Kunst als Motor der Forschung − über Kunst
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Weil wichtige Aspekte bei der Planung für ein documenta Institut fehlen, hat die Kunsthochschule Kassel ein eigenes Konzept vorgestellt. Dieses müsse auch einen künstlerischen Lehrstuhl beinhalten, erläutert documenta-Professorin Nora Sternfeld.
Das Land Hessen, die Stadt Kassel, die documenta gGmbH, die Universität Kassel und der Bund planen ein Institut für die Forschung über die documenta, die bedeutendste zeitgenössische Kunstausstellung. Seit 2018 arbeitet Nora Steinfeld als documenta-Professorin an der Kunsthochschule Kassel. Auch sie soll sich unter anderem in den Aufbau eines zukünftigen documenta Instituts einbringen.
Immer wieder hätten sie und ihre Kollegen an der Kunsthochschule Kassel ihre Konzepte öffentlich gemacht, sagt Nora Sternfeld im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. "Allerdings findet das viel zu wenig Eingang in das, was sich in konkreter Planung mittlerweile befindet. Darum sind wir in die Offensive gegangen und haben unser Konzept für dieses Institut heute vorgestellt."
Kunst als zentraler Motor
Entscheidend sei, dass es am künftigen Institut, das die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der documenta erforschen soll, eine moderne Sichtweise auf die Kunst geben müsse. Dies werde in den bisherigen Planungen nicht berücksichtigt:
"Wir haben den Eindruck, dass die Sicht der Kunst, nämlich Kunst als Motor der Forschung, wie sie in den letzten 20 Jahren und auch auf der documenta ganz wesentlich vertreten war, aber auch Kunst als ein Kontext, in dem Haltung eingenommen wird, viel zu wenig in dem Prozess für dieses neue Institut, gehört und eingebunden wird."
Kunst müsse der Kern einer solchen Institution sein und darum müsse auch künstlerische Forschung mit einer künstlerischen Professur ein wesentliches Element der neuen Einrichtung sein, erläutert Sternfeld. Vorgangsweisen wie künstlerische Recherche, die Arbeit mit Archivmaterial oder biologischen Techniken und eine investigative, forschende Praxis, der es darum gehe, mit der Realität zu verhandeln, das seien moderne Techniken und ganz wesentlich für ein documenta Institut:
"Gerade auch, weil sie eben nicht von den Grenzen und Disziplinierungsformen der klassischen Wissenschaft so sehr eingegrenzt sind, werden da Fragen möglich, über die wir alle ja in den letzten Jahren diskutiert haben. Ein documenta Institut, das solche Herangehensweisen an die Forschung nicht einbeziehen würde, würde eher dem 20. als dem 21. Jahrhundert entsprechen."