Klangfarben und goldener Schnitt
Das elektroakustische Werk des niederländischen Komponisten Jan Boerman (1923-2020)
Von Hubert Steins
(Wdh. v. 19.06.2007)
Klangfarben und goldener Schnitt
56:12 Minuten
Am 25. Oktober 2020 starb Jan Boerman. Sein elektroakustisches Œuvre ist ein mehrdimensionales Gebilde von Querverweisen, in dem Klangobjekte aus weit von einander entfernten Zeiten in Beziehung zu einander treten.
Der 1923 geborene Komponist war in Deutschland wenig bekannt; in den Niederlanden aber gehörte Jan Boermann, der dort 1963 gemeinsam mit Dick Raaijmakers eines der ersten privaten Studios für elektronische Musik aufbaute, zu den einflussreichen Pionieren der elektronischen Musik.
Elektronisches Œuvre
Schon 1959 war im Studio der Technischen Universität Delft seine "Musique Concrète" entstanden, eine erste elektroakustische Komposition, die den Beginn eines fast gänzlich dem elektronischen Medium gewidmeten Œuvres markiert. Boerman schuf elektronische Werke, die aus der permanenten Weiterentwicklung und Variation jener Klangkomplexe hervorgingen, die bereits in seinen frühesten Stücken Verwendung fanden. Hierbei beschäftigte er sich systematisch mit der Auslotung von Klangfarbe als einem Phänomen, das zwischen den Extremen von reinem Geräusch und Ton vermittelt.
Gebilde von Querverweisen
Da Boerman die von ihm entwickelte Klangbibliothek über Jahrzehnte immer wieder variierte und in neue Strukturzusammenhänge brachte, für die er sich ab 1965 vornehmlich der Proportionsverhältnisse des goldenen Schnitts bediente, kann sein bis 1997 anhaltendes Schaffen als "work in progress" betrachtet werden.