Konkurrenz für die Herren am Stammtisch
Die Wurzeln des hessischen Männergesangsvereins "Eintracht" reichen bis tief in die Frühe Neuzeit zurück. Nur heute fehlt es dem Männerchor an Nachwuchs. Also haben die Sänger - unter einigem Murren - auch den Frauen Platz gemacht. Unter dem Namen "Chorifeen" proben sie nun schon zehn Jahre zusammen.
Eine uralte Wirtsstube, wie man sie sich vorstellt: Holzvertäfelt, Butzenscheiben, Kachelofen. An den Wänden Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus der guten alten Zeit – junge Burschen und stattliche Männer – die Sänger der "Eintracht". In der Vitrine unzählige Pokale – Trophäen des 140 Jahre währenden Sängerwettstreits in der Gesangshochburg Watzenborn-Steinberg:
Stammgast: "Ich bin in dem Männergesangsverein der Eintracht. Und die lange Tradition, die stirbt mit uns. Wir sind 75. Und was wollen wir? Wir brauchen Sänger und keine Tradition und die jugendlichen Sänger kommen nicht mehr. In Spitzenzeiten ist unser Chor - die Eintracht - mit 104 Leuten auf die Bühne marschiert! Aber das hat natürlich enorm nachgelassen."
Die Stimmung unter den Herren am Stammtisch ist ein wenig griesgrämig, wenn aus dem Saal über der Gaststube der Gesang der Chorifeen ertönt. Seit ein paar Jahren geht das nun schon so. Immer donnerstags viertel nach sieben singt hier der gemischte Chor. Die Chorifeen. Im "Grünen Baum", der seit 140 Jahren Heimat ihres Männerchors ist.
Stammgast: "Wir sind froh, dass überhaupt gesungen wird. Die singen ja jetzt schon drei, vier Jahre da oben. Ich könnt ja da mitsingen, aber nein, ich singe lieber im Männerchor. Weil es ein anderer Klangkörper ist. Es ist angenehmer zu singen. Ich singe 60 Jahre im Männerchor und jetzt soll ich da umschwenken?"
Torsten Schön: "'Warum soll ich da was ändern, das hab wa schon immer so gemacht.' Es gibt grade in Mittelhessen so Sätze, die darauf verweisen, dass man mit Traditionen nicht so gerne bricht."
Torsten Schön, Leiter des neumodischen Vereins, sind die Vorbehalte am Stammtisch wohl bekannt.
"Und Frauen waren ja im öffentlichen Leben lange Zeit nicht so präsent, auch in der Chorlandschaft. Gerade im ländlichen Raum hat man es wahrscheinlich lange Zeit nicht für schicklich erachtet, wenn Frauen aushäusig sind und dann auch noch abends. Und gerade ein gemischter Chor, der seine Fühler in mehrere Kulturen und Richtungen ausstreckt, der konnte sich erst in neuerer Zeit gründen."
Margitta Moor: "Seit sechs Jahre sin ma jetzt, gell? Sechs Jahre. Also ich war mit eine von den Verfechtern, dass wir das jetzt hier zustande gebracht haben. Das ist eigentlich aus einem Projektchor entstanden. Das hat uns so einen Spaß gemacht, da sind wir dabei geblieben."
2004 haben die Frauen in der Gemeinde die Gunst der Stunde genutzt. Sie überzeugten ein paar Männer der "Eintracht" mitzumachen und haben sich als gemischtes Ensemble zusammengetan. Heute sind sie aus der Region - ob auf der Kirmes, bei Konzertveranstaltungen, an Fest- und Adventstagen - nicht mehr wegzudenken. Und mancher raunt: Dem Männerchor würden die Chorifeen mittlerweile echte Konkurrenz machen.
Peter Schmitt: "Ich wollte eigentlich nie im gemischten Chor singen."
... sagt einer der Tenöre – der schon seit 40 Jahren in der "Eintracht" singt und erst nach langem Zögern, vor vier Jahren, auch den Chorifeen beigetreten ist.
Peter Schmitt: "Ich hatte auch so die Einstellung - Männerchor. Und es macht mir jetzt mittlerweile mehr Spaß als bei den Männern zu singen. Es ist mehr los. Mit den Frauen – man kann mehr anfangen, es ist mehr Geselligkeit."
Beim Singen und auch nach der Probe im Wirtshaus. Und, sagt der Chorleiter, noch ein Argument zieht bei den Männern:
Torsten Schön: "Es waren Männer, die neue Herausforderungen gesucht haben, weil normalerweise der gemischte Chor die breiteste Facette an Klangmöglichkeiten hat – auch gegenüber einem Männerchor, weil man nämlich sowohl die Diskant- als auch die Bassregion entsprechend besetzen kann und das Klangband einfach über eine Oktave mehr geht. Es ist einfach noch ein Ticken bunter. Und das zeigt sich auch in der Literatur."
Island, Lettland, die USA. Auch Südafrika ist im Programm vertreten. Deutsches Liedgut eher wenig. Hochdeutsch muss Torsten Schön mit den Chorifeen viel intensiver üben als Englisch. Der hessische Dialekt ist da kaum rauszukriegen.
Torsten Schön: "Da werden also selbst in Worte, die kein R enthalten, Rs reingemacht. Es gibt ja hessische Literatur, aber die ist nicht so ganz chorkompatibel."
Susanne Sommer: "Na, wir haben mal das Hessenlied gesungen. Aber irgendwie? Es ist selten, dass was Hessisches gesungen wird, das wär noch mal eine Idee. Was es schon gibt, neben dieser Chorliteratur, wenn wir an der Theke stehen ... "
Sprach's und zieht mit dem Rest der Chorifeen in die Wirtstube. Wo der Stammtisch bereits für sie reserviert ist.
Stammgast: "Ich bin in dem Männergesangsverein der Eintracht. Und die lange Tradition, die stirbt mit uns. Wir sind 75. Und was wollen wir? Wir brauchen Sänger und keine Tradition und die jugendlichen Sänger kommen nicht mehr. In Spitzenzeiten ist unser Chor - die Eintracht - mit 104 Leuten auf die Bühne marschiert! Aber das hat natürlich enorm nachgelassen."
Die Stimmung unter den Herren am Stammtisch ist ein wenig griesgrämig, wenn aus dem Saal über der Gaststube der Gesang der Chorifeen ertönt. Seit ein paar Jahren geht das nun schon so. Immer donnerstags viertel nach sieben singt hier der gemischte Chor. Die Chorifeen. Im "Grünen Baum", der seit 140 Jahren Heimat ihres Männerchors ist.
Stammgast: "Wir sind froh, dass überhaupt gesungen wird. Die singen ja jetzt schon drei, vier Jahre da oben. Ich könnt ja da mitsingen, aber nein, ich singe lieber im Männerchor. Weil es ein anderer Klangkörper ist. Es ist angenehmer zu singen. Ich singe 60 Jahre im Männerchor und jetzt soll ich da umschwenken?"
Torsten Schön: "'Warum soll ich da was ändern, das hab wa schon immer so gemacht.' Es gibt grade in Mittelhessen so Sätze, die darauf verweisen, dass man mit Traditionen nicht so gerne bricht."
Torsten Schön, Leiter des neumodischen Vereins, sind die Vorbehalte am Stammtisch wohl bekannt.
"Und Frauen waren ja im öffentlichen Leben lange Zeit nicht so präsent, auch in der Chorlandschaft. Gerade im ländlichen Raum hat man es wahrscheinlich lange Zeit nicht für schicklich erachtet, wenn Frauen aushäusig sind und dann auch noch abends. Und gerade ein gemischter Chor, der seine Fühler in mehrere Kulturen und Richtungen ausstreckt, der konnte sich erst in neuerer Zeit gründen."
Margitta Moor: "Seit sechs Jahre sin ma jetzt, gell? Sechs Jahre. Also ich war mit eine von den Verfechtern, dass wir das jetzt hier zustande gebracht haben. Das ist eigentlich aus einem Projektchor entstanden. Das hat uns so einen Spaß gemacht, da sind wir dabei geblieben."
2004 haben die Frauen in der Gemeinde die Gunst der Stunde genutzt. Sie überzeugten ein paar Männer der "Eintracht" mitzumachen und haben sich als gemischtes Ensemble zusammengetan. Heute sind sie aus der Region - ob auf der Kirmes, bei Konzertveranstaltungen, an Fest- und Adventstagen - nicht mehr wegzudenken. Und mancher raunt: Dem Männerchor würden die Chorifeen mittlerweile echte Konkurrenz machen.
Peter Schmitt: "Ich wollte eigentlich nie im gemischten Chor singen."
... sagt einer der Tenöre – der schon seit 40 Jahren in der "Eintracht" singt und erst nach langem Zögern, vor vier Jahren, auch den Chorifeen beigetreten ist.
Peter Schmitt: "Ich hatte auch so die Einstellung - Männerchor. Und es macht mir jetzt mittlerweile mehr Spaß als bei den Männern zu singen. Es ist mehr los. Mit den Frauen – man kann mehr anfangen, es ist mehr Geselligkeit."
Beim Singen und auch nach der Probe im Wirtshaus. Und, sagt der Chorleiter, noch ein Argument zieht bei den Männern:
Torsten Schön: "Es waren Männer, die neue Herausforderungen gesucht haben, weil normalerweise der gemischte Chor die breiteste Facette an Klangmöglichkeiten hat – auch gegenüber einem Männerchor, weil man nämlich sowohl die Diskant- als auch die Bassregion entsprechend besetzen kann und das Klangband einfach über eine Oktave mehr geht. Es ist einfach noch ein Ticken bunter. Und das zeigt sich auch in der Literatur."
Island, Lettland, die USA. Auch Südafrika ist im Programm vertreten. Deutsches Liedgut eher wenig. Hochdeutsch muss Torsten Schön mit den Chorifeen viel intensiver üben als Englisch. Der hessische Dialekt ist da kaum rauszukriegen.
Torsten Schön: "Da werden also selbst in Worte, die kein R enthalten, Rs reingemacht. Es gibt ja hessische Literatur, aber die ist nicht so ganz chorkompatibel."
Susanne Sommer: "Na, wir haben mal das Hessenlied gesungen. Aber irgendwie? Es ist selten, dass was Hessisches gesungen wird, das wär noch mal eine Idee. Was es schon gibt, neben dieser Chorliteratur, wenn wir an der Theke stehen ... "
Sprach's und zieht mit dem Rest der Chorifeen in die Wirtstube. Wo der Stammtisch bereits für sie reserviert ist.