"Ich bewundere seine recherchierende, widerständige Haltung"
Der Konzeptkünstler Mischa Kuball, 1959 in Düsseldorf geboren und bekannt für seine aufsehenerregenden, auch interaktiven, Lichtinstallationen, häufig im öffentlichen Raum im Gespräch über Hans Haacke, der heute in New York seinen 80. Geburtstag feiert.
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"Wirklich den Nerv treffen"
"Indirekt spricht durch meine Arbeiten, was ich mir für eine humanere Welt erträume", hat der Künstler Hans Haake einmal gesagt. International bekannt wurde er in den 60er- und 70er-Jahren. Mit den politischen Aussagen seiner Werke eckte er an.
Es gab Zeiten, da konnte man als Künstler noch verrissen werden, weil man zu provokativ war. Weil die künstlerische Kritik an den politischen Verhältnissen oder am Kunstbetrieb zu entlarvend war. Hans Haacke, der wohl bedeutendste deutsche Konzeptkünstler, bekam dies zu spüren: 1971 bescherte ihm seine Dokumentation über New Yorker Immobilienholdings die Ausladung aus dem Guggenheim-Museum.
Eine Absage mit Folgen, denn sie begründete den Ruf des 1936 in Köln geborenen Haacke als Polit-Künstler, der in den Folgejahren mehrmals zur Documenta eingeladen wurde und 1993 auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für seine Gestaltung des Deutschen Pavillons belohnt wurde: Er präsentierte ein Deutschland in Trümmern.
Anlässlich seines 80.Geburtstags kritisiert Hans Haacke die schwierigen Bedingungen für provokative Polit-Kunst, die sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt.
Da Museen bei großen Ausstellungen auf Sponsorengelder angewiesen seien, befürchteten diese, Sponsoren künftiger Ausstellungen zu vergraulen: "Und deswegen gibt es in vielen Institutionen etwas, was man Selbstzensur nennen könnte," sagte Haake im Deutschlandradio Kultur.
"Es gibt nicht so viele, die wirklich den Nerv treffen"
Ähnliche Mechanismen sieht Haacke auch bei Künstlern wirksam:
"Es gibt nicht so viele, die wirklich den Nerv treffen, wo Leute nervös werden. Ich werfe das den Künstlern nicht vor. Sagen wir, man wollte eine große Ausstellung zum Bankenwesen veranstalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Deutschland, den USA oder anderen Ländern Abnehmer dafür zu finden wären."
Im Rückblick auf seine Ausladung aus dem Guggenheim-Museums, und damit die Entscheidung, die Zustände im New York der 1970er Jahren nicht mit künstlerischen Mitteln anprangern zu lassen, erklärte Haacke:
"Also ich würde nicht sagen, dass das die schlechte alte Zeit ist im Vergleich zur gegenwärtigen sogenannten guten Zeit. Wenn Sie heute Punkte zur Sprache bringen, die wirklich den Nerv treffen, dann sind die meisten Institutionen auch nicht bereit die zu zeigen, weil sie ihre Spender, Förderer und im Zweifelsfall auch die politisch jeweils Machthabenden damit vergraulen können. Ich glaube im Prinzip hat sich wesentlich da nicht viel verändert."
Er selbst sei letztlich "weder in den Vereinigten Staaten noch in anderen Ländern zu einer größeren Ausstellung eingeladen worden. Nur in verhältnismäßig unabhängigen, wie in Deutschland bei der Akademie der Künste in Berlin." Dennoch habe er auch heute weiterhin das Bedürfnis, sich einzumischen.
An den Anlass seiner Dokumentation von 1971 über New Yorker Immobilienholdings erinnerte sich Haacke: "Zu der Zeit war New York ziemlich kaputt. New York war pleite es gab nichts, der Central Park war verwüstet. Da spielten sich die politischen Demonstrationen ab. Das ging wirklich um die Ausnutzung der Mieter in diesen verfallenen Häusern."