Nicht als Feministin hervorgetan
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In einem Instagram-Post forderte Lana Del Rey, über weibliche Schwäche und toxische Beziehungen singen zu dürfen, ohne dafür kritisiert zu werden. Dabei verglich sie sich mit schwarzen Musikerinnen − weshalb ihr Rassismus vorgeworfen wird.
Mit einem Instagram-Post hat Lana Del Rey am vergangenen Donnerstag für Aufsehen gesorgt. In einem Text mit dem Titel "Question for the Culture" wehrte sie sich gegen die Kritik, dass sie in ihren Songs Missbrauch und toxische Beziehungen glorifiziere. Sie schrieb: Da Doja Cat, Ariana (Grande), Camila (Cabello), Cardi B, Kehlani, Nicki Minaj und Beyoncé "mit Songs über's Sexy-sein, Keine-Kleidung-tragen, Ficken und Betrügen auf Nummer eins gelandet sind", könne sie darüber singen, wie man sich schön fühlen könne, wenn man verliebt sei, auch wenn die Beziehung nicht perfekt sei.
Weil es sich bei den meisten genannten Musikerinnen um Women of color handelt, wurde Lana Del Rey daraufhin Rassismus vorgeworfen. Die Künstlerin wies das zurück. Sie habe lediglich ihre Lieblingssängerinnen genannt.
Die Journalistin Azadê Peşmen sieht diese Äußerungen kritisch: Natürlich könne jede Frau über das singen, was sie möchte, "aber das kann man machen, ohne sich mit anderen Frauen zu vergleichen, die einen komplett anderen Werdegang hatten und andere Kämpfe kämpfen mussten als sie". Lana Del Rey habe dabei ihre eigene Privilegiertheit übersehen.
Anleitung zum Übergriff
"Was sie komplett außer Acht lässt, ist, dass Nicki Minaj und Beyoncé und andere schwarze Sängerinnen eben nicht in Ruhe und auch nicht kritiklos ihre Songs singen können, ohne dass sie zum Beispiel hypersexualisiert werden. Und dafür werden sie auch kritisiert", sagt Peşmen. Als schwarze Frauen hätten sie eine andere Position und es sei nicht so einfach wie von Lana del Rey dargestellt.
Die Musikerin habe sich in ihren Werken bisher nicht als große Feministin hervorgetan. Azadê Peşmen betont, Lana del Rey wirke wie ein Pin-up-Girl und repräsentiere Geschlechterrollen, die längst überholt seien. Sie singe viel über toxische Beziehungen, was sich zum Teil auch wie eine "Anleitung zum Übergriff" lese. Von einer Zeile wie "he hit me and it felt like a kiss" (aus dem Song "Ultraviolence", ein Zitat des gleichnamigen The Crystals-Songs von 1962) habe sich die Sängerin bereits distanziert.
(leg)
Hinweis: Wir haben die Passage über die im Beitrag genannten Musikerinnen präzisiert.