Vorwiegend heiter: Alondra de la Parra
Noch immer sind Dirigentinnen gegenüber ihren männlichen Mitstreitern stark in der Unterzahl und werden entsprechend genau beobachtet. Alondra de la Parra kann das gelassen sehen: sie dirigiert mittlerweile auf fünf Kontinenten.
Energie und Durchsetzungskraft braucht es dafür natürlich dennoch – zumal, wenn man seine jungen Jahre in einem Land wie Mexiko verbracht hat, dass immer noch stark vom Machismo geprägt ist. Einen Teil ihres weiteren Weges hat die Künstlerin dann in Europa zurückgelegt und steht so auch für das typische Bild einer jungen Interpretengeneration, die weltoffen, vielsprachig und mit verschiedenen Kulturkreisen vertraut ist.
Für ihr Bremer Programm bringt sie mit dem Ginastera-Stück als Start eine Reverenz an ihre lateinamerikanischen Wurzeln mit – und einen verspäteten Geburtstagsgruß an den argentinischen Komponisten, dessen 100. Geburtstag im Jahre 2016 zumindest im deutschsprachigen Raum unverdient wenig Resonanz fand. Aber es ist ja nie zu spät – und eine entsprechend optimistische Lebenszugewandtheit, die der Frau am Pult wohl auch persönlich eigen ist, bringen auch die weiteren Stücke des Programms: Beethovens 4. Klavierkonzert ist von all seinen einschlägigen Werken das lyrischste und lichteste, während sich Strawinsky wie Prokofjew im frühen 20. Jahrhundert, inmitten politischer und sozialer Umbrüche, unter Berufung auf die Klassiker Pergolesi und Haydn umso nachhaltiger den skurril burlesken, erotisch pikanten und lebensgenießerischen Seiten des Daseins zuwenden.
Konzerthaus Die Glocke, Bremen
Konzerthaus Die Glocke, Bremen
Aufzeichnung vom 12.09.2017
Alberto Ginastera
Alberto Ginastera
"Variaciones concertantes" für Orchester op. 23
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58
Igor Strawinsky
"Pulcinella", Suite für Orchester aus dem gleichnamigen Ballett
Sergej Prokofjew
Sinfonie Nr. 1 D-Dur op. 25 "Symphonie Classique"
Paul Lewis, Klavier
Paul Lewis, Klavier
Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Leitung: Alondra de la Parra