Zwischen Romantik und Moderne
Was man heute "Klassische Moderne" nennt, war in Wirklichkeit eine lange, in vielen Wellen verlaufende Umbruchszeit, in der sich Ausläufer der Spätromantik mit neuen Techniken vermischten. Da bleiben noch viele Entdeckungen möglich – dieses Konzert beweist es.
So zum Beispiel mit dem Jüngsten der vier erklingenden Komponisten, Harald Genzmer, der es nicht nur auf 98 Lebensjahre brachte, sondern bei seinem Tod 2007 auch einen Werkkatalog in der Größenordnung eines Mozart vorliegen hatte. Es erklingen zwei seiner Kammermusikstücke, deren spielmusikalisch-antiromantische Ausrichtung man vielleicht "neusachlich" nennen könnte und die insofern an Paul Hindemiths Klarinettenquartett von 1938 anschließen. Weiter zurück reicht – nach der "Vorspeise" mit Richard Strauss‘ deftigen Volkslied-Variationen von 1882 – Rudi Stephans "Musik für sieben Saiteninstrumente", entstanden 1911 und damit vier Jahre vor dem tragisch frühen Tod des im Ersten Weltkrieg gefallenen Komponisten. In dieser relativ ausgedehnten Komposition (bei der zu den "Saiteninstrumenten" unerwarteter-, aber richtigerweise auch Klavier und Harfe zählen) kann man erleben, wie sich – analog beispielsweise zu den frühen Werken Arnold Schönbergs – eine Gefühlsintensität, die noch ganz ins 19. Jahrhundert gehört, mit einer unorthodoxen Dramaturgie und dem vorsichtigen Ausprobieren neuer Klangtechniken verbindet.
Musikhochschule München
Musikhochschule München
Aufzeichnung vom 16.12.2017
Richard Strauss
Richard Strauss
Variationen über "Das Dirndl is harb auf mi" für Streichtrio
Harald Genzmer
Trio für Flöte, Viola und Harfe GeWV 316
Rudi Stephan
Musik für sieben Saiteninstrumente
Harald Genzmer
Sonatine für Horn und Klavier GeWV 233
Paul Hindemith
Quartett für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier
Janne Thomsen, Flöte
Janne Thomsen, Flöte
Pascal Moragues, Klarinette
José Vicente Castelló, Horn
Christian Altenburger, Violine
Béatrice Muthelet, Viola
Floris Mijnders, Violoncello
Alexandra Scott, Kontrabass
Antonia Schreiber, Harfe
Quatuor Sine Nomine
Oliver Triendl, Klavier