Kopftuch mit Bewegungsfreiheit
Die niederländische Designerin Cindy van den Bremen entwirft Kopftücher für muslimische Mädchen, mit denen sie skaten, HipHop tanzen und ohne Verletzungsgefahr am Schulsport teilnehmen können. Aus dem Projekt, das als Diplomarbeit an der Designakademie Eindhoven begann, ist das Label "Capsters" entstanden. Eine Firma mit Kundinnen auf der ganzen Welt.
"Ich habe es draußen geparkt. Das Klapprad ist praktisch, wenn ich - wie heute - drei Treffen in Amsterdam habe. Ich muss dann nicht meine Zeit in Bussen und Straßenbahnen vertrödeln."
Beherzt lenkt die 36-jährige Modemacherin ihre Schritte in einen Seitenraum des Foyers und lässt sich auf einen Stuhl fallen. In ihrem einfachen Strickpullover und dem geblümten Rock sieht sie nicht gerade aus wie eine extravagante Designerin. Schlank ist sie. Kinnlanges blondes Haar, blaue Augen und ein Gesicht, in dem das Lachen zuhause ist. An die Rolle der vielbeschäftigten Unternehmerin hat sie sich noch nicht gewöhnt.
"Actually I have to confess that I'm not a great business woman!"
Als Cindy van den Bremen 1998 anfing, sich mit dem Tschador zu beschäftigen, hätte sie sich nicht träumen lassen, dass daraus eine Geschäftsidee werden könnte. Auslöser war ein Zeitungsartikel über eine muslimische Schülerin, die vom Sportunterricht ausgeschlossen wurde, weil sie sich weigerte, ihr Kopftuch abzulegen. Der Fall ging vor das niederländische Komitee für Gleichbehandlung:
"Der Ausschuss gab dem Lehrer, der für seine Entscheidung Sicherheitsgründe anführte, recht. Als Alternative schlug man dem Mädchen für den Sportunterricht Badekappe und Rollkragen vor."
Cindy van den Bremen verzieht das Gesicht. Wer möchte schon mit einer Gummikappe auf dem Kopf zum Zirkeltraining antreten? Damals beschloss sie, die Suche nach einer pragmatischen Lösung zum Thema ihrer Diplomarbeit an der Designakademie Eindhoven zu machen. Sie vertiefte sich in die Literatur und sprach mit muslimischen Mädchen:
"Sie haben meine Vorurteile weggeblasen. Besonders drei Musliminnen, die in einem Amsterdamer Studentenwohnheim lebten. Jung und unabhängig, wie ich. Ihr Kopftuch trugen sie, weil sie es wollten. Das hat mich beeindruckt. Bei meinen Recherchen bin ich auf viele gebildete Frauen gestoßen, die den Tschador aus eigenem Antrieb tragen. Mir wurde klar, dass unser Bild von Musliminnen sehr einseitig ist."
Cindy van den Bremen entwarf Kopftücher zum Skaten, Tennis spielen und Ski fahren. Als sie ihre Kollektion auf der Diplomausstellung der Designakademie präsentierte, löste das Projekt ein enormes Echo in den Medien aus.
"Und plötzlich bekam ich E-Mails mit Bestellungen. Das hat mich völlig überrascht!"
Es dauerte dann auch noch zwei Jahre, bis sie ihr Label "Capsters" gegründet und die Logistik für einen Internet-Versand aufgebaut hatte. Ihr Konzept - das zeigte sich schnell - trifft den Nerv der Zeit:
"Die meisten Kundinnen sind unabhängige junge Migrantinnen in westlichen Ländern. Sie wollen die westliche Mode mit ihrem Kopftuch verbinden."
Seit Gründung des Internet-Shops wächst die Nachfrage. Inzwischen lässt Cindy van den Bremen die Ware in Fernost nähen, arbeitet mit einer Geschäftspartnerin zusammen und hat mehrere Angestellte. Ihre Sportkollektion schaffte es sogar bis ins New Yorker Museum of Modern Art:
"Die Kuratorin schickte mir eine E-Mail. Ich hatte ihren Namen noch nie gehört. Aber die japanische Designerin, bei der ich gerade zu Besuch war, fiel fast vom Stuhl... Klar: Ich fühlte mich geschmeichelt. Aber mein Ziel war das nie. Ich mache mein Design für Menschen, nicht fürs Museum."
Viele ihrer Ideen bringt sie aus dem Ausland mit:
"Ich liebe Reisen! Ich bin Optimistin und konzentriere mich auf das, was uns Menschen verbindet."
Schon als Kind ist Cindy van den Bremen, die in behüteten Verhältnissen im südholländischen Vlissingen aufwuchs, viel gereist. Oft nach Irland. Später verbrachte sie ein Schuljahr in den USA und kehrte zum Studieren dorthin zurück. Im Ausland habe sie nicht nur andere Kulturen kennen gelernt, sondern auch viel über ihre eigene erfahren, erzählt sie:
"Mir wurde klar, wie einfach und unhierarchisch wir in den Niederlanden miteinander umgehen."
Ihr langjähriger Freund ist Türke. Mit ihm lebt sie in einem Haus in Eindhoven zusammen. Demnächst wollen die beiden heiraten. Kinder haben sie nicht. Dafür fehlt einfach die Zeit, bedauert die Designern. Aber Cindy van den Bremen hält sich nicht lange mit Lamentieren auf. Sie will gestalten, vermitteln und Lösungen finden. Bevor sie wieder auf ihr Klapprad steigt, sagt sie noch:
"Ich hätte nie gedacht, dass mir die Beschäftigung mit dem Kopftuch auch nach zehn Jahren noch so viel Freude macht."
Beherzt lenkt die 36-jährige Modemacherin ihre Schritte in einen Seitenraum des Foyers und lässt sich auf einen Stuhl fallen. In ihrem einfachen Strickpullover und dem geblümten Rock sieht sie nicht gerade aus wie eine extravagante Designerin. Schlank ist sie. Kinnlanges blondes Haar, blaue Augen und ein Gesicht, in dem das Lachen zuhause ist. An die Rolle der vielbeschäftigten Unternehmerin hat sie sich noch nicht gewöhnt.
"Actually I have to confess that I'm not a great business woman!"
Als Cindy van den Bremen 1998 anfing, sich mit dem Tschador zu beschäftigen, hätte sie sich nicht träumen lassen, dass daraus eine Geschäftsidee werden könnte. Auslöser war ein Zeitungsartikel über eine muslimische Schülerin, die vom Sportunterricht ausgeschlossen wurde, weil sie sich weigerte, ihr Kopftuch abzulegen. Der Fall ging vor das niederländische Komitee für Gleichbehandlung:
"Der Ausschuss gab dem Lehrer, der für seine Entscheidung Sicherheitsgründe anführte, recht. Als Alternative schlug man dem Mädchen für den Sportunterricht Badekappe und Rollkragen vor."
Cindy van den Bremen verzieht das Gesicht. Wer möchte schon mit einer Gummikappe auf dem Kopf zum Zirkeltraining antreten? Damals beschloss sie, die Suche nach einer pragmatischen Lösung zum Thema ihrer Diplomarbeit an der Designakademie Eindhoven zu machen. Sie vertiefte sich in die Literatur und sprach mit muslimischen Mädchen:
"Sie haben meine Vorurteile weggeblasen. Besonders drei Musliminnen, die in einem Amsterdamer Studentenwohnheim lebten. Jung und unabhängig, wie ich. Ihr Kopftuch trugen sie, weil sie es wollten. Das hat mich beeindruckt. Bei meinen Recherchen bin ich auf viele gebildete Frauen gestoßen, die den Tschador aus eigenem Antrieb tragen. Mir wurde klar, dass unser Bild von Musliminnen sehr einseitig ist."
Cindy van den Bremen entwarf Kopftücher zum Skaten, Tennis spielen und Ski fahren. Als sie ihre Kollektion auf der Diplomausstellung der Designakademie präsentierte, löste das Projekt ein enormes Echo in den Medien aus.
"Und plötzlich bekam ich E-Mails mit Bestellungen. Das hat mich völlig überrascht!"
Es dauerte dann auch noch zwei Jahre, bis sie ihr Label "Capsters" gegründet und die Logistik für einen Internet-Versand aufgebaut hatte. Ihr Konzept - das zeigte sich schnell - trifft den Nerv der Zeit:
"Die meisten Kundinnen sind unabhängige junge Migrantinnen in westlichen Ländern. Sie wollen die westliche Mode mit ihrem Kopftuch verbinden."
Seit Gründung des Internet-Shops wächst die Nachfrage. Inzwischen lässt Cindy van den Bremen die Ware in Fernost nähen, arbeitet mit einer Geschäftspartnerin zusammen und hat mehrere Angestellte. Ihre Sportkollektion schaffte es sogar bis ins New Yorker Museum of Modern Art:
"Die Kuratorin schickte mir eine E-Mail. Ich hatte ihren Namen noch nie gehört. Aber die japanische Designerin, bei der ich gerade zu Besuch war, fiel fast vom Stuhl... Klar: Ich fühlte mich geschmeichelt. Aber mein Ziel war das nie. Ich mache mein Design für Menschen, nicht fürs Museum."
Viele ihrer Ideen bringt sie aus dem Ausland mit:
"Ich liebe Reisen! Ich bin Optimistin und konzentriere mich auf das, was uns Menschen verbindet."
Schon als Kind ist Cindy van den Bremen, die in behüteten Verhältnissen im südholländischen Vlissingen aufwuchs, viel gereist. Oft nach Irland. Später verbrachte sie ein Schuljahr in den USA und kehrte zum Studieren dorthin zurück. Im Ausland habe sie nicht nur andere Kulturen kennen gelernt, sondern auch viel über ihre eigene erfahren, erzählt sie:
"Mir wurde klar, wie einfach und unhierarchisch wir in den Niederlanden miteinander umgehen."
Ihr langjähriger Freund ist Türke. Mit ihm lebt sie in einem Haus in Eindhoven zusammen. Demnächst wollen die beiden heiraten. Kinder haben sie nicht. Dafür fehlt einfach die Zeit, bedauert die Designern. Aber Cindy van den Bremen hält sich nicht lange mit Lamentieren auf. Sie will gestalten, vermitteln und Lösungen finden. Bevor sie wieder auf ihr Klapprad steigt, sagt sie noch:
"Ich hätte nie gedacht, dass mir die Beschäftigung mit dem Kopftuch auch nach zehn Jahren noch so viel Freude macht."