreis errang AfD-Parteichef Tino Chrupalla einst sein Bundestagsdirektmandat.
Der AfD-Kandidat für das Amt des Landrats im Landkreis Görlitz, Sebastian Wippel, redet auf einer Bühne. Vor der Kameralinse ist unscharf eine Deutschlandfahne zu sehen, die rund das halbe Bild einnimmt.
Sebastian Wippel ist im Landkreis Görlitz bei der Wahl zum Landrat für die AfD angetreten. Er hatte das stärkste Ergebnis eines AfD-Kandidaten bei den Wahlen am 12.Juni, lag aber dennoch über zehn Prozentpunkte hinter dem Bewerber der CDU, Stephan Meyer. © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert

Konkurrenz durch Freie Wähler und Freie Sachsen

Sachsen-Korrespondent Moriz erklärt zu den Gründen für das Abschneiden der AfD: Bei einer Landratswahl zähle die Person mehr als die Partei und viele Wählerinnen und Wähler hätten der AfD nicht zugetraut, Regierungsverantwortung zu übernehmen, sondern sähen sie eher als Oppositionspartei.
Zudem habe es Konkurrenz gegeben, die ebenfalls gegen die etablierten Parteien angetreten sei: Die Freien Wähler und die Freien Sachsen haben zum Teil größere Stimmengewinne verzeichnet und somit dem AfD-Ergebnis eher geschadet.
Die Ergebnisse der Kommunalwahl dürften auch beim anstehenden Bundesparteitag der AfD in Riesa ab dem 17. Juni für Gesprächsstoff sorgen. Die Kritiker von Parteichef Tino Chrupalla, der zweimal als Direktkandidat für den Wahlkreis Görlitz in den Bundestag einziehen konnte, dürften wieder lauter werden.
Der zweite Wahlgang der Kommunalwahl steigt am 3. Juli.
(az)
Mehr zum Thema