Mediationsforscher empfiehlt neutralen Vermittler
Zwischen der EU und der Türkei knirscht es immer mehr. Es drohen Verhärtung und weitere Eskalation. Der Mediationsforscher Stefan Kracht empfiehlt beiden Parteien, einen neutralen Vermittler hinzuziehen: Warum nicht den amerikanischen Präsidenten?
Das Verhältnis zwischen der EU und dem türkischen Präsidenten Erdogan wird immer schwieriger. Dabei gehe es nicht mehr nur um Sachfragen, sondern auch um die sogenannte Beziehungsebene, sagt Stefan Kracht, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mediation und Mediationsforscher an der Fernuniversität Hagen:
"Auch auf der Ebene der internationalen Politik eskalieren eben Konflikte, wie das auch bei Privatpersonen zu beobachten ist."
Politik der Nadelstiche von beiden Seiten
Zunächst werde nur verbal aufgerüstet und der Tonfall verschärft, danach folgten Taten. Das sehe man jetzt bereits, zum Beispiel wenn deutsche Abgeordnete nicht den Luftwaffenstützpunkt in Incirlik besuchen dürften und umgekehrt eine Live-Schaltung Erdogans zur Demonstration in Köln untersagt würde.
"Man merkt, es gibt schon so eine kleine Politik der Nadelstiche. Das heißt, man ärgert sich schon gegenseitig, und damit ist eigentlich schon der Konflikt auf der Stufe, wo man schon anfängt, den Konflikt zu verhärten."
Ein neutraler Vermittler könnte die Situation auflösen
Man solle jetzt seitens der Politik daran arbeiten, die Eskalationsspirale nicht weiterzudrehen, mahnt der Mediationsforscher.
"Je weiter der Konflikt eskaliert ist, desto schwieriger ist es dann auch natürlich, wieder zu konstruktiven Verhandlungen zurückzuführen."
Kracht empfiehlt dazu einen neutralen Vermittler, der für beide Seiten Ansprechpartner sei und dem beide Seiten vertrauten.
"Warum sollte es nicht der amerikanische Präsident sein, der im Moment doch relativ weit aus den Querelen zwischen Türkei und EU herausgehalten wird?"