Konjunktur

"Wir haben sowieso zu viel Zeugs"

Passanten tragen in der Münchner Innenstadt ihre Einkäufe.
Dar's ein bisschen mehr sein? Der Soziologe Harald Welzer ist gegen Konsumwahn und Wachstumszwang © dpa / Frank Leonhardt
Moderation: Katrin Heise und Christian Rabhansl |
Aufschwung ade? Überall herrscht derzeit Katzenjammer angesichts von Exporteinbrüchen und nach unten korrigierten Konjunkturprognosen. Der Sozialpsychologe Harald Welzer hingegen begrüßt die gesunkene Wachstumserwartung.
Im Hinblick auf künftiges Überleben sei das "eher eine gute Nachricht", sagte Welzer anlässlich der der am Dienstag präsentierten - und deutlich gesenkten - Konjunkturprognose der Bundesregierung. "Wir verbrauchen ja viel zu viel Material und viel zu viel Energie, und das ist nicht zukunftsfähig." Überhaupt sei sei die Wachstumseuphorie nur begrenzt tragfähig. Zwei Argumente stimmten ihn in dieser Frage skeptisch:
"Das erste, dass man natürlich, wenn man sich die Wachstumsraten genau ansieht, schon Zweifel haben kann, worauf die überhaupt basieren, ob das überhaupt etwas mit realer wirtschaftlicher Tätigkeit zu tun hat. Und zweitens: Brauchen wir das überhaupt? Wir haben doch sowieso viel zu viel Zeugs."
Vier statt fünf Flatscreens - Verzicht oder Intelligenz?
Mit Verzicht habe das nichts zu tun, betonte Welzer:
"Wenn Sie schon vier Flatscreens haben und sich die Welt nicht mit einem fünften noch vollstellen - ist das Verzicht oder ist das Intelligenz?"
Es gebe durchaus Unternehmen, die nicht wüchsen und gut damit fahren würden, sagte Welzer und forderte, alte Kathederweisheiten auf den Prüfstand zu stellen. Derzeit täte man immer so, als sei ein Zustand, in dem der der eine Teil bis zum Burnout arbeite und der andere permanent vom Verlust seines Arbeitsplatzes bedroht sei, "eine rationale Form gesellschaftlicher Einrichtung".
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