Sie können die Uraufführung der Oper "Trump – A Theatrical Concert by Gene Pritsker" im Live-Stream verfolgen, am 9.November um 1.00 Uhr deutscher Zeit, also am 8. November 19 Uhr Ortszeit New York .
Trump, der Teufel
Donald Trump wird der erste Präsidentschaftskandidat der USA sein, dem ein Bühnenwerk gewidmet ist. In New York wird am heutigen Wahlabend ein Violinkonzert von Gene Pritsker aufgeführt − mit Trump als Ausgeburt der Hölle.
So könnte es in etwa klingen, wenn heute Abend um 19 Uhr New Yorker Zeit das neue Stück von Gene Pritsker uraufgeführt wird – Trump, ein theatralisches Konzert. Pritsker ist einer der wichtigen Komponisten der neuen Musik, hat Soundtracks von Tom Tykwer ebenso arrangiert wie die Stücke von Joe Zawinul und Weather Report für das von ihm mitbegründete Absolute Ensemble. Auch beim Kurt Weill Fest in Dessau ist er schon eine Art Stammgast. Dabei ist er aber auch Rapper und Heavy Metall-Fan. Nun also ein dramatisches Violinkonzert für Phillipe Quint und das Absolut Ensemble unter seinem Dirigenten Kristian Järvi.
"Ich sprach mit meinem Freund Phillipe Quint, dem Violinisten, über Projekte, die wir angehen wollten. Wir sprachen über ein neues Konzert für Violine oder für das Absolute Ensemble und irgendwann sagte Kristian als Witz: Warum machen wir nicht was Thematisches? Und ich platzte raus – okay, Trump, die Oper! Alle lachten. Aber als ich dann einen Augenblick nachdachte, war das gar keine schlechte Idee!"
Das Buch der Hölle
Doch wie hat man sich so ein dramatisches Violinkonzert vorzustellen? Bisher gibt es ja noch nichts Vergleichbares.
"Es ist ein 45-minütiges Violinkonzert, in dem der Violinist sehr komplizierte Musik spielen muss. Aber er spielt auch eine Rolle – er ist der Teufel. Und er war ja immer derjenige, der die Menschen zu bösen Taten anstachelte. Im Laufe des Konzertes kommen Trump, seine Frau Melania und Tochter Ivanka zu ihm auf die Bühne, sie singen ihre Arien, aber die Violine ist immer präsent. Alles beginnt mit dem Teufel, der in einem dicken Buch blättert, welches man in einem Video sehen kann – das Buch der Hölle mit all seinen Missetaten. Und wenn er bei Trump angekommen ist, dann geht das Konzert los. Das Kammerensemble tritt auch als Unterstützer oder Gegendemonstranten auf. Auch sie sind Teil der Show!"
Schon im August entstand die Idee zu diesem neuen Bühnenwerk, die Komposition ist also schon vier Monate alt. Aber alles, was seitdem um Donald Trump weiterhin passiert ist, könnte auch Eingang in ein neues Musical finden, welches auf diesem Konzert beruht. Gespräche mit verschiedenen Produzenten laufen bereits. Dabei standen die beiden Protagonisten – der Komponist Gene Pritsker und Violinist Phillipe Quint – am Anfang nicht nur vor der Frage, wie man diese Geschichte umsetzen könnte oder sollte, sondern auch – wie lange trägt die Geschichte überhaupt? Denn im August war noch lange nicht klar, dass Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert wird. Das forderte besonderen Einsatz.
"Ich bin ganz bestimmt kein Trump-Anhänger. Ich hasse diesen Typen. Aber als ich das Stück schrieb, befanden Phillipe und ich uns plötzlich in einer verrückten Situation: er war damals noch im Wahlkampf, um als Kandidat aufgestellt zu werden. Also haben wir damals sogar für ihn gestimmt, weil wir ihn für unsere Geschichte brauchten! Wir haben für ihn gestimmt und hatten doch riesige Angst, er könnte als Kandidat nominiert werden."
Von einem Fettnapf in den nächsten
Was danach kam, das wissen wir. Er wurde nominiert, er trat von einem Fettnapf in den nächsten und doch kam er immer wieder wie der sprichwörtliche Geist aus der Flasche neu zurück ins Rennen um die Präsidentschaft. Seine harten Fans allerdings zweifelten nie daran. Und so werden auch die Teil der Aufführung.
"Wir hatten schon Bedenken wegen seiner Anhänger, auch wenn die mit Kultur nicht so viel am Hut haben und kaum in ein Violinkonzert gehen. Aber vielleicht sehen sie nur Trump und sehen darin ein Unterstützungskonzert. Wir haben auch darüber gesprochen, dass da Anhänger von ihm auf die Bühne springen könnten. Und ich sagte: dass MUSS passieren! Das wird Teil der Show. Also wird ein Freund von mir im Publikum sitzen, er hat diesen Make- America-big-again-Hut auf dem Kopf, ein entsprechendes T-Shirt an und an einem Punkt wird er auf die Bühne stürmen und wild rumschreien, was für Verräter wir sind, bis die Sicherheitskräfte ihn rausführen."
Für schräge Unterhaltung ist heute Abend also zumindest in New York gesorgt. Aber musste es denn für die Uraufführung direkt der Wahltag selbst sein? Immerhin könnte das ja auch nach hinten losgehen, sollte Trump gewinnen.
"Wir wollten das Stück eigentlich etwas früher aufführen – also vor der Wahl. Da wären die Leute dann noch im Wahlfieber gewesen. Aber der Tag der Wahl ist auch gut. Einige Leute werden nervös über den Wahlausgang nachdenken, aber wir feiern im Anschluss einfach eine Party und sehen uns den Wahlausgang auf einem großen Bildschirm im Klub an."