Handschrift von Bach soll in London Rekordsumme bringen
Tinte auf Papier - Schätzwert: rund 2 Millionen Euro! Eine handschriftliche Komposition von Johann Sebastian Bach wird heute in London versteigert. Warum ist das Notenblatt des einstigen Leipziger Thomaskantors so wertvoll?
Man hat ein deutliches Bild vor Augen, dank diverser Kino- und Fernsehfilme: Meister Bach im Licht einer flackernden Kerze, mit der obligatorischen Perücke auf dem Kopf. Vor sich Tintenfass, Federkiel und Papier. So ist jene Musik entstanden, die heute die ganze Welt kennt, liebt und verehrt.
"Man findet bei Bach sehr akkurat geschriebene Sachen, in einer großen Reinschrift gemacht", erzählt Alexander Steinhilber. Er ist Geschäftsführer des Leipziger Bach-Archivs, der weltweit wichtigsten Forschungseinrichtung zu Leben und Werk des Komponisten.
"Und dann gibt es wieder Passagen, manchmal in der gleichen Komposition, wo Bach an der Komposition arbeitet, wo man die Arbeitsschritte nachvollziehen kann, wo er teilweise Noten auskratzt und drüberschreibt – und das sind auch Phänomene, wo es wichtig ist, das Original zu haben. Dort hilft ein Mikrofilm überhaupt nichts oder ein Papierausdruck – dafür braucht die Forschung die Originale."
"Man findet bei Bach sehr akkurat geschriebene Sachen, in einer großen Reinschrift gemacht", erzählt Alexander Steinhilber. Er ist Geschäftsführer des Leipziger Bach-Archivs, der weltweit wichtigsten Forschungseinrichtung zu Leben und Werk des Komponisten.
"Und dann gibt es wieder Passagen, manchmal in der gleichen Komposition, wo Bach an der Komposition arbeitet, wo man die Arbeitsschritte nachvollziehen kann, wo er teilweise Noten auskratzt und drüberschreibt – und das sind auch Phänomene, wo es wichtig ist, das Original zu haben. Dort hilft ein Mikrofilm überhaupt nichts oder ein Papierausdruck – dafür braucht die Forschung die Originale."
Rund 20.000 Noten-Handschriften von Bach erhalten
Rund 20.000 Notenblätter aus Bachs Hand sind erhalten. Etwa 80 Prozent davon liegen in der Staatsbibliothek in Berlin, etwa 15 Prozent in Leipzig. Die restlichen fünf Prozent gehören diversen Privatleuten in aller Welt. So kommen gelegentlich auch Handschriften auf den Kunstmarkt. Das ist natürlich, betont Geschäftsführer Alexander Steinhilber, für öffentliche Einrichtungen wie das Bach-Archiv interessant.
"Das Bach-Archiv hat immer wieder Chancen genutzt, autographe Handschriften anzukaufen, die für die Bachforschung wichtig sind. Sie nicht nur auf einem Mikrofilm oder digital zu haben, sondern im Original zu haben."
Christoph Wolff ist wohl der renommierteste lebende Bachforscher der Welt. Als Professor an der Harvard-University in Boston hat er sich ein ganzes Berufsleben lang intensiv mit Bachs Handschriften beschäftigt und die meisten davon in der Hand gehabt. So auch jenes Manuskript, das heute in London versteigert wird das und bislang in Privatbesitz war.
Wolff: "Also ich halte es für eines der wirklich schönsten Autographe für den Bereich Instrumentalmusik!"
"Das Bach-Archiv hat immer wieder Chancen genutzt, autographe Handschriften anzukaufen, die für die Bachforschung wichtig sind. Sie nicht nur auf einem Mikrofilm oder digital zu haben, sondern im Original zu haben."
Christoph Wolff ist wohl der renommierteste lebende Bachforscher der Welt. Als Professor an der Harvard-University in Boston hat er sich ein ganzes Berufsleben lang intensiv mit Bachs Handschriften beschäftigt und die meisten davon in der Hand gehabt. So auch jenes Manuskript, das heute in London versteigert wird das und bislang in Privatbesitz war.
Wolff: "Also ich halte es für eines der wirklich schönsten Autographe für den Bereich Instrumentalmusik!"
Eine Komposition für Laute in Schönschrift
Notiert hat Bach eine Komposition für Laute: Präludium, Fuge und Allegro. Und zwar in bestmöglicher Schönschrift. So kann man annehmen, dass er die Komposition einem Lautenisten gewidmet hat.
"Es handelt sich um ein Doppelblatt, mit vier Seiten. Und es zeigt in idealer Weise, welchen Sinn Bach für eine Raumaufteilung hat. Also man kann sich vorstellen, dass Bach sich überlegt hat: 'Ich bring jetzt ein Lautenstück hier, das muss vier Seiten lang sein und es darf nicht ne fünfte Seite angehängt werden.' So hat er die Komposition angelegt."
Zu welchem Anlass und für welchen Musiker Bach 'Präludium, Fuge und Allegro' für Laute komponiert hat, wissen wir nicht. Er selbst war kein Lautenist, sondern spielte Cembalo, Orgel und Violine. Vielleicht war das Stück für Silvius Leopold Weiß bestimmt, den Hoflautenisten Augusts des Starken, meint Bachforscher Christoph Wolff.
"Ich denke, dass er mindestens einer der Spieler war, die sich dafür interessierten."
Die Tatsache, dass Silvius Leopold Weiß nicht nur der virtuoseste Lautenist seiner Zeit war, sondern auch für einige Monate in Bachs studentischem Collegium Musicum in Leipzig mitgespielt hat, spricht für diese Annahme. Ebenso die vermutete Entstehungszeit des Manuskripts.
"Man kann die Schrift von Bach relativ gut datieren. Wenn dazu noch die Papiersorte hinzukommt, wie in diesem Falle, kann man sagen: Das Stück ist um 1740 entstanden. Also genau die Zeit, in der Bach das Collegium Musicum leitete."
"Es handelt sich um ein Doppelblatt, mit vier Seiten. Und es zeigt in idealer Weise, welchen Sinn Bach für eine Raumaufteilung hat. Also man kann sich vorstellen, dass Bach sich überlegt hat: 'Ich bring jetzt ein Lautenstück hier, das muss vier Seiten lang sein und es darf nicht ne fünfte Seite angehängt werden.' So hat er die Komposition angelegt."
Zu welchem Anlass und für welchen Musiker Bach 'Präludium, Fuge und Allegro' für Laute komponiert hat, wissen wir nicht. Er selbst war kein Lautenist, sondern spielte Cembalo, Orgel und Violine. Vielleicht war das Stück für Silvius Leopold Weiß bestimmt, den Hoflautenisten Augusts des Starken, meint Bachforscher Christoph Wolff.
"Ich denke, dass er mindestens einer der Spieler war, die sich dafür interessierten."
Die Tatsache, dass Silvius Leopold Weiß nicht nur der virtuoseste Lautenist seiner Zeit war, sondern auch für einige Monate in Bachs studentischem Collegium Musicum in Leipzig mitgespielt hat, spricht für diese Annahme. Ebenso die vermutete Entstehungszeit des Manuskripts.
"Man kann die Schrift von Bach relativ gut datieren. Wenn dazu noch die Papiersorte hinzukommt, wie in diesem Falle, kann man sagen: Das Stück ist um 1740 entstanden. Also genau die Zeit, in der Bach das Collegium Musicum leitete."
"Unglaubliche Preissteigerung"
Das Autograph von Bachs Lautenkomposition dürfte bei der Auktion heute in London für eine Summe zwischen 1,9 und 2,5 Millionen Euro über den Tisch gehen.
"Also ursprünglich hat diese Handschrift zwischen 50 000 und 60 000 D-Mark gekostet", erzählt der Geschäftsführer des Leipziger Bacharchivs Alexander Steinhilber.
"Das war in den 1950er, 1960er Jahren, wir haben mal in den Katalogen geblättert. Und da sehen Sie die unglaubliche Preissteigerung. So Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben sie Bachhandschriften noch zu einem sehr günstigen Preis erwerben können."
"Also ursprünglich hat diese Handschrift zwischen 50 000 und 60 000 D-Mark gekostet", erzählt der Geschäftsführer des Leipziger Bacharchivs Alexander Steinhilber.
"Das war in den 1950er, 1960er Jahren, wir haben mal in den Katalogen geblättert. Und da sehen Sie die unglaubliche Preissteigerung. So Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben sie Bachhandschriften noch zu einem sehr günstigen Preis erwerben können."
Dass der Preis in den letzten 60 Jahren so enorm gestiegen ist, liegt vor allem an der gestiegenen Popularität des Komponisten weltweit. Und daran, dass sich nur wenige der Autographe in Privatbesitz befinden und überhaupt auf den Markt kommen können.
"Von daher ist das für jemanden, der investieren will eine bombensichere Investition, also viel besser als Gold",
meint Christoph Wolff augenzwinkernd. Als Bachforscher hofft er allerdings, dass das Blatt nicht zur Kapitalanlage eines Privatbesitzers wird, sondern in eine öffentliche Bibliothek oder Forschungseinrichtung gelangt. Das wünscht sich auch der Geschäftsführer des Leipziger Bacharchivs Alexander Steinhilber.
"Das Wichtige ist, dass die Bachforschung auf diese Originale zugreifen kann und dass diese Handschriften nicht als Zimelien in irgendwelchen privaten Tresoren verschwinden oder schlimmstenfalls eingerahmt werden und zuhause im Wohnzimmer hängen."
Denn Johann Sebastian Bachs Musik ist ja Weltkulturerbe und gehört damit der gesamten Menschheit.
"Von daher ist das für jemanden, der investieren will eine bombensichere Investition, also viel besser als Gold",
meint Christoph Wolff augenzwinkernd. Als Bachforscher hofft er allerdings, dass das Blatt nicht zur Kapitalanlage eines Privatbesitzers wird, sondern in eine öffentliche Bibliothek oder Forschungseinrichtung gelangt. Das wünscht sich auch der Geschäftsführer des Leipziger Bacharchivs Alexander Steinhilber.
"Das Wichtige ist, dass die Bachforschung auf diese Originale zugreifen kann und dass diese Handschriften nicht als Zimelien in irgendwelchen privaten Tresoren verschwinden oder schlimmstenfalls eingerahmt werden und zuhause im Wohnzimmer hängen."
Denn Johann Sebastian Bachs Musik ist ja Weltkulturerbe und gehört damit der gesamten Menschheit.