Bürgermeister hoffen auf Unterstützung von Angela Merkel
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Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat bekräftigt, weitere Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Auch anderen Kommunalvertreter möchten helfen. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht heute mit ihnen darüber, wie das umgesetzt werden könnte.
Bundeskanzlerin Merkel berät heute mit Kommunalpolitikern über die Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland. Zahlreiche deutsche Städte und Landkreise haben schon vor Monaten erklärt, dass sie zur Aufnahme bereit sind. Ihre Angebote blieben aber bislang unberücksichtigt, weil die Bundesregierung in der EU-Ratspräsidentschaft eine europäische Lösung finden will.
Warten auf die Flüchtlinge
Seit der Kölner Stadtrat sich im Februar dieses Jahres bereit erklärte, hundert Flüchtlinge aus Griechenland aufzunehmen, sei leider noch nicht viel passiert, sagt die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Die Rheinmetropole ist mit anderen Städten und Kommunen am Bündnis "Sichere Häfen" beteiligt.
In einem Schreiben hätten verschiedene Stadtregierungen den Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) daran erinnert, dass er dafür zuständig sei, die Einreise zu ermöglichen. Die Bundesregierung habe eigentlich erklärt, sie könne bundesweit 150 Flüchtlinge aufnehmen. "Da habe ich gesagt, 150 nehme ich in Köln alleine, das können wir schaffen", sagt Reker. Sie wiederhole diesen Appell immer wieder, weil das in einer Millionenstadt wie Köln möglich sei und die Kapazitäten vorhanden. "Wir können nicht auf eine europäische Lösung warten und uns immer dahinter verstecken, dass andere das nicht wollen."
Lob für Angela Merkel
Sie finde es gut, dass Merkel solche Themen auch mitten in der Corona-Pandemie aufgreife und mit den Vertretern der Städte heute darüber spreche, sagt Reker. Weil bisher nichts passiert sei, habe sich ihr Ehemann schon bereit erklärt, den Bus selber zu fahren, scherzte die Oberbürgermeisterin. "Aber so einfach ist das nicht, wie sie sich das viele vorstellen." Dabei wäre in der deutschen EU-Präsidentschaft gut, jetzt nicht auf die anderen Mitgliedsstaaten zu warten, sondern mit denjenigen Regierungen etwas umsetzen, die sich auch humanistischem Gedankengut verpflichtet fühlten.
Karl-Küpper-Preis an Carola Rackete
Erst am Sonntag sei die Seenotretterin Carola Rackete in Köln mit dem Karl-Küpper-Preis ausgezeichnet worden, sagt Reker. Bei der Preisverleihung sei ein in Libyen lebender Flüchtling zu Wort gekommen, der schreckliche Umstände geschildert habe. "Ich würde vielen das einmal wünschen, da nah an die Menschen zu kommen", so Reker. Da verstehe man viel besser, wie wichtig es sei, einander zu helfen.
In Köln gebe es eine breite Bereitschaft, Menschen aufzunehmen, versicherte die parteilose Politikerin. "Vielfalt ist die Stärke Kölns. Wir betrachten das als Chance und wir wollen die geflüchteten Menschen wirklich gut integrieren."
(gem)