Die ganze Musikliteratur im Kopf
Im Februar 2016 wird der ungarische Komponist György Kurtág 90 Jahre alt. Ein Fest zu Ehren des Künstlers mit einem regelrechten Konzertmarathon und vielen bekannten und engagierten Künstlern fand schon im Dezember an der Berliner Hanns-Eisler-Musikhochschule statt.
Der ungarische Komponist György Kurtág bereichert das musikalische Leben der Stadt Berlin seit Jahrzehnten. Von 1993 bis 1995 war er Composer in Residence der Berliner Philharmoniker und pflegt seit langem eine enge künstlerische Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Dort ehrt man den Komponisten, der im kommenden Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, mit einem zweitägigen Festival: Beim Eröffnungskonzert am 11. Dezember spielten neben Tabea Zimmermann und dem Vogler Quartett Lehrende, Ehemalige und Studierende der Hochschule Vokal-, Solo- und Kammermusikwerke von Kurtág.
György Kurtágs internationale Karriere begann in einem Alter, in dem andere Komponisten längst ihre Pension erhalten, so sie denn einen festen Job hatten. György Kurtág gilt heute als der bedeutendste lebende Komponist Ungarns.
György Kurtág wurde 1926 in Lugoj im rumänischen Banat geboren. Als er 11 Jahre alt war, hörte er im Radio Franz Schuberts "Unvollendete". In diesem Moment war klar, Musik würde etwas sehr wichtiges in seinem Leben werden. Kurtág studierte später in Budapest. Doch er wuchs in einer Zeit einer rigiden Politik - auch im Kulturbereich - auf. Neue Musik war da nur bedingt akzeptiert. Der Komponist erlebte diese Jahre wie im Dämmerzustand, bis er nach dem antisowjetischen Aufstand 1956 zum Studium nach Paris gehen konnte. Anders als sein Freund György Ligeti ging er allerdings nach Budapest zurück und blieb in Ungarn wohnen.
"Manchmal gelingt es ganz zufällig, aus dem Nichts etwas Gutes zu schaffen. Aber sehr oft gelingt das eben nicht!", sagte György Kurtág einmal (in den Gesprächen 1982-85).
Seine Musik bietet höchste Konzentration und radikale Beschränkung. Kurtág ist ein Meister der Miniatur. Öffentlichkeitsträchtige Opulenz ist ihr fremd. In seinem langen Leben hat er weniger als ein Werk im Jahr komponiert; kein sinfonisches Werk, keine Klanginstallation, eine Oper ist noch in Arbeit. Doch seine Kammermusik, seine Quartette, Duo- und Ensemblestücke sowie seine Volkalzyklen sind Meisterwerke, die in den letzten Jahren zunehmend häufiger gespielt werden.
Seine Musik bietet höchste Konzentration und radikale Beschränkung. Kurtág ist ein Meister der Miniatur. Öffentlichkeitsträchtige Opulenz ist ihr fremd. In seinem langen Leben hat er weniger als ein Werk im Jahr komponiert; kein sinfonisches Werk, keine Klanginstallation, eine Oper ist noch in Arbeit. Doch seine Kammermusik, seine Quartette, Duo- und Ensemblestücke sowie seine Volkalzyklen sind Meisterwerke, die in den letzten Jahren zunehmend häufiger gespielt werden.
Er habe die ganze Musikliteratur in seinem Kopf, erzählen jene, die Kurtág getroffen und mit ihm gearbeitet haben. In der Berliner Hochschule für Musik "Hanns Eisler" war der ungarische Komponist oft zu Gast. Deshalb ist hier genau der richtige Ort, um vor dem Kurtág-Jubiläumsjahr schon jetzt die wichtigsten Kammermusikwerke des Komponisten in vier Konzerten am zweiten Dezember-Wochenende aufzuführen und Weggefährten und Musiker zu Wort kommen zu lassen.
Für György Kurtág
Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin, Marstall
Aufzeichnung vom 11. Dezember 2015
Werke von György Kurtág
Streichquartett op.1
Vogler Quartett
Acht Klavierstücke op. 3
Olga Gavryliuk, Klavier
"Die kleine Klemme" für Piccolo, Posaune und Gitarre op. 15 b
Rafal Zolkos, Piccolo-Flöte
Marten Bötjer, Posaune
Hendrik Schacht, Gitarre
"Signs, Games and Messages" für Viola
Tabea Zimmermann, Viola
"Hölderlin-Gesänge" für Bariton und Instrumente op. 35
Martin Bruns, Bariton
Olaf Ott, Posaune
Sebastian Wagemann, Tuba
"Hommage à R. Sch." für Klarinette, Viola und Klavier op. 15d
Shirley Brill, Klarinette
Tabea Zimmermann, Viola
Jonathan Aner, Klavier