"Komm, Schwester", Woza Sisi. Margit Maximilian über die mutigen Frauen Afrikas, Verlag Kremayr & Scheriau Wien, 192 Seiten, 22,00 Euro.
Mutige Frauen und nachdenkliche Rückkehrer
Mutige Frauen Afrikas porträtiert Margit Maximilian, Auswanderer und Rückkehrer interviewt Winnie Adukule, über den Schwebezustand Flüchtlingslager berichtet Ben Rawlence, und Jean Hatzfeld erzählt vom Alptraum eines ruandischen Tutsi.
Kampf gegen Pessimismus
Ein halbes Jahr reiste sie quer durch Afrika, um zehn profilierte Frauen zu treffen, die ihr als mutig, aufrecht und voller Kraft entgegenkamen. Die österreichische Fernsehjournalistin Margit Maximilian stellt eine TV-Unternehmerin vor, ebenso wie eine Menschenrechtsanwältin, eine Historikerin, eine Schriftstellerin, eine Bildhauerin, ein Model und eine Nonne.
Sie zeigen Initiative, unter anderem in sozialen und kulturellen Projekten, wollen einen anderes Bild ihres Kontinents prägen und kämpfen gegen einen allgegenwärtigen Pessimismus.
Da klagt beispielsweise eine ehemalige Ministerin den Westen an, auch seine Feministinnen, dass sich afrikanische Intellektuelle mit ihm identifiziert hätten, doch er nicht mit ihnen. Denn für ihn blieben sie immer nur Afrikaner, die zu bevormunden seien. Entsprechend kaufe der Süden im Norden alles, der wiederum an nichts aus Afrika interessiert sei - außer an Rohstoffen.
Autorin wirbt fürs Bleiben
Winnie Adukule arbeitet als Rechtsanwältin im ugandischen Kampala. Einst floh sie mit ihrer Familie zeitweise in den Kongo. Heute besucht sie in Uganda Siedlungen, in denen mittlerweile 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Nachbarländern leben.
Menschen vom Lande träumten davon, sich irgendwo in der Region wieder als Bauern niederlassen zu können. Städter planten die Ausreise nach Europa oder Übersee. Denen kann sie nicht ausreden, mit eigenen Augen den Wohlstand sehen zu wollen, auch wenn sich deren Pläne nur aus erfundenen Erfolgsgeschichten anderer Auswanderer speisen würden.
Winnie Adukule wirbt fürs Bleiben und befragt Rückkehrer nach ihren Erfahrungen. Die Welt müsse aufhören, afrikanische Nationen als Krisen- und Katastrophenländer darzustellen, und die afrikanische Politik, einen reichen Kontinent herunterzuwirtschaften.
Statt der Flüchtlingswanderung gen Norden sollten Investitionen in den Süden kommen.
Flucht. Winnie Adukule über das, was Afrikaner außer Landes treibt, Verlag Das Neue Berlin, 240 Seiten, 14,99 Euro.
Ein Flüchtlingslager wie eine Großstadt
Der englische Journalist Ben Rawlence begleitete mehrere Jahre Bewohner von Dadaab, des größten Flüchtlingslagers der Welt, gelegen im Nordosten Kenias nahe der somalischen Grenze. Seit 1992 nimmt es Afrikaner auf, die vor Hunger, Terror und Bürgerkrieg geflohen sind.
Mittlerweile sei das Lager zur Großstadt geworden, besser ausgedrückt zu einem Gefängnis in der Wüste, das die Menschen über Jahre im Schwebezustand unerfüllter Hoffnung lasse.
Sie könnten weder zurückkehren, noch legal weiterreisen oder sich dauerhaft niederlassen, müssten sich mit einem Provisorium arrangieren, zumeist arbeitslos und von internationaler Hilfe abhängig. Und die sei knapp bemessen, unstet zwischen den Krisenherden unterwegs, nach Laune der Geberländer.
Weshalb der Reporter seine Leser wachrütteln will, indem er informiert, welche Missstände mit Hilfe ihrer Steuergelder oder Spenden endlos in die Länge gezogen würden.
Stadt der Verlorenen. Ben Rawlence berichtet vom Leben im größten Flüchtlingslager der Welt, übersetzt von Bettina Münch und Kathrin Razum, Nagel & Kimche Zürich, 416 Seiten, 24,90 Euro.
Über den Genozid an den Tutsi
1994 kam er nach Ruanda. Seither hat der französische Journalist Jean Hatzfeld über den Genozid an der Gruppe der Tutsi geschrieben. So erzählt er nach, was ihm Englebert Munyambonwa anvertraute.
Ein 66-Jähriger, der tagaus tagein durch die Kleinstadt seiner Heimat läuft, mittlerweile jeden Winkel kennt, sich dabei fröhlich unterhält und im Laufe des Tages viel trinkt, manchmal so viel, bis er zornig wird.
Obwohl er studiert hat, in Regierungsdiensten war, den Eltern auf dem Felde geholfen hat, mag er heute nicht mehr arbeiten oder sein altes Leben führen. Denn es ist einsam um ihn geworden, seit er das Massaker im Sumpf überlebt, zugleich jedoch die Familie verloren hat. Er will keine Probleme mehr.
Plötzlich umgab uns Stille. Jean Hatzfeld erzählt das Leben des Englebert Munyambonwa, aus dem Französischen von Ahlrich Meyer, Verlag Klaus Wagenbach Berlin, 112 Seiten, 9.90 Euro.