"Ein wildes Hin und Her der Gefühle"
Ann Cotten gilt als eine der wichtigsten deutschsprachigen Lyrikerinnen unserer Zeit. Nun hat sie zum ersten Mal fürs Theater geschrieben: für die elektronische Kammeroper "Elektra - was ist das für 1 Morgen?". Wir haben mit Komponist und Regisseur Jacob Suske gesprochen.
Im kleinen, unkonventionellen Schauspielhaus Wien kann man am Silvester-Abend erleben, was Suske und Cotten aus der antiken Tragödie gemacht haben. Diese Neufassung unterscheide sich deutlich von den zahlreichen anderen Bearbeitungen des Stoffes, erklärt Jacob Suske, der rund um die Feiertage mit Sängerinnen und Sängern probt:
"Alle Charaktere haben Eigenschaften, die um 180 Grad gewendet sind zu den klassischen Zuschreibungen. Unsere Elektra, die ja eigentlich immer die tragische Heldin ist, ist bei uns eine sich radikalisierende, sich anhand der Identitären Bewegung argumentierende, verbitterte Frau – eigentlich eine Anti-Heldin im schlechtesten Sinne."
Humor und tiefe Ernsthaftigkeit
An Ann Cottens Text habe ihn vor allem die Mischung aus Humor und tiefer Ernsthaftigkeit gereizt: "Es gibt viele Referenzen zu unserer Zeit, auch kritische Anmerkungen zu unserem Leben. Und dennoch sprüht immer wieder so ein Witz auf und es bekommt eine große Leichtigkeit … ein wildes Hin und Her der Gefühle und der Betriebstemperaturen."
Die Entscheidung, das Stück ausgerechnet an Silvester uraufzuführen, habe sich jedoch eher zufällig ergeben - auch wenn man meinen könne, es sei ein bewusster Versuch, der typischen Walzer- und Operettenseligkeit in Wien zum Jahreswechsel eine garstige, unkonventionelle Alternative entgegen zu halten. Jacob Suske sieht die Sache mit dem Datum eher gelassen: "Ich habe noch keine Gesetzmäßigkeit gefunden, wie ich mit den Festtagen umgehe. (…) Für mich spielt das auch gar keine Rolle. Ich gehe immer gern ins Theater, ob Festtage sind oder nicht."
"Elektra - Was ist das für ein Morgen?"
von Jacob Suske und Ann Cotten
Premiere im Schauspielhaus Wien am 31.12.2017 19 Uhr