Konferenz „Das kulturelle Erbe in der Krise“

Kulturgüter in Gefahr

Ruinen der zerstörten Antikenstadt Palmyra in Syrien.
Vom IS zerstört: Palmyra in Syrien © dpa / picture alliance / Mikhail Voskresenskiy
Friederike Fless im Gespräch mit Andrea Gerk · 08.10.2018
Terrorismus, Naturkatastrophen oder Klimawandel - unser kulturelles Erbe ist vielerlei Bedrohungen ausgesetzt. Wie können wir Kulturgüter besser schützen und vor Zerstörung bewahren? Eine Konferenz in Berlin sucht nach Lösungsansätzen.
"Es sind nicht allein Katastrophen, die uns beschäftigen, sondern auch die schleichenden Zerstörungen durch Klimawandel und expandierende Städte weltweit, die einfach dazu führen, dass unermessliche Werte und kulturelle Denkmäler verloren gehen", erklärt Prof. Dr. Friederike Fless, Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts.
Wie dem entgegengewirkt werden kann, damit setzt sich eine zweitägige Konferenz in Berlin auseinander, die das Auswärtige Amt und das Deutsche Archäologische Institut gemeinsam ausrichten. Die Konferenz trägt den Titel "Das kulturelle Erbe in der Krise".

Auch in Deutschland ist Kulturgut in Gefahr

Nicht nur im entferten Ausland, auch vor der eigenen Haustür kann deren Zerstörung stattfinden. Friederike Fless: "In Deutschland haben wir auch die Katastrophenerinnerungen wie das Hochwasser in Halle und Dresden, den Brand der Amalia-Bibliothek oder den Zusammensturz es Stadtarchivs in Köln. Aber natürlich haben wir auch hier an der Küste durch steigende Meeresspiegel eine Bedrohung der Orte an der Küste. Und wir haben natürlich auch durch Tagebau oder Infrastrukturmaßnahmen eine Zerstörung von Kulturlandschaften." Allerdings seien das langsame Prozesse, die von der Öffentlichkeit oft nicht wahrgenommen würden.
Den Wissenschaftlern geht es nicht darum, Infrastrukturmaßnahmen zu verhindern, so Fless: "Es geht darum, dass man darüber nachdenkt: Ist da etwas? Kann man zum Beispiel, wenn man eine Straße baut, vorher etwas sichern und dokumentieren? Man muss es diskutieren und manchmal auch Kompromisse finden."

Typologie der Katastrophen und Krisen

Wichtig sei vor allem zu wissen: Was kann auf uns zu kommen und wie können wir dann reagieren, erklärt Fless. "Uns geht es zum einen darum, eine Typologie der Katastrophen und Krisen aufzustellen, um zu verstehen, was für einen Einfluss sie auf das kulturelle Erbe haben. Um dann konkret festzustellen: Was kann man vor einer Katastrophe als präventive Maßnahme tun und was kann man danach tun? Politisch wird es in dem Moment, in dem man sich fragt: Ist Deutschland eigentlich vernünftig aufgestellt? Können wir bei einer Katastrophe richtig reagieren?"
Ein spezielles Netzwerk für den Schutz des Kulturerbes soll in Krisensituationen helfen - in Deutschland und im Ausland. "Es war erstmal die Idee, dass wir die sehr großen, nationalen Kompetenzen, die wir hier in Deutschland haben im Bereich des Kulturerhalts, die auf Grund unserer föderalen Struktur auf die einzelnen Bundesländer bezogen sind, verbinden und zusammenbringen, um dann auch im Ausland helfen zu können", sagt Friederike Fless. "Und das hat sich als extrem wirksam erwiesen, weil das gemeinsame Arbeiten für das Ausland, auch große Auswirkungen für uns selbst hat. Weil wir gemeinsam auch darüber nachdenken: Sind unsere Museen denn gut gegen Feuer oder ein Erdbeben aufgestellt."
Die zunehmende Gefährdung des kulturellen Erbes der Menschheit macht politisches Handeln und internationalen Austausch immer dringlicher. Lösungen könne man nur zusammen finden, betonte die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts.
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